1 | 9. Kapitel

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Nachdem Dumbledore geendet hatte, fingen alle Schüler an, durcheinander zu reden. Bänke wurden gerückt und die älteren Schüler strömten aus der großen Halle hinaus. Nur wir Erstklässler blieben verloren sitzen.

Ein älterer Schüler, das Abzeichen an seiner Brust wies ihn als Vertrauensschüler aus, stand im Gang und rief laut: "Alle Erstklässler, hier her! Erstklässler, beeilt euch, in eine Reihe bitte!" Der Schüler hatte seine liebe Mühe. Schließlich jedoch standen alle in einer Reihe, er drehte sich um und winkte uns, ihm zu folgen.

Vor der Halle entdeckte ich Harry und Ron in einer ähnlichen Reihe. Sie folgten einem großen Jungen mit roten Haaren - etwa noch ein Weasley? - die große Marmortreppe hinauf. Doch der Vertrauensschüler aus Slytherin führte uns links an der Treppe vorbei. Wir liefen ihm durch schmale verwinkelte Gänge hinterher und ich merkte, wie ich zunehmend anfing zu frösteln. Nur noch einzelne Fackeln erhellten die Wände und somit war es bitterkalt.

Gerade, als ich anfing mir zu wünschen, einen dickeren Umhang mitgenommen zu haben, hielten wir vor einer schlichten Steinwand an. "Intrigen!", sagte der Schüler klar und deutlich zu der Steinwand und eine versteckte Tür glitt auf.

Der Gemeinschaftsraum der Slytherins war ein lang gezogenes unterirdisches Verlies mit hohen Steinwänden. Grünliche Kugellampen hingen an Ketten von der Decke. Am anderen Ende des Raumes konnte ich ein Feuer prasseln sehen. Die Wände waren mit Gemälden und Bannern geschmückt, Teppiche waren auf dem Boden verteilt und elegante Sofas standen im Raum und um den Kamin herum. Es erinnerte mich stark an zu Hause.

"Nun denn, willkommen in Slytherin. Das Passwort müsst ihr euch selbstverständlich merken und sollte es geändert werden, erfahrt ihr dies am schwarzen Brett. Bevor ich es vergesse, es darf natürlich genauso wenig an die Mitglieder anderer Häuser weitergegeben werden. Wir wollen hier im Gemeinschaftsraum keine Blutsverräter oder gar Schlammblüter haben."

Einzelne Lacher ertönten und ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass einer davon von Malfoy kam. Der Vertrauensschüler fuhr fort: "Mädchen, da hinten links geht es seitlich einen Gang hinein, dieser führt in die Schlafsäle. Ihr geht augenblicklich schlafen. Morgen bleibt noch genügend Zeit zum Quatschen. Jungs, folgt mir!"

Zusammen mit den anderen Slytherins Mädchen lief ich den schmalen Gang entlang. Was der Vertrauensschüler nicht erwähnt hatte, war, dass es eine sehr schmale Treppe gab. Okay, keine Treppe. Drei Stufen hatten eine solche Bezeichnung in meinen Augen noch nicht verdient. Vorsichtig kletterten wir die Stufen hinunter und kamen in einen weiteren Gang, von dem mehrere Türen abzweigten.

Die Schilder lesend, liefen wir an den Türen vorbei. Schließlich fanden wir unsere. Auf einem Schild stand:

Caitlyn Snape
Millicent Bulstrode
Pansy Parkinson
Daphne Greengrass
Noreen Smethwyck

1. Jahr

Unschlüssig sahen wir uns an. Nun denn, ich trat vor, legte die Hand auf die Türklinke, atmete einmal tief ein und öffnete die Tür.

Der Schlafsaal war groß. Ähnlich wie im Gemeinschaftsraum bestanden die Wände aus Stein und waren teils mit Slytherins Bannern verhängt. Im Raum verteilt standen fünf Himmelbetten mit smaragdgrünen Vorhängen und passend dazu fünf Schränke aus dunklem Holz. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine riesige Glasscheibe, durch die dunkelgrünes Licht hereinfiel. Jedoch war diese kaum nennenswert. Man konnte nicht viel mehr sehen als mit normalem Licht auch. Und an den Fußenden unseren Betten lagen unsere Koffer. Ich lief zu meinem und holte mir ein Nachthemd heraus.

Ich war todmüde. Als ich mich zu den anderen Mädchen umdrehte, konnte ich sehen, dass auch sie in ihren Koffern wühlten. Nur das Mädchen, welches das Bett neben mir hatte, starrte fassungslos in den Schlafsaal.

"Was ist los?" Fragend sah ich sie an.

"Das ist alles nur so unwirklich", hauchte sie mehr, als dass sie es sagte. Ich runzelte die Stirn. Wir Reinblüter waren solchen Luxus normalerweise gewohnt. Schließlich waren unsere Familien meist unheimlich reich. Die Weasleys ignoriere ich jetzt einfach mal.

Auf meine gerunzelte Stirn fügte Noreen hastig hinzu: "Ich meine, klar, sollte ich diesen Luxus gewöhnt sein, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass das alles hier noch schöner ist als bei mir zu Hause."

Abschätzend blickte ich mich um. Luxuriös? - Ja. Aber schöner als zu Hause? - Nein. Um ehrlich zu sein, zweifelte ich ein wenig daran, dass mir das Mädchen gerade die Wahrheit gesagt hatte. Dafür hatte sie zu lange gezögert. Trotzdem lächelte ich. "Wie heißt du?"

"Noreen Smethwyck, und du?"

"Ich bin Caitlyn Snape."

Ich musterte sie etwas genauer. Sie hatte blondes langes Haar, wie eigentlich sehr viele Slytherins und stechend blaue Augen. Allerdings wirkte sie bei weitem nicht so arrogant. Somit wahrscheinlich eher meine Wellenlänge.

Noreen holte mich aus meinen Gedankengängen: "Können wir morgen zusammen zum Unterricht und zum Essen gehen? Ich kenne hier sonst noch niemanden." Ich nickte kurz, wünschte ihr und den anderen eine gute Nacht, drehte mich um und schlüpfte unter meine warme Bettdecke.

Vielleicht könnten Noreen und ich Freundinnen werden, dachte ich noch, bevor ich von Morpheus in die Arme geschlossen wurde.

Unknown Potter I - Secrets of the PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt