1 | 18. Kapitel

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Die Zeit verflog schnell. Nicht mehr lange und ich würde mein erstes Quidditchspiel spielen. Gegen Gryffindor. Flint war in den letzten Wochen unendlich hart geworden. Jeden Abend wollte er trainieren und ließ sich auch von strömendem Regen nicht abschrecken.

Ich hatte mich inzwischen als Kleinste im Team relativ gut eingewöhnt und nicht mehr so große Probleme selbst Quaffel von Adrian zu fangen. Trotz allem waren wir alle ziemlich geschafft.

Die letzten Tage vor dem Spiel schließlich wurden unerträglich. Wir Slytherins hackten regelmäßig auf den Gryffindors rum, doch andersherum war es nicht viel besser. Gerade mit Ron konnte ich kein Wort mehr wechseln, ohne dass er abfällige Kommentare fallen ließ. Ich war froh, dass wie durch ein Wunder noch nicht bekannt war, dass ich die neue Jägerin in Slytherin war. Dann hätte ich glaube ich kein einziges Gespräch mit Ron mehr überlebt. Doch seltsamerweise wurde auch Harry mit jedem Tag blasser. Wieso wusste ich nicht.

Und noch etwas war neu, seit Halloween waren Harry und Ron nicht mehr alleine unterwegs. Hermine Granger, das nervige Mädchen aus den Zug, hatte sich als doch nicht so nervig herausgestellt. Sie war der Grund gewesen, wieso die beiden Jungs in die Kerker gelaufen waren. Dank Rons großer Klappe hatte sich Granger in einer Toilette eingeschlossen, in der leider hinterher der Troll gewesen war. Doch Harry und Ron hatten sie letztendlich vor diesem gerettet.

Heute war es soweit. Heute hieß es: Gryffindor gegen Slytherin. 

Beim Frühstück bekam ich keinen einzigen Bissen runter. Anders als sonst saß ich heute mit dem gesamten Team zusammen. Flint und die anderen versuchten alles, um mich dazu zu bringen, wenigstens etwas zu essen. Doch ich hatte das sichere Gefühl, dass ich mich dann übergeben würde. Wie konnten die Jungs nur so entspannt sein? Wenn das mit der typischen Slytherin Arroganz zusammenhing, dann war ich mir im Moment absolut nicht sicher, ob ich im richtigen Haus war.

Glücklicherweise gab Flint es am Ende auf und befahl uns alle runter zum Quidditchfeld, wo wir uns in die Umkleiden begaben.

"Cat, du schaffst das!"

Weiterhin blickte ich durch die schmalen Ritzen, durch die ich die sich langsam füllenden Tribüne sehen konnte. "Hey, Cat!" Adrian berührte mich vorsichtig an der Schulter. Ganz leicht wendete ich den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass ich ihm zuhörte. "Weißt du, vor meinem ersten Spiel war ich auch aufgeregt."

"Aufgeregt?" Ich lachte trocken. "Wenn es Aufregung ist, dass ich das Gefühl habe, jeden Moment meinen Magen auskotzen zu können, dann bin ich ja beruhigt."

"Du bist in letzter Zeit echt gut geworden. Du brauchst dich nicht mehr verstecken wie am Anfang."

Jetzt drehte ich mich doch um und boxte ihm scherzhaft gegen die Schulter. "Ich soll mich zwischen euch verstecken müssen?"

Adrian lachte. "Da ist sie wieder, die freche Cat. Und jetzt sag mir, dass du das schaffst!" Ich verzog erneut das Gesicht. Stimmt, da war ja noch was.

"Willkommen, willkommen!", schallte die Stimme des Stadionsprechers durch das Stadion.

"Los! Snape, Pucey, was macht ihr da? Kaffeekränzchen?" Adrian und ich schnappten uns unsere Besen und stellten uns zusammen mit Graham hinter Flint auf. 

Adrian stieß mich erneut in die Seite. "Also, sag mir, dass du das schaffst!"

Im selben Moment ging das Tor vor uns auf. Mit einem Mal sah ich das gesamte Stadion unterteilt in einen grün silbernen und einen rot goldenen Block. Gryffindor und Slytherin.

"Ich schaffe das!", sagte ich und stieß mich wie meine Teamkollegen vom Boden ab. Wir schossen in die Luft, drehten eine Runde durchs Stadion und fanden uns in der Mitte in einem Kreis ein.

Ein kleines Stück über uns schwebten die Sucher. Miles Bletchley und - ich traute meinen Augen kaum. Harry!

Kurze Zeit war ich abgelenkt, bis mich Madam Hoochs gellende Stimme aus den Gedanken riss: "Ich will ein ordentliches und faires Spiel sehen! Drei ... Zwei ... Eins ..."

Sie warf den Quaffel in die Luft und stieß mit dem Fuß gegen die Ballkiste, um auch die anderen drei Bälle zu befreien. Wie automatisch schnellte ich vor, um mir den Quaffel zu sichern und erreichte ihn knapp vor der schwarzhaarigen Gryffindorjägerin. Durch die Stadion Lautsprecher hörte ich den Stadionsprecher stöhnen. Lee Jordan hieß er glaube ich.

Rasch gab ich den Quaffel an Graham weiter, der wiederum an Adrian abgab. Ich flog ebenfalls in Richtung Torstangen und Adrian warf den Quaffel zu mir. Gerade eben schaffte ich es, ihn zu fangen, nutzte jedoch den Schwung, um ihn geradewegs durch den mittleren Ring zu werfen. Wood hatte keine Chance.

"Zehn zu Null für Slytherin!", halte Lee Jordans Stimme durch Stadion. Ich stieß einen kurzen Jubelschrei aus, doch lange konnte ich mich nicht ausruhen. Das Spiel ging weiter.

Langsam merkte ich, wie meine Nervosität verschwand und ich vielmehr das Spiel genoss. Gegen die Gryffindorjägerinnen zu spielen, war einfacher als ich gedacht hatte. Ja, auch sie waren gut. Aber sie hatten längst nicht so viel Kraft wie Adrian und Graham, um eine Wucht hinter den Quaffel zu legen, dass es dich fast vom Besen warf.

Gerade wich ich einem Klatscher aus, als ein Raunen durchs Stadion ging. Mein Blick wanderte durchs Stadion, auf der Suche nach der Ursache und entdeckte diese auch recht schnell. Harrys Besen bockte. Er versuchte regelrecht Harry abzuschütteln. Als Harry mit vom Besen rutschte und es lediglich schaffte, sich noch mit einer Hand festzuhalten, schien das ganze Stadion die Luft anzuhalten. Selbst die Slytherins hielten ihre Blicke wie gebannt auf Harry. 

Die Weasley Zwillinge flogen unterdessen direkt unter Harry um ihn im Zweifelsfall auffangen zu können. Doch es war nicht mehr nötig. Mit einem Mal, war der ganze Spuk vorbei. Harrys Besen beruhigte sich wieder, Harry schaffte es, sich wieder auf seinen Besen zu ziehen und das gesamte Stadion schien aus seiner Starre aufzuwachen. Mit derselben Schnelligkeit wie vorher, ging das Spiel weiter.

Dann ging es rasend schnell. Ohne dass ich mitbekam wie, stand Harry plötzlich unten am Boden und hielt den goldenen Schnatz in die Höhe. "Harry hat den Schnatz gefangen! 310 zu 200. Gryffindor hat gewonnen!"

Die gesamte rot goldene Kurve brach in Jubel aus und das Team landete um Harry herum.
Ich gönnte es ihm. Dennoch war ich enttäuscht. Geknickt ließ ich mich in Richtung Boden sinken. Kurz bevor ich in den Umkleiden verschwinden konnte, wurde ich am Handgelenk herumgezogen.

"Hey, Cat!"

"Glückwunsch, Harry! Echt!", sagte ich mit belegter Stimme.

"Danke. Du, Cat, auch wenn Ron und Hermine furchtbar wütend auf mich sein werden - aber wartest du gleich vor den Umkleiden?"

Fragend sah ich ihn an. "Warum? Ich habe nicht vor, mit euch feiern zu gehen. Sorry, aber danach steht mir jetzt echt nicht der Sinn!"

"Nein, nicht feiern, du wirst schon sehen wieso. Ok?" Flehentlich sah der schwarzhaarige Junge mich an. Ich seufzte noch einmal, nickte, drehte mich um und verschwand in den Umkleiden.

Unknown Potter I - Secrets of the PastWhere stories live. Discover now