1 | 24. Kapitel

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Meiner Meinung nach ging es mir längst wieder gut, aber Madam Pomfrey, die Schulkrankenschwester, war natürlich anderer Meinung. Seit unserem Ausflug in den verbotenen Korridor ließ sie uns nicht gehen und umsorgte uns, wo es nur ging. Mir ging sie damit gehörig auf die Nerven, doch Harry schien es zu genießen. Zudem bekamen wir täglich Besuch. Zu meiner Überraschung, hatte selbst Draco Malfoy sich dazu bequemt, im Krankenflügel aufzutauchen. Er hatte mich gefragt, wie es mir ginge, worauf ich mit 'gut' geantwortet hatte. Danach hatten wir uns fünf Minuten lang angeschwiegen bis Malfoy erklärt hatte, er müsse gehen.

Ein anderes Mal hatten sich Noreen, Hermine und Ron heftig gestritten. Vor allem Ron hatte sich nicht zusammenreißen können. Wobei ausnahmsweise nicht ich seine Zielscheibe war, sondern Noreen. Er hatte sie als hinterhältige Schlange und anderes betitelt, bis Madam Pomfrey dem ein Ende gesetzt hatte.

Inzwischen war der vorletzte Schultag angebrochen und wir versuchten alles, um die Krankenschwester davon zu überzeugen, dass es uns gut genug ginge, um am Jahresabschlussfest morgen teilzunehmen. Sie blieb stur. Ihrer Ansicht nach sollten wir so lange es ging in ihrer Obhut bleiben.

Gegen Abend tauchte schließlich mein Vater auf. Er rauschte wie jedes Mal zu meinem Bett, würdigte Harry keines Blickes und zog einen Muffliato-Zauber um uns, welcher verhinderte, dass jemand uns belauschte. Dann setzte er sich auf einen Stuhl neben mein Bett und sah mich forschend an.

"Wie geht es dir?", fragte er mich. Dieselbe Frage wie jeden Abend.

"Mir geht es gut, Vater. Wirklich. Schon seit einer Woche. Nur Madam Pomfrey lässt mich nicht gehen! Kannst du nicht mal mit ihr sprechen?" Bittend sah ich ihn an. Mein Vater seufzte. "Na gut. Ich rede mit ihr, ob sie dich wenigstens morgen Abend zum Fest lässt. Einverstanden?"

"Danke." Ich strahlte ihn an. "Und fragst du auch für Harry?"

Er knirschte mit den Zähnen. Flehend sah ich ihn an. "Bitte Vater. Ich weiß, wieso du Harry so hasst. Dumbledore hat es uns erzählt. Aber sei mal ehrlich - Er ist nicht sein Vater!"

Der Blick des Tränkemeisters schweifte durchs Fenster auf die Ländereien. Mit Bitterkeit in der Stimme sagte er: "Dumbledore weiß gar nichts! Aber von mir aus. Ich werde Madam Pomfrey auch für Potter fragen." Harrys Nachnamen sprach er mit Abscheu in der Stimme aus und er sah mich immer noch nicht an.

Leise bedankte ich mich. "Vater?"

"Ja?"

"Ich wollte dich noch etwas fragen." Endlich sah er mich an und nickte mir leicht zu, um mir zu bedeuten, dass er zuhörte. "Der Zauber, der auf den Flaschen lag, was war das für einer?" Aufmerksam sah ich ihn an.

"Wie kommst du darauf, dass einer auf ihnen lag?"

"Der Trank um durch das schwarze Feuer gehen zu können, war in der kleinsten Flasche. Diese enthielt allerdings kaum genug Inhalt für eine Person. Harry war vor mir da. Und doch war die Flasche voll, als ich von ihr trank. Dein Rätsel war übrigens nicht allzu schwer."

Ein leichtes Schmunzeln umspielte die Mundwinkel meines Vaters. "Du hast eine gute Beobachtungsgabe. Ja, auf den Flaschen lag ein Zauber."

"Würdest du ihn mir in den Ferien beibringen?" Hoffnungsvoll sah ich ihn an. Mein Vater stand auf, ließ den Stuhl verschwinden und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Wir werden sehen. Schlaf jetzt. Ich spreche mit Madam Pomfrey." Er löste den Muffliato und verschwand mit wehendem Umhang.

Am nächsten Abend gingen Harry und ich schweigend hinunter zum Fest. Wir hatten uns nicht gestritten, jedoch waren wir beide genervt von Madam Pomfrey. Sie hatte uns nur zähneknirschend gehen lassen, uns ermahnt, uns zu benehmen und auch in den Ferien auf uns aufzupassen.

Unknown Potter I - Secrets of the PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt