4 | 3. Kapitel

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Ich hielt es für keine sonderlich gute Idee, dass er alleine in der Dunkelheit nach irgendeiner unbekannten Bedrohung suchte. Noch bevor ich jedoch zu Protest ansetzen konnte, ertönte eine neue, panische Stimme. "Was ist passiert? Ron, wo bist du? Oh, ist das bescheuert – Lumos!"

Nicht weit von uns entfernt, leuchtete ein Licht auf und gab den Blick auf die drei vermeintlichen Todesser preis. Hermine und Harry standen mit dem Rücken zu uns und blickten auf einen am Boden liegenden und alle viere von sich gestreckten Rotschopf. Der Schrei war offenbar von Ron gekommen, der sich jetzt wütend aufrappelte: "Bin über eine Baumwurzel gestolpert."

Das Laub unter Dracos Füßen raschelte, als er einige Schritte auf die drei Gryffindors zutrat. "Mit solchen Riesenfüßen ist das auch kein Wunder", sagte er mit schnarrender Stimme. Alle drei wirbelten herum und erleichtert stellte ich fest, dass Draco ihnen, so wie er im Moment stand, den Blick auf mich verwehrte. Ob dies Absicht war oder nicht, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls war ich froh darüber. So, wie ich jetzt saß, wirkte ich verletzlich und angreifbar. Andererseits hatten sie mich schon ohnmächtig und versteinert gesehen. Daher machte das wohl keinen sonderlich großen Unterschied. "Solltet ihr nicht besser verschwinden? Ihr wollt doch nicht, dass man die hier sieht, oder?"

Mit dieser Äußerung war ganz klar Hermine gemeint und wie um seine Worte zu bestätigen, ertönte in diesem Augenblick ein Knall vom Zeltplatz her. Ich zuckte zusammen und für einen Augenblick erhellte ein grüner Lichtblitz die Bäume um uns herum.

"Was soll denn das heißen?", fragte Hermine herausfordernd, von dem Knall relativ unbeeindruckt.

Am liebsten hätte ich ihr geraten, den Mund zu halten. Draco würde ihr die Antwort nicht verwehren. "Die sind hinter Muggeln her, Granger. Willst du mitten in der Luft dein Höschen vorzeigen ... sie kommen in diese Richtung und das wäre doch für uns alle ein Riesenspaß!"

"Hermine ist eine Hexe", knurrte Harry.

Dracos Antwort ging in einem lauten Knall, der einige im Umkreis aufschreien ließ, unter. Ich meinte so etwas wie Schlammblut aus seinem Gemurmel herauszuhören, war mir allerdings nicht zu hundert Prozent sicher. Sein Kichern war jedoch deutlich zu hören: "Ihr kriegt es leicht mit der Angst zu tun, oder? Bestimmt hat Daddy gesagt, ihr sollt euch alle verstecken? Was hat er vor – will er die Muggel retten?"

"Wo sind deine Eltern?", fragte Harry angriffslustig und trat einige Schritte auf den Slytherin zu, "Dort drüben, nicht wahr, und zwar maskiert?"

Ein böses Ende vorausahnend, kämpfte ich mich auf die Füße. Bevor jemand irgendetwas sagen konnte, sagte ich: "Schluss jetzt. Es reicht." Dank der Anstrengung ohne Halt zu Draco zu hüpfen, klangen meine Worte weniger energisch, als ich vorgehabt hatte. Ich musste schon ein seltsames Bild abgeben, nur mit einem Schuh und grün und blau schimmerndem Fuß, wie ich mich jetzt an Draco klammerte. Zumindest nicht mehr so verwundbar.

Draco warf mir einen ausdruckslosen Blick zu, aber in seinen Augen schimmerte die Sorge. "Es geht mir gut", raunte ich ihm leise zu, dann fuhr ich lauter fort: "Er hat recht. Du bist hier wirklich nicht sicher, Hermine. Und wir beide, Draco, sollten uns auch auf den Weg machen. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren."

Der Unwille stand Draco deutlich ins Gesicht geschrieben, als er geschlagen nickte. Allerdings machte er keine Anstalten, sich vom Fleck zu rühren.

"Wir sehen uns im Zug." Kurz lächelte ich den drei anderen zu, dann zupfte ich auffordernd an Dracos Ärmel. "Kommst du jetzt?"

Widerwillig folgte er mir in weiter in die Dunkelheit des Waldes hinein und an den knackenden Ästen hinter uns, konnte ich hören, dass die drei Gryffindors sich ebenfalls wieder auf den Weg machten. Schweigend suchten wir uns eine Zeit lang den Weg durchs Unterholz, bis mein Fuß endgültig den Dienst kündigte.

Unknown Potter I - Secrets of the PastWhere stories live. Discover now