3 | 25. Kapitel

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"Sie ist jetzt schon viel zu lange bewusstlos." Eindeutig eine weibliche Stimme. Sie kam mir vage bekannt vor, doch ich konnte sie im Augenblick nicht zuordnen. Mein Kopf dröhnte.

"Mach dir keine Gedanken. Madam Pomfrey sagt, das wäre nicht ungewöhnlich. Du darfst nicht vergessen, dass zu dem Schockzauber auch noch eine heftige Gehirnerschütterung hinzukommt. Ihr Körper holt sich jetzt, was er braucht." Auch an diese Stimme erinnerte ich mich. Gerne hätte ich die Augen geöffnet, um nachzusehen, doch meine Augenlider fühlten sich an, als hätte sie jemand mit einem Dauerklebefluch zusammengeklebt.

Ein ersticktes Schluchzen ertönte und ich spürte, wie jemand nach meiner Hand griff. "Was ist eigentlich genau passiert?"

"Potter und seine Freunde sind runter zu diesem riesen Trottel, um ihm beizustehen, während dieses Monster hingerichtet wird. Caitlyn ist wohl hinterher. Keine Ahnung wieso. Mehr weiß ich auch nicht." Ein betretenes Schweigen trat ein, während dessen ich mit der Dunkelheit des Schlafes kämpfte, der sich erneut wie eine Decke über mich legen wollte. Das erneute Erklingen der schnarrenden Stimme half mir dabei: "Jedenfalls ist mein Vater außer sich, weil dieses Monster nicht seine gerechte Strafe dafür erhält, was es mir angetan hat."

"Du meinst wohl, was du ihm beinahe angetan hast", warf ich so leise ein, dass ich schon dachte, niemand würde mich hören. Doch das leise Stimmengemurmel verstummte umgehend und ich spürte mehrere Blicke auf mir ruhen. Unter höchst Anstrengungen, die ich normalerweise nur auf dem Quidditchfeld zustande bringen musste, öffnete ich die Augen und erblickte mehrere Slytherins, die ihre Blicke auf mich geheftet hatten.

Da war Noreen, die nach wie vor drohte meine Hand zu zerquetschen. Neben ihr standen Adrian und Graham. Auf meiner anderen Seite stand Draco, besorgt die Stirn gerunzelt und Pansy vollkommen ignorierend, die an ihm hing wie eine Klette. An meinem Fußende standen, stumm wie Fische, die beiden Gorillas und etwas abseits Blaise Zabini. Noreen war die Erste, die sprach: "Bei Merlin, Cat, wie geht es dir?"

"Ging mir schon mal besser." Etwas zittrig richtete ich mich auf und grinste meine Klassenkameraden an. "Aber ich liege nicht im Sterben. Also wieso habt ihr so einen Massenauflauf gestartet?"

"Du lagst nicht im Sterben? Gut, dass mir das auch mal jemand sagt. Dann kann ich ja jetzt gehen." Adrian zwinkerte mir zu und fing schallend an zu Lachen, als Noreen ihn empört anstarrte.

Gespielt verzweifelt schüttelte ich den Kopf und griff nach dem Glas auf meinem Nachttisch. Misstrauisch hielt ich die Flüssigkeit gegen das hereinfallende Licht, um mich zu versichern, dass das Glas wirklich nur Wasser enthielt, bevor ich einen Schluck trank. Die Anderen grinsten nur. Sie waren längst an meine Übervorsicht gewöhnt. "Wie lange sagtet ihr, wäre ich bewusstlos gewesen?"

"Zwei Tage", antwortete zu meiner Überraschung Pansy, während sie Draco schmachtende Blicke zuwarf. Ich war offenbar nicht einmal eines einzigen Blickes würdig. Das hatte zu Beginn des Schuljahres ja auch schon einmal anders ausgesehen.

"Du hast einiges verpasst. Zum einen hat dieser Trottel ...", setzte Draco an, brach jedoch sofort ab, als er meinem strafenden Blick begegnete. "Von mir aus – Hagrid hat es wohl irgendwie geschafft, diesen Hippogreifen freizulassen. Mein Vater war außer sich."

Ein wenig zu verständnisvoll nickte ich. "Natürlich. Und du warst vollkommen entspannt und hast dich nicht darum geschert, Draco. Alles klar."

Angriffslustig kniff er die Augen zusammen, sprach allerdings weiter: "Jedenfalls hatten sie Black schon gefangen. Aber irgendwie ist er entkommen. Dein Vater ist ausgerastet. Wie eine übergroße Fledermaus ist er durch die Kerker geschlichen und hat alle bestraft, die es wagten, ihm in irgendeiner Weise im Weg zu stehen. Pansy und mich hat er beim Knutschen erwischt und uns jeweils zehn Hauspunkte abgezogen."

Bei seinen letzten Worten fühlte ich einen seltsamen Stich in der Herzgegend. Aber ich wollte dem Gefühl nicht nachspüren. Viel wichtiger war die Tatsache, dass mir wieder eingefallen war, wieso ich überhaupt hier lag.

"Namen lassen sich ändern." Blacks seltsam hohle, krächzende Stimme hallte in meinen Gedanken wieder und ich achtete nicht mehr sonderlich auf das Gespräch der anderen.

"Ich habe diese Augen nie vergessen, Remus. Sie ist es. Ich würde freiwillig zurück nach Askaban gehen und den Kuss des Dementors ertragen, wenn ich mich irre." Was hatte er damit gemeint? "Caitlyn, wenn ich mich nicht sehr irre, bist du -"

Bin ich was? Eine Schülerin in Hogwarts? Ein Mädchen? Eine Slytherin? Danke für die Auskunft, wusste ich schon längst.

Aber wie war er entkommen? Apparieren ging ja wohl kaum, aber hatte er sich vielleicht verwandeln können und war in seiner Tiergestalt geflüchtet? So viele verschiede Fragen und ich konnte keine von ihnen beantworten. Somit kein großer Unterschied zum Anfang des Schuljahres. Zudem begann mein Kopf wieder stärker zu pochen und ich wünschte mir nichts mehr, als dass meine Klassenkameraden verschwinden mögen. Meine Rettung war schließlich Madam Pomfrey: "Miss Snape. Sie sind aufgewacht."

Nach einem kurzen Fühlen meiner Stirn und einem Schwenk ihres Zauberstabs, mit dem sie das Wasserglas wieder auffüllte, wandte sie sich an Draco. "Wieso haben Sie mich nicht geholt? Hatte ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt? Raus hier! Die dürften gar nicht erst alle hier sein! Raus!"

"Madam Pomfrey, es war wirklich keine Absicht ...", versuchte Noreen die Krankenschwester zu besänftigen, die jetzt wie ein wütender Terrier, beide Hände in die Seite gestemmt, drohend ihren Zauberstab hob. "Sind denn im Moment alle so begriffsstutzig? Erst der Minister, dann der Schulleiter, ein Lehrer und schließlich ein Haufen ungezogener Schüler. Ich sagte raus. Alle!"

Nur mit Mühe konnte ich mir ein Lachen verkneifen, als Madam Pomfrey sich über mich beugte und mir somit den Blick auf die nur unter lautstarkem Protest abziehenden Slytherins versperrte. "Es tut mir wirklich leid, meine Liebe, wie geht es Ihnen?"

"Schon besser. Können Sie mir eventuell noch etwas gegen die Kopfschmerzen geben?", fragte ich und ließ mich gehorsam von ihr zurück in meine weichen Kissen drücken.

"Die beste Medizin ist Schlaf. Und das würde ich ihnen jetzt auch dringend raten. Ich werde Ihnen dennoch einen Trank anrühren und Sorge dafür tragen, dass Sie vorerst Ruhe vor dem Minister und sämtlichen anderen Personen haben." Geschäftig zog die Krankenschwester die Vorhänge um mein Bett herum wieder zu und verschwand, weiterhin empört vor sich hinmurmelnd.

Erleichtert endlich meine Ruhe zu haben, schloss ich die Augen und wollte mich tiefer in meine Decke hineinkuscheln, als ich Schritte hörte und das leise Rascheln, welches deutlich machte, dass mein Vorhang erneut zur Seite gezogen wurde. Hastig griff ich nach meinem Zauberstab und richtete sie auf die Eindringlinge, die synchron die Hände hoben.

Unknown Potter I - Secrets of the PastWhere stories live. Discover now