Kapitel 6

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POV - Alicia Morgan

Gestern noch hatte mir Sarah ins Gewissen geredet, ich solle Lauren nicht gleich an ihrem ersten Tag so hart rannehmen und sie hatte ja so sympathisch gewirkt auf sie beim Nachsitzen. Ich wäre manchmal einfach zu gereizt und meine Impulskontrolle durchaus mangelhaft. Das waren ihre Worte. Wäre Sarah nicht meine engste Freundin, der Mensch der mich so oft vor mir selbst beschützt hatte und mich nach Afghanistan aufgefangen hatte, dann hätte ich ihr wohl eine Standpauke gehalten.
Kurz hatte ich mein Handeln sogar wirklich in Frage gestellt, doch als ich Lauren heute morgen auf dem Parkplatz schon wieder hatte Rauchen sehen, war es mit meinem Mitleid und sehr schnell vorbei gewesen.
Entweder sie konnte oder wollte es nicht verstehen.
Heute Morgen hatte sie Glück gehabt, denn da hatte sie mich anscheinend bemerkt und ihre Zigaretten noch entsorgt bevor ich sie auf frischer Tat ertappen und bestrafen konnte, doch als sie vorhin aus dem Schulhaus gestürmt war, war mir sofort klar gewesen wohin sie wollte. Sie war so durchschaubar. Vielleicht doch wesentlich einfacher gestrickt, als ich zunächst angenommen hatte.
Und damit war auch klar gewesen, das jetzt die gerechte Strafe für ihr Verhalten folgen würde.
Ich hatte nie gedacht, innerhalb von zwei Tagen eine Schülerin zu treffen die ich noch mehr hassen würde als Stacy McLaren.
Trotz sämtlicher Versuche sie einzuschüchtern, hatte sie sich immer wieder den Regeln widersetzt. Es war schon erstaunlich, dass sie nur zwei Tage gebraucht hatte damit ich sie vollends auf dem Kieker hatte.
Sie konnte mich nicht ansehen, aber Regeln brechen das konnte sie offensichtlich wunderbar.
Trotzdem hatte sie vorhin mit ihrer Bitte sie zu bestrafen, etwas in mir hervorgerufen was ich eigentlich in die letzte Ecke meines Kopfes verbannt hatte. Was ich mit aller Kraft versuchte von mir abzuspalten.
Etwas, das kurz an meiner Selbstbeherrschung gekratzt hatte und was ich nur mit viel Mühe hatte zurück halten können.
Sie drückte bei mir genau die richtigen Knöpfe, auch wenn wahrscheinlich eher unbeabsichtigt, denn ich hatte mir nichts anmerken lassen.
Ihre Reaktion auf meine Berührungen hingegen hatte ich ganz deutlich gespürt.
Diese war auch an mir nicht spurlos vorbei gegangen, denn eine prickelnde Vorfreude hatte sich in meinem Körper ausgebreitete, die ich mir nicht so wirklich erklären konnte. Vor allem aber auch nicht erklären wollte.
Lauren war eine Gefahr für meine Selbstbeherrschung, es war Zeit sie los zu werden.
Ich stapfte aus dem Wald zurück in die Schule und nach oben ins Lehrerzimmer.
Ich brauchte erstmal einen Kaffee.
Dort angekommen, versuchte ich mir meine schlechte Laune nicht anmerken zulassen und begab mich zur Theke um mir eine Tasse mit kochend heißem Kaffee zu füllen.
>>Wenn du so schaust, dann ist doch schon wieder irgendwas vorgefallen Alicia...<<, kam es auf einmal von der Seite und auch ohne hinzusehen wusste ich das es Sarah war.
>>Stacy schon wieder?<<, bohrte sie weiter nach, da ich nicht antwortete.
>>Nein Lauren<<, knirschte ich wütend und nahm einen großen Schluck von meinem Kaffee.
Sarah sah mich fragend an.
>>Ich hab sie eben im Wald beim Rauchen erwischt<<, erklärte ich mich.
Sarah schien zu begreifen und schüttelte den Kopf.
>>So hatte ich sie tatsächlich nicht eingeschätzt, das ist ärgerlich<<, erwiderte Sarah nachdenklich.
Ich nickte mit zusammengepressten Lippen.
>>Ärgerlich trifft es nicht ganz, aber offensichtlich lag ich mit meinem ersten Eindruck doch richtig<<, sagte ich verbissen.
Sarah wollte so eben antworten, als sie gerufen wurde.
>>Misses Wood, ein Schüler möchte Sie sprechen<<, kam es von einer Kollegin an der Tür.
>>Darüber reden wir heute Abend noch<<, meinte Sarah, bevor sie zur Tür verschwand.
Stimmt, heute Abend war unser wöchentlicher Filmabend, den hatte ich fast vergessen.
Jetzt war es aber erstmal Zeit für einen Block Mathematik, in einem 12er Kurs.
Lauren und Stacy müsste ich unterrichtsbedingt erst am Donnerstag wieder ertragen.
Dann allerdings direkt zwei Blöcke hintereinander. Das Schicksal meinte es leider jedes Jahr nicht gut mit mir.
Ich schnappte also meine Tasche und verließ mit meinem Kaffee bewaffnet wieder das Lehrerzimmer.
Im Gang sprangen die Schüler eilig zur Seite als sie mich sahen, einige unterbrachen sogar ihre Gespräche oder flüchteten in ihre Räume.
Meine Disziplinarmaßnahmen zeigten wohl Wirkung, wie ich mit doch leichtem Stolz feststellen konnte.
Ich setzte meinen Weg durch das Schulhaus fort und kam schließlich an meinem Unterrichtszimmer an.
Es war fünf Minuten vor Beginn und mit einem Krachen der Tür, kündigte ich meine Anwesenheit an.
Die nächsten 90 Minuten gestalten sich eher schlecht als recht.
Auch wenn ich versuchte mich zu konzentrieren, so war es mir irgendwie nicht wirklich möglich.
Schlussendlich gab ich meinen Schülern Aufgaben und sank nachdenklich auf meinen Stuhl zusammen.
Was hatte diese verdammte Lauren nur an sich, das sie mich nach nicht mal zwei Tagen so aus dem Konzept brachte.
Sie war auf ihre eigene Art aufmüpfig, denn auch wenn sie nicht so provokant mit mir sprach wie Stacy, so waren es doch ihre Taten die mich provozierten.
Sie provozierten mich nicht nur, sie reizten mich aufs Äußerste und sie weckte durch diesen Verhalten ein Feuer in mir, das nicht mal ich selbst zu kontrollieren vermochte.
Die Stunden vergingen schleppend und ich war froh, als ich mich in meinem Auto endlich auf dem Weg nachhause befand.
Ich musste ungefähr eine halbe Stunde fahren, denn mein Haus befand sich etwas außerhalb der Stadt.
Ich hatte es erst vor drei Jahren gekauft, doch es war eine der besten Entscheidungen gewesen, denn so blieb mir die stressige und laute Stadt erspart.
Es war ein typisches Vorstadthaus, wie man es aus den Filmen kannte.
Es bestand aus grauem Stein und war zweistöckig, mir Veranda und kleinem Vorgarten.
An das Haus grenzte eine Garage und große, weißgerahmte Fenster waren in das Gemäuer eingelassen.
Mein Vorgarten bestand jeglich aus einem gepflegten Rasen, denn für andere, aufwendigere Grüngestaltung oder ähnliches fehlte mir definitiv die Zeit.
Ich parkte mein Auto in der Garage und betrat dann durch diese das Haus.
Angenehme Wärme empfing mich.
Ich begab mich zum Kamin und legte Holz nach bevor ich begann etwas aufzuräumen, denn Sarah wollte auch bald hier erscheinen.
Als es schließlich klingelte öffnete ich doch relativ gut gelaunt die Tür vor der Sarah stand und mich mit zwei Pizzen in der Hand angrinste.
>>Ah du bist ein Schatz, hätte Sebastian dich nicht schon geheiratet würde ich es wahrscheinlich tun<<, begrüßte ich sie lachend worauf sie Einstieg.
>>Für dich würde ich mich jeder Zeit scheiden lassen<<, meinte sie gespielt ernst, worauf wir eine Sekunde später schon wieder lachten.
>>Komm rein<<, meinte ich und dem kam sie nach.
Wir köpften noch eine Flasche Wein bevor wir uns mit Pizza und zwei Gläsern vor dem Kamin niederließen.
Eine Weile herrschte Stille während wir aßen, doch dann kam Sarah natürlich sofort auf das für sie präsenteste Thema zu sprechen.
>>Ich denke du tust Lauren unrecht...<<, sagte sie vorsichtig.
Meine Laune war automatisch im Keller und ich verzog etwas genervt das Gesicht.
>>Und warum?<<, fragte ich monoton.
Sarah schien einen Moment zu überlegen wie sie ihre Antwort am besten formulieren konnte. Sie wusste, wie launisch ich manchmal war und das es dann Fingerspitzengefühl erforderte damit ich nicht völlig unerträglich wurde.
>>Naja..., du hast ihr in den letzten Tagen das Leben wirklich zur Hölle gemacht, dabei war sie die gegenüber nicht wirklich unhöflich oder?<<, fragte Sarah.
Ich schnaubte verächtlich.
>>Sie hat sich nicht an die Regeln gehalten, da ist es mir reichlich egal, wie nett sie zu mir ist oder auch nicht<<, erwiderte ich kalt, worauf Sarah nur den Kopf schüttelte.
>>Wird Zeit das du mal wieder Sex hast<<, meinte Sarah provokant worauf ich sie böse ansah. Offensichtlich wollte sie mich heute ein wenig ärgern.
>>Was hat das denn damit zutun?<<, fauchte ich nun sichtlich wütend.
>>Du bist langsam wirklich verbittert und das liegt nicht am Alter, so alt bist du nämlich noch nicht<<, meinte Sarah und ich sah das sie sich ein Lachen verkneifen musste bei meinem wütenden Gesichtsausdruck. Offensichtlich hatte sie sich heute für Angriff statt für Samthandschuhe entschieden.
>>Also erstens, bin ich definitiv nicht verbittert nur weil ich Wert auf Regeln lege und zweitens hatte ich erst letztes Wochenende Sex<<, meinte ich triumphierend, doch Sarah schien das nicht zu beeindrucken.
>>Und war der Sex gut?<<, fragte sie und damit traf sie genau in die Wunde, aber diesen Triumph würde ich ihr nicht gönnen.
>>Ja war er<<, log ich selbstgefällig, wobei ich wohl eher mich versuchte davon zu überzeugen als sie.
>>Ich weiß das er es nicht war, ich sehe es in deinen Augen<<, erwiderte sie nur und fuchtele mit zwei Fingern vor meinem Gesicht rum.
Ich schüttelte nur genervt den Kopf und versuchte damit den Gedanken zu vertreiben das sie leider recht hatte.
Meine sexuellen Vorlieben teilten leider nur wenige Menschen und dementsprechend hatte ich seit Jahren schon nicht mehr die Möglichkeit gehabt diese wirklich auszuleben.
Dementsprechend saß ich wirklich schon lange auf dem Trockenen und langsam frustrierte es mich.
Das würde ich vor Sarah aber niemals zugeben, dafür war ich zu stolz.
>>Ich glaube du hasst Lauren so, weil sie genau der Typ Frau ist, der dich sonst anspricht und du damit versuchst sie von dir emotional fernzuhalten<<, mutmaßte Sarah jetzt, was mich entgeistert die Augen aufreißen ließ. Langsam ging sie wirklich zu weit.
>>Das ist absolut nicht wahr, außerdem ist sie meine Schülerin, niemals könnte sie mich ansprechen<<, zischte ich nun wirklich sichtlich wütend und entsetzt. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, Sarah hatte mit diesen Worten an einem kleinen, unsichtbaren Stachel in mir gezogen der definitiv stecken bleiben wollte.
Sarah jedoch ließ sich davon nicht beeindrucken. Ganz im Gegenteil, sie starrte mich nur mit vielsagendem Blick und hochgezogenen Augenbrauen an, während ich versuchte sie so böse wie möglich anzustarren.
Eine Weile herrschte Ruhe.
>>Dann müsste ich ja nach dieser Theorie Stacy auch ansprechend finden oder?<<, fragte ich gehässig um meiner Freundin das Gegenteil zu beweisen, doch diese blieb ganz ruhig.
Stacy war absolut nicht mein Typ, was bedeutete das Sarahs Theorie an den Haaren herbeigezogen war.
>>Nein, Stacy hat einfach nur deine Comfortzone überschritten und das wirst du ihr eben niemals verzeihen können<<, meinte Sarah abgeklärt, was mich sprachlos dasitzen ließ. Manchmal hasste ich es, wie gut sie mich kannte.
>>Jetzt lass uns einen Film schauen<<, lenkte sie fröhlich ein um das Thema zu begraben, wessen ich grummelnd zustimmte.
Doch so richtig konnte ich nicht vergessen was sie gesagt hatte.
Auch während des Films und als Sarah spät in der Nacht nachhause ging, schwirrten die gesagten Sätze noch in meinem Kopf herum.
Ich ging duschen und lag schließlich in meinem Bett, die Gedanken immer noch um Lauren kreisend.
Das was Sarah da behauptet hatte war absoluter Nonsens!
Niemals im Leben könnte das Mädchen mich ansprechen, niemals!
Und doch..., diese Wirkung die dieses Mädchen auf mich hatte, war nicht zu unterschätzen.
Sie entlockte mir meine innersten Sehnsüchte ohne es darauf anzulegen.
Ich würde das schon wieder in den Griff kriegen, das war nichts woran ich scheitern würde.

Dominate meWhere stories live. Discover now