Kapitel 40

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POV - Alicia Morgan

Seit mich Stacy heute früh beinah umgefahren hatte verschwanden die Bilder nicht aus meinem Kopf.
Bilder meiner Vergangenheit, die ich doch sonst so wunderbar verdrängte.
Sie tauchten immer und immer wieder vor meinem inneren Auge auf, egal wie ich versuchte mich abzulenken.
Weder mein übertriebenes Engagement heute im Unterricht noch das Joggen eben hatten es geschafft das ich den Kopf frei bekam.
Umso besser das Lauren da war, Sex war schon immer die beste Möglichkeit für mich gewesen um abzuschalten und Ruhe zu finden.
Allerdings hatte ich Lauren's Einfühlungsvermögen und ihren scharfen Verstand für Musterabweichungen maßlos unterschätzt.
Binnen Sekunden war ihr klar gewesen, dass irgendwas nicht stimmte, das etwas mit mir nicht stimmte.
Tatsächlich war es ein enormes Risiko hier miteinander zu schlafen, theoretisch sollte niemand mehr vorbei kommen, doch die Praxis war keine logische Zahlenfolge, die sich immer nach dem gleichen Muster fortsetzte.
Die Praxis war geprägt von Überraschungen, Unvorhersehbarem und Abweichungen.
Doch was hätte ich Lauren sagen sollen in diesem Moment?
Die Wahrheit? Keine Option.
Ich konnte und wollte nicht über meine Vergangenheit sprechen, zumal ich auch nicht gewusst hätte, wo ich hätte beginnen sollen.
Alle Welt erwartete immer das man über so etwas sprach, doch ich war nicht besonders geneigt dazu dies zutun.
Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, das mich Lauren's Gefrage so sehr emotional bedrängen würde, dass ich derart aggressiv reagierte.
Vielleicht war es auch Lauren an sich, die mich in meinen Grundmauern erschütterte.
Normalerweise war ich die Kontrolle in Person, sowohl was meine eigene Impulskontrolle anging, als auch die Kontrolle über andere Menschen.
Doch irgendwas an Lauren reizte mich so sehr, dass ich ihr gegenüber sowohl im positiven als auch im negativen meine Selbstkontrolle verlor.
Für einen kurzen Moment war ich blind vor Wut geworden.
Gerade noch so hatte ich es geschafft mich zurückzuhalten und das wohl auch nur, weil Lauren mich so angesehen hatte.
So verletzt, überrascht und trotz dessen immer noch völlig ergeben.
Immer wenn sie mich ansah war dieses hingebungsvolle in ihrem Blick.
Lauren gehorchte mir nicht nur, nein, inzwischen gehörte sie mir und ich konnte selbst auch nicht behaupten, ich hätte mich inzwischen nicht von ihr abhängig gemacht.
Auch wenn ich mir dies gerne einreden würde, so war ich Lauren emotional schon lange viel näher als zunächst geplant und das war mir in diesem Moment bewusst geworden.
Ich konnte es nicht mehr leugnen und diese Abhängigkeit ängstigte mich.
Ließ mich unruhig und umso unkontrollierter werden.
Es wurde mir nur noch bewusster als ich sie in meinen Armen hielt und sie weinte.
Es hatte ihr wirklich weh getan.
Es hatte ihr weh getan, dass ich sie so von mir gestoßen hatte, ohne einen für sie triftigen Grund und ich hatte selbst etwas unangenehmes in mir verspürt, als ich sie weinend an mich gedrückt hatte.
Ich wusste nicht mal warum ich dies eigentlich getan hatte, wie aus einem Automatismus heraus hatte ich so reagierte, in der Hoffnung sie so beschützen zu können.
Bei Lauren erklomm mein Beschützerinstinkt allgemein sehr schnell neue Höhen, doch ich wusste nicht recht damit umzugehen, denn das war ich nicht gewohnt.
Sie hatte mir verziehen, ich hatte sie in meine Arme geholt und sie hatte mir verziehen, ohne das ein Wort einer Entschuldigung meinen Mund verlassen hatte.
Sie würde mir alles verzeihen, dass wusste ich und es fiel mir schwer nicht alles von ihr zu verlangen.
Lauren wusste was ich wollte, sie kannte meine Bedürfnisse jetzt schon besser als alle Frauen mit denen ich davor geschlafen hatte und sie ließ sich von mir leiten.
Sie wollte meine Dominanz spüren, immer und immer wieder.
Sie wusste das ich diese Dominanz ausleben wollte und sie ließ sie mich ausleben, mit ihr, an ihr.
Diese Dominanz hatte am Ende dafür gesorgt, dass Lauren doch noch mit mir geschlafen hatte, auch wenn ich bei weitem noch nicht das mit ihr tat, was ich gerne tun würde.
Ich hatte sie zu Beginn eigentlich nur etwas in die Ecke drängen wollen, ihr zeigen wollen, dass sie gegen mich keine Chance hatte, egal wie sauer sie auch war.
Doch mein Auftreten alleine hatte sie sofort in ihre Rolle zurück gedrängt und hatte sie so gefügig gemacht, dass sie nun halbnackt auf mir saß und ihren Körper erneut an meinen presste.
Es hatte sie so sehr gereizt, dass sie geradezu darum gebettelt hatte, dass ich ihr die Luft zum Atmen nahm und sie völlig unter meine Kontrolle brachte.
Sie hatte gezittert, geröchelt, gekratzt während ihr die Luft langsam Stück für Stück genommen hatte, doch in ihren Augen war in keiner Sekunde Angst aufgeblitzt, einzig und allein pure Erregung hatten sich in diesen widergespiegelt.
Ein Bild das ich mir immer wieder ins Gedächtnis rief, in der Hoffnung es würde sich in meine Netzhaut brennen und ich würde es nie wieder vergessen.
Wie Lauren zudem mit ihrer Zunge umgehen konnte, war unglaublich.
Jedes Mal hatte ich nach nicht mal ein paar Minuten das Gefühl sofort zu kommen und jedes Mal musste ich mich wirklich zusammenreißen, damit das nicht passierte.
Es war unglaublich, denn normalerweise kam ich nur schwerlich und oft auch gar nicht, doch Lauren schaffte es in so kurzer Zeit ganz problemlos.
Etwas, dass sie nur noch attraktiver, reizvoller für mich machte.
So saßen wir jetzt also hier, halbnackt aneinander gedrückt auf der Bank der Umkleide und beide zu erschöpft für große Worte.
Lauren hatte ihr Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben und sich an mich geklammert.
Ich hatte meine Arme ebenfalls um ihren Körper gelegt und bettete meinen Kopf nun auf ihren Haaren, während ich entspannt die Augen schloss.
Die schlechten Bilder waren weg.
Mein Kopf war gefüllt von Bildern der letzten Stunde und diese Bilder brachten mir die erhoffte Ablenkung.
Wieder einmal wurde mir bewusst wie gut Lauren eigentlich roch.
Ich konnte beim besten Willen nicht beschreiben wonach sie roch, oder was mich an ihrem Duft so faszinierte, aber ich wusste, dass ich es atemberaubend fand.
Stumm saßen wir also hier, während es draußen immer dunkler wurde.
Lauren hatte bisher kein Wort mehr gesagt und würde sich ihr Griff nicht ab und zu verstärken, so hätte ich wohl vermutet sie wäre eingeschlafen.
Langsam fuhr ich mit meinen Fingern über ihre nackte Haut, spürte Lauren's Herzschlag und wie sich ihre Brust hob und senkte.
Er war sicher bereits weit nach 7 Uhr am Abend, doch verspürte nicht das Bedürfnis diese Einigkeit zu zerstören.
Zumindest solange nicht, bis mein Handy klingelte.
Ich zuckte vor Schreck leicht zusammen.
Ebenfalls erschrocken hob Lauren ihren Kopf und sah sich in der Umkleide um, während der nervtötende Klingelton durch den Raum schallte.
>>Lass es einfach klingeln<<, bat Lauren mit vor Müdigkeit rauer Stimme und kuschelte sich wieder an mich.
Ihre Wärme war unglaublich angenehm.
Ich selbst fand auch wenig Motivation jetzt mein Handy zu suchen und so warteten wir bis es endlich verstummte.
Ich hatte meine Arme immer noch um Lauren's zerbrechlichen Körper geschlungen und horchte ihrem Herzschlag.
Doch die Ruhe hielt nur kurz an, bevor es erneut begann zu klingeln.
Das konnte doch nicht wahr sein.
Wer auch immer das war, sollte besser einen sinnvollen Grund vorbringen, warum er mich genau jetzt störte.
>>Offensichtlich wichtig<<, murmelte ich Lauren ins Ohr, bevor ich sie hochhob und sanft auf ihren Füßen absetzte.
Ich griff nach meiner auf dem Boden liegenden Hose und fischte mein Handy heraus.
Nach einem schnellen Blick aufs Display, war mir auch klar, warum es so dringend war.
Sofort nahm ich ab.
>>Sarah?<<, fragte ich und versuchte möglichst wach zu klingen.
>>Na endlich erreiche ich dich, was machst du denn schon wieder? Naja egal, soll ich noch Wein und was zu Essen mitbringen?<<, fragte sie und wirkte erstaunlich fröhlich.
Fast schon zu fröhlich, wenn man bedachte, das sie vor kurzem betrogen und verlassen worden war.
>>Äh-Äh ja klar, wie wärs mit Chinesisch?<<, stotterte ich etwas überfordert, denn im Augenwinkel sah ich wie Lauren sich bereits anzog.
>>Klingt gut, dann in einer halben Stunde bei dir?<<, fragte Sarah.
>>Ja, bis gleich<<, erwiderte ich und legte rasch auf.
Ich atmete tief durch.
Ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass ich Sarah versprochen hatte, sie könne die Nacht bei mir verbringen.
Hektisch griff ich nun auch nach meinen Klamotten und zog mich an.
Lauren neben mir schlüpfte bereits in ihre Schuhe.
Sie sah mich nicht an, stattdessen hatte sie sich bereits Richtung Tür gewandt und verschloss ihre Sporttasche.
Sie wollte doch nicht etwa schon wieder einfach so abhauen oder?
So einfach würde sie mir auch diesmal nicht davon kommen.
>>Lauren...?<<, fragte ich und meine Stimme klang dabei extrem fordernd.
Fordernder als eigentlich beabsichtigt, doch es zeigte Wirkung.
Als ob sie sich ertappt fühlte, erstarrte sie in ihrer Bewegung, nur um sich schlussendlich ganz langsam umzudrehen.
Ich ließ sie dabei keine Sekunde aus den Augen.
Ihr Blick sagte mir, dass sie ganz offensichtlich schon wieder geplant hatte, einen schnellen Abgang hinzulegen.
Seit wann war sie so extrem unsicher im Umgang mit mir?
Gut, sie war in meiner Gegenwart schon immer sehr nervös gewesen, aber das schien sich in letzter Zeit eher zu steigern, statt abzuflachen.
>>J-Ja...?<<, stotterte sie fragend und begann nervös mit ihren Fingern zu spielen.
Ich hatte sie mal wieder genau an dem Punkt, an dem ich sie haben wollte.
Sie wirkte jedes Mal so unschuldig wenn sie so da stand und mich immer wieder kurz ansah, bevor sie den Blick senkte.
So unschuldig, dass ich mir automatisch immer wieder die Bilder ins Gedächtnis rief, die ihre Unschuld widerlegten.
Ich wollte sie jetzt noch nicht so einfach gehen lassen.
>>Wärst du so freundlich und würdest mir behilflich sein...?<<, fragte ich nun gerade heraus und deutete auf meine noch offene Bluse die ich mir einfach übergestreift, aber nicht zugeknöpft hatte.
Lauren sah mich kurz überrascht an, bevor sich ihre Augen abwärts über meinen Körper bewegten.
Ihr Blick blieb, wie sollte es auch anders sein, unweigerlich an meinen Brüsten hängen als ich auf die Bluse deutete und trotz dessen, das sie mich und ich sie doch nun schon einige Male nackt gesehen hatte, konnte sie ihren Blick nur schwer wieder lösen.
Ich nahm das mehr als zufrieden zur Kenntnis.
Vor allem wie sie sich kurz auf ihre Unterlippe biss, bevor sie sich versuchte zu besinnen.
Ich sah sie von oben herab an und traktierte sie geradezu mit meinen Blicken.
>>A-Aber natürlich<<, stammelte sie nun und kam eilig zu mir.
Sie sah mir geradewegs in die Augen und ihre Unterwürfigkeit schien nur noch zu wachsen.
Langsam streckte sie ihre Finger aus und umfasste einerseits die Knopfleiste meiner Bluse und andererseits die Lochleiste.
Langsam begann sie einen Knopf nach dem Anderen in das entsprechende Loch zu schieben, wobei sie mir durchgehend in die Augen sah.
Ich sah sie ebenso durchdringend an und erneut begann sich wieder diese Spannung zwischen uns aufzubauen.
Ich ließ sie keine Sekunde aus den Augen.
Immer wieder streiften ihre Finger sanft meine Haut und immer wieder fühlte es sich an wie kleine Elektroschocks. Lauren's Einfluss auf meinen Körper war einfach unbeschreiblich.
>>Ich möchte, dass du das Wochenende bei mir verbringst<<, sagte ich nun gerade heraus, wobei Lauren überrascht in ihrer Tätigkeit stoppte und mich mit großen Augen ansah.
Damit hatte sie offenbar nicht gerechnet und es war mir auch eher raus gerutscht, doch es entsprach wirklich meinem Wunsch.
Ein ganzes Wochenende mit Lauren wäre unglaublich.
Sie selbst schien auch angetan von der Idee, denn ein leichtes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus, auch wenn sie es versuchte zu verstecken.
Warum wollte sie mir ihr Lächeln nicht zeigen?
Seit wann scheute sie sich ihre Gefühle mir gegenüber zu offenbaren?
>>Gerne<<, murmelte sie jedoch kurz darauf und schob den letzten Knopf auch noch in sein Loch, bevor sie meine Bluse am Kragen anfasste und leicht richtete.
Ich sah ihr tief in die Augen.
Etwas für mich nicht definierbares tobte in diesem grauen Sturm.
Etwas das aus unerfindlichen Gründen eine Gänsehaut über meinen Körper ziehen ließ und in meinem tiefsten Inneren eine Angst weckte.
Nicht schon wieder solche Gedanken, das musste aufhören!
>>Braves Mädchen<<, hauchte ich ihr nun süffisant grinsend entgegen, was Lauren leicht rot werden ließ, jedoch hielt sie sich immer noch am Kragen meiner Bluse fest.
Ich legte meine Hände an ihre Taille und zog sie näher zu mir.
Ihr Atem traf auf meine Haut und ich spürte wie sich ihr Herzschlag beschleunigte.
Langsam näherte ich mich ihr immer weiter, während sie von Sekunde zu Sekunde unruhiger wurde.
Ihr Körper begann leicht zu zittern und sie schloss bereits erwartend die Augen.
Als unsere Lippen aufeinander trafen, schien ich erneut in ein anderes Universum katapultiert zu werden, so unglaublich fühlten sich ihre Lippen auf meinen an.
So gerne ich Lauren auch dominierte, herum schubste und befehligte um so unglaublicher war es jedes Mal aufs Neue sie zu küssen.
Ich konnte es mir nicht erklären.
Ich konnte es mir schlichtweg nicht erklären warum ich so etwas fühlte, denn das hatte ich noch nie zuvor.
Diesmal war es Lauren die mich begann intensiver zu küssen, leidenschaftlicher und ich genoss es.
Ich ging darauf ein und kurz darauf fanden wir uns eng umschlungen wieder, während sich aus dem eigentlich Abschiedskuss schon wieder einiges mehr entwickelt hatte.
Warum fiel es mir nur so unglaublich schwer meine Finger von ihr zu lassen?
Als wir uns schließlich atemlos voneinander lösten, sahen wir uns gegenseitig tief in die Augen.
>>Bis morgen<<, hauchte ich Lauren sanft entgegen.
Sie atmete tief durch.
>>Fahr vorsichtig<<, erwiderte sie ebenso leise und ich nickte kurz bevor ich mich vollständig von ihr löste und den Umkleideraum verließ.
Ich lief den Gang entlang zu meiner Umkleide und nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich erst einmal tief durch.
Doch ich hatte keine Zeit jetzt in Gedanken zu verfallen über meine ungeklärte Anziehung zu Lauren, Sarah wollte in 15 Minuten da sein und ich saß noch nicht mal im Auto.
Rasch zog ich mich weiter um und stürmte schlussendlich aus der Turnhalle Richtung Wagen.
Lauren war, so hoffte ich, bereits auf dem Heimweg.
Ich ignorierte mal wieder sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen und parkte schließlich zwei Minuten vor Sarahs geplanter Ankunft in der Garage.
Doch so schön es doch meist in der Theorie war, so wenig funktionierte es in der Praxis.
Als ich aus der Garage lief, traf ich sofort auf Sarah, welche mich bereits argwöhnisch musterte.
Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah mich weiterhin prüfend an.
>>Wenn man mal von deinem selbstmörderischen Fahrstil absieht, bleibt immer noch die Frage wo du um diese Uhrzeit herkommst?<<, kam es sofort von ihr, ohne das sie auch nur ein Wort an eine Begrüßung verlor.
Verdammt.
Ich hätte die letzten zehn Minuten vielleicht lieber damit verbringen sollen mir eine Ausrede auszudenken, anstatt von Lauren zu träumen.
>>Ich..., war beim Sport<<, platzte es schließlich aus mir heraus.
Das war ja eigentlich nicht mal gelogen.
Gut die letzte Stunde war wohl eher Matratzensport, wenn man es kategorisieren wollte, aber davor war ich zumindest laufen gewesen.
Sarah zog argwöhnisch eine Augenbraue nach oben.
>>Ahja...<<, sagte sie nur und traktierte mich weiter mit ihrem bohrenden Blick.
In der Hoffnung irgendetwas zu finden um Sarah auf ein anderes Thema zu bringen, sah ich mich hektisch um, bis ich das Essen in ihrer Hand erblickte.
>>Ja, aber nun lass uns rein gehen, bevor das Essen kalt wird<<, improvisierte ich so gut möglich und tatsächlich zeigte es Wirkung, denn Sarah stimmte diesem zu und erleichtert darüber betraten wir mein Haus.
Ich stellte noch schnell Teller und Gläser auf den Tisch, während Sarah bereits in der Küche dabei war den Wein zu köpfen.
>>Sarah wie weit bist du mit dem Wein?<<, rief ich Richtung Küche, während ich das Besteck neben die Teller legte.
>>Der... geht... nicht auf<<, kam es keuchend von Sarah zurück, während ihr die Anstrengung deutlich anzuhören war.
Das konnte doch jetzt nicht wahr sein.
Sie hatte extra den teuren Wein mitgebracht, der musste aufgehen.
Zudem konnte ich Alkohol jetzt ganz gut gebrauchen.
Etwas härteres als Wein wäre mir zwar lieber, aber immerhin ein Anfang.
Ich lief in die Küche in welcher ich Sarah vorfand die sich inzwischen den Wein zwischen die Beine geklemmt hatte und wie besessen am Korkenzieher zerrte, doch der Korken schien sich keinen Zentimeter zu bewegen.
Kurz beobachtete ich sie noch bei dem doch eher kläglichen Versuch, bevor ich einschritt.
>>Das kann doch nicht sein, gib mal her<<, meinte ich und sie reichte mir schwer atmend den Wein.
Ich begutachtete die Flasche kurz, bevor ich mit geballter Kraft zog.
Es kam wie es kommen musste.
Der Korken flog mit überraschender Leichtigkeit aus der Flasche und durch die Krafteinwirkung meinerseits landete die Hälfte des Inhalts der Flasche auf meiner Bluse und der Rest auf dem Boden der Küche.
Ich stöhnte genervt auf.
Sarah hingegen begann zu lachen.
>>Verdammte scheiße, dass kriege ich nie wieder raus<<, fluchte ich und stellte den Wein zur Seite, während ich provisorisch versuchte irgendwas von der Bluse zu wischen, was natürlich nur mäßig Erfolg zeigte.
Sarah hatte sich inzwischen wieder halbwegs beruhigt.
>>Gib her, ich weiche die Bluse ein und du holst dir in der Zeit was zum Umziehen<<, bot sie sofort an, jedoch immer noch grinsend, was ich dankend annahm.
Ich knöpfte also meine Bluse auf um ihr diese zu übergeben, denn wir kannten uns nun schon seit fast 15 Jahren und hatten keinerlei Probleme uns voreinander um- oder auszuziehen, als Sarahs Augen sich auf einmal verengten.
Argwöhnisch registrierte ich dies.
Ich wusste, das ich heute nicht meinen schönsten Bh trug, aber so aufdringlich musste sie nun auch nicht starren.
Doch bevor ich etwas sagen konnte kam sie mir zuvor.
>>Was ist das?<<, fragte sie und ihre Stimme war auf einmal so ernst, das ich fast etwas zusammen zuckte.
>>Was ist was?<<, fragte ich unwissend und knöpfte unbeirrt weiter meine Bluse auf.
Doch umso länger Sarah mich anstarrte umso unruhiger wurde ich.
Was wollte sie denn jetzt nur von mir?
>>Ich meine das hier<<, sagte Sarah streng und ihr Finger landete mit ungeahnter Intensität auf meiner rechten Brust.
Ich zuckte zusammen einerseits vor Überraschung, andererseits weil ich einen nicht erwarteten Schmerz verspürte.
Überrascht sah ich nach unten und fand das Problem.
Ein ziemlich großer Knutschfleck fand sich auf meiner rechten Brust und erstrahlte dort in sämtlichen Rottönen die die Farbpalette zu bieten hatte.
Verdammt Lauren.
Wie sollte ich das jetzt nur erklären?
Unsicher sah ich Sarah an, deren grüne Augen mich geradezu traktierten.
Panik kroch in mir hoch und erfüllte jede Faser meines Körpers.
Ich hatte einfach schlichtweg nicht mitbekommen, wann dieser entstanden war und nicht einmal beim Anziehen vorhin war es mir aufgefallen.
Doch Lauren hatte ihn ganz sicher gesehen, hatte sie mir deshalb so auf die Brüste gestarrt?
Das brachte mich wirklich in eine brenzlige Situation.
Wenn Sarah nur ein wenig logisch denken würde, dann würde ihr auffallen, dass der Knutschfleck frisch war.
Sie müsste nicht lange überlegen um zu verstehen, dass die einzige Person mit der ich meine Nachmittage verbrachte Lauren Fallmont war.
Ich hatte ja nun sonst eher begrenzte Freizeit.
Sie würde eins und eins zusammen zählen und ich wäre erledigt.
Wie sollte ich denn bitte die Affäre mit meiner Schülerin rechtfertigen? Einer Schutzbefohlenen?
Die Panik schnürte mir die Kehle zu und ich hatte Mühe nicht einfach davon zu rennen.
Mein Fluchtinstinkt war schon immer äußerst ausgeprägt gewesen, aber flüchten war in dieser Situation praktisch unmöglich.
Noch immer sah Sarah mich derart durchdringend an, dass ich das Gefühl hatte sie würde direkt in mein Innerstes sehen.
Ich versuchte ruhig zu atmen.
Ich musste einfach nur möglichst solide das Ganze abschmettern.
Doch nun erschien ein breites Grinsen auf Sarahs Gesicht.
Irritiert sah ich sie an, bevor sie tatsächlich zu lachen begann.
Was war denn jetzt los?
Eine ungewohnte Unsicherheit erfüllte mich und ließ mich den Kopf einziehen.
>>Ich wusste doch gleich das du jemanden flachgelegt hast, wieso erzählst du mir das denn nicht?<<, fragte sie lachend, während ich immer noch völlig geschockt dastand und Sarah mir auf die Schulter klopfte.
Sie hatte offensichtlich eins und eins nicht zusammengezählt, sondern die Rechnung elegant ignoriert und ein eigenes Ergebnis gefunden.
Ich atmete tief durch, während Sarah sich nun wenigstens langsam zu beruhigen schien.
>>Du hättest deinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als ob ich deine Mutter wäre...<<, meinte Sarah prustend und mühsam versuchte ich in dieses Lachen einzusteigen.
Den halben Herzstillstand hatte ich noch nicht so ganz verkraftete und dementsprechend gekünstelt erklang mein Lachen und verstummte auch recht schnell wieder.
>>Komm zieh dich um, ich habe Hunger<<, kam es nun von Sarah, während sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte und sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte.
Glücklich über diese Gelegenheit aus der Situation flüchten zu können, lief ich in mein Schlafzimmer und suchte mir ein Shit aus dem Schrank, wobei ich mir besonders viel Zeit ließ.
Jetzt musste ich mir nur noch irgendeine glaubhafte Geschichte einfallen lassen und Lauren würde morgen ihr blaues Wunder erleben!
Als ich aus dem Schlafzimmer zurück in die Küche kam, war das Essen bereits auf die Teller verteilt und der Wein, der sich nicht auf dem Küchenboden oder meiner Bluse befand, eingeschenkt.
Sarah saß schon vor ihrem Teller.
Hungrig setzte ich mich ebenfalls und wir begannen zu Essen.
Es dauerte allerdings nicht lange, bis Sarah auf das sie für sie natürlich unglaublich präsente Thema erneut zu sprechen kam.
>>Also erzähl doch mal, wie heißt sie denn überhaupt?<<, fragte sie nun.
Ich genehmigte mir einen großen Schluck Wein.
Ich wollte das folgende überhaupt nicht gerne tun, aber es ging wohl kein Weg daran vorbei.
>>Ihr Name ist Laura<<, log ich knapp und schaufelte mir eine große Portion Nudeln in den Mund um nicht gleich weiter sprechen zu müssen.
Der Hunger war mir inzwischen eigentlich vergangen.
>>Laura also... und wo habt ihr euch kennengelernt?<<, fragte Sarah sofort weiter, während sie ebenfalls an ihrem Wein nippte.
Ich hasste es zu lügen, wenn es nicht zwangsläufig nötig war, aber was sollte ich tun?
Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ich in Wahrheit mit meiner Schülerin schlief.
Jedes Mal wenn ich so darüber nachdachte, klang es immer schlimmer in meinem Kopf, doch sobald Lauren bei mir war, fühlte es sich nicht falsch an, sondern als ob ich endlich Ruhe finden würde.
Wieso war mein Leben eigentlich immer so kompliziert?
>>Ich hab sie beim Sport getroffen und dann sind wir ins Gespräch gekommen und naja, bei ihr gelandet...<<, ratterte ich herunter und versuchte es wie nichts besonders aussehen zu lassen.
Die Lüge war so unglaublich schlecht, doch Sarahs Begeisterung war geweckt.
>>Und? Sag schon? Wie ist sie im Bett? Denkst du das wird was längerfristiges?<<, fragte sie immer weiter und langsam fühlte ich mich furchtbar in die Ecke gedrängt.
Ich wusste nicht mal ob ich das mit Lauren längerfristig wollte, wie sollte ich mir denn jetzt hier etwas ausdenken.
>>Ich weiß es nicht, können wir bitte das Thema wechseln?<<, versuchte ich einen Umschwung einzuleiten, was Sarah gar nicht erfreute.
Sie legte die Stirn in Falten und sah mich über den Rand ihrer Hornbrille hinweg durchdringend an.
Ich wusste dass sie das Thema ganz und gar nicht wechseln wollte, also lag es an mir dafür zu sorgen, dass sie das Thema wechseln würde.
>>Was war das eigentlich mit McLaren im Gang?<<, schoss ich hervor und sah sie ebenfalls so kritisch an, wie sie mich.
Nun war es Sarah die hastig nach ihrem Weinglas griff und dieses in einem Zug leerte, während sie doch tatsächlich auf einmal nervös wirkte.
Der Gegenangriff war mir geglückt.
Ich zog eine Augenbraue nach oben und wartete geduldig auf eine Antwort, während Sarah sich ausgiebig nachschenkte.
>>Nun...<<, begann sie, brach jedoch wieder ab.
>>Was nun?<<, fragte ich sofort, andere Leute in die Enge treiben lag mir doch vielmehr, als selbst ausgefragt zu werden.
>>Erinnerst du dich noch an den Abend im Pub?<<, fragte Sarah und trank eilig weiter Wein.
Erinnern? Das wäre wohl noch untertrieben, sofort schossen mir die Bilder dieses Abends durch den Kopf.
Wie Lauren mich provoziert hatte, wie wir uns geküsst hatten, wie wir uns ein Taxi geteilt hatten und wie sie ihre erste Nacht in meinem Bett verbracht hatte.
Ich glaubte sogar den Geruch des Pubs noch in der Nase zu haben, Lauren's Geruch dazu, ihr Geruch vermischt mit meinem in meinem Bett.
Gott, ich musste mich zusammenreißen!
>>Ja..., ich erinnere mich<<, sagte ich knapp und sah sie weiterhin forschend an.
Stacy war an diesem Abend auch im Pub gewesen, auch wenn ich sie nicht gesehen hatte, doch ich erinnerte mich, dass sie Lauren Geld fürs Taxi geliehen hatte, was ich schlussendlich dann doch bezahlt hatte.
>>Naja..., also...<<, druckste Sarah nun herum und wollte erneut zur Flasche greifen, als ich diese packte und in sichere Entfernung stellte.
Mit einem Schmollmund nahm Sarah dies zur Kenntnis, sagte aber nichts.
>>Naja Stacy war auch dort und wir haben uns zusammen ganz schön betrunken und irgendwann habe ich ihr, glaube ich, meine ganze Lebensgeschichte erzählt und wie schlecht es mir mit meiner Ehe geht, naja nun ging und sie hat mich den ganzen Abend getröstet und aufgebaut und mich sogar noch nachhause gebracht, seitdem ist es irgendwie furchtbar komisch zwischen uns, ich weiß es auch nicht, ich glaube..., ich glaube Stacy hat inzwischen mehr Interesse an mir entwickelt, als sie sollte<<, platzte es nun aus Sarah heraus und sie schien erleichtert dies endlich ausgesprochen zu haben.
Etwas entsetzt sah ich sie an.
Das war nun etwas womit ich absolut nicht gerechnet hatte.
Zumindest nicht, dass McLaren und Sarah sich auf emotionaler Ebene näher gekommen waren.
Zumal Stacy für mich der Inbegriff von Ignoranz war und ich für sie keinen positiven Gedanken fassen konnte.
Doch mir stand es als Letzte zu, darüber zu urteilen, denn immerhin hatte ich vor nicht mal zwei Stunden mit Lauren nackt in der Umkleide gelegen.
Ich musste wohl etwas zu lange vor mich hin gestarrt haben, denn Sarah schnipste mir auf einmal vor dem Gesicht herum.
Gott, diese Gedankengänge mussten aufhören.
>>Entschuldige..., und was ist mit dir?<<, fragte ich wie aus der Pistole geschossen, während Sarah sich nun doch wieder den Wein geangelt hatte.
Sollte sie sich halt betrinken, dass würde sie morgen sowieso bereuen.
Sie wusste selbst dass sie jedes Mal furchtbare Kopfschmerzen von Wein bekam, vor allem von Rotem.
>>Was meinst du? Ob ich was von Stacy will? Gott im Himmel sie ist meine Schülerin und ich bin noch nicht mal geschieden und ich steh doch eigentlich gar nicht auf Frauen...<<, kam es hastig von Sarah und sie leerte ihr Glas erneut.
Na das konnte ja was werden.
Sarah wusste also überhaupt gar nicht, was sie momentan tun sollte.
>>Eigentlich...?<<, fragte ich sanft und sah sie kritisch an.
Sarah schluckte schwer. Das Sebastian Sarahs Selbstfindungsphase vollständig unterbunden hatte, war mir von Anfang an klar gewesen. Die beiden hatten sich noch während der Schulzeit füreinander entschieden und damit hatte Sarah immer und ausschließlich nur mit Sebastian geschlafen in ihrem Leben. Das sie aber nicht ganz so hetero war, wie sie sich lange versucht hatte einzureden, war mir spätestens bewusst geworden, als ich sie vor zwei Jahren auf der Weihnachtsfeier hatte mit ihrer damaligen Referendarin im Archiv verschwinden sehen. Sarah hatte mir danach versichert, dass die beiden nur ein bisschen geknutscht hatten, nichts weiter, aber bis heute war ich mir nicht ganz so sicher ob das wirklich stimmte. Die Referendarin, wie hieß sie noch, Luisa? Sie hatte kurz darauf die Schule gewechselt. Und das Sarahs Ehe schon da dem Ende geweiht war, war wohl allen außer ihr selbst klar gewesen.
>>Alicia, ich kann einfach nicht mehr, ich werde bald geschieden sein und ich weiß nicht wie ich mit Stacy's Annäherungen umgehen soll. Ich weiß überhaupt nicht was momentan mit mir los ist, heute erst hat sie auf dem Schulgelände geraucht und ich habe ihr das durchgehen lassen, völlig unverantwortlich, ich weiß<<, erzählte Sarah nun drauf los und ließ den Kopf auf den Tisch sinken.
Sie schien wirklich völlig fertig mit den Nerven, während ich das Gefühl hatte ein kleines Deja-Vu meiner selbst zu erleben.
Doch was wenn Sarah sich auf Stacy einlassen würde?
Das wäre gefährlich, sehr gefährlich.
Reichte es doch schon das ich alle Gesetze brach und mit meiner Schülerin intim war.
Es fühlte sich immer noch falsch an, wenn ich darüber nachdachte, denn „meine Schülerin" hatte einen furchtbar fahlen Beigeschmack.
Andererseits reizte mich etwas an Lauren derartig, dass ich mich nicht von ihr fern halten konnte, selbst wenn ich es wollen würde.
Doch nun galt es erstmal Sarah aufzubauen.
Ich umfasste sanft ihre Hand und wartete bis sie den Kopf hob.
>>Wie du schon gesagt hast, momentan ist es einfach extrem viel für dich. Du machst gerade wirklich schlimme Dinge durch und solltest versuchen dich so wenig wie möglich zusätzlich zu belasten. Such keine Konfrontation mit McLaren, lass sie flirten, aber geh einfach nicht darauf ein, dann bist du erstmal sicher und musst dich nicht noch damit ausführlich beschäftigen. Komm wir schauen jetzt einen Film und dann gehts ins Bett, du bist nämlich betrunken Sarah<<, versuchte ich sie aufzubauen, was sie nickend kommentierte, bis auf den letzten Part.
>>Ich bin gar nicht betrunken!<<, widersprach sie, wobei das leichte Lallen in ihrer Stimme nicht zu überhören war.
Ich lachte leicht.
>>Genau das würde eine Betrunkene sagen...<<, provozierte ich sie etwas, was sie nun auch lachen ließ.
Schließlich verstummte sie wieder und sah eine Zeit lang aus dem Fenster bevor sie antwortete.
>>Du hast recht Alicia, so werde ich es machen, das ist wohl das sinnvollste. Danke und jetzt auf die Couch<<, antwortete sie und dem kamen wir auch nach.
Froh darüber dieses Thema erstmal halbwegs wieder herunter gekocht zu haben, räumte ich noch schnell auf, während Sarah sich bereits aufs Sofa fallen gelassen hatte.
Als ich zurück kam, war der Film auch schon beschlossen, denn die Titelmusik von König der Löwen dröhnte mir entgegen.
Ich wusste wie sehr Sarah diese Filme liebte, also sagte ich nichts, sondern reichte ihr das Schokoeis und deckte uns zu, bevor sie den Film startete.
Die nächsten zwei Stunden grübelte ich über meine Lebenssituation nach und über Lauren.
Es dauerte nicht lange und Sarah war eingeschlafen, sodass sie meine geistige Abwesenheit gar nicht mitbekam.
Als der Film zu Ende und ich den Fernseher ausgeschaltet hatte, plagte mich inzwischen ebenfalls eine unglaubliche Müdigkeit.
Ich wollte nur noch schlafen.
Ich trug Sarah ins Bett, denn ich wollte sie nicht alleine auf der Couch zurücklassen, zog mich noch schnell um und fiel dann ebenfalls ins Bett.
Sarah hatte sich bereits in die Decke eingekuschelt und es dauerte nicht lange und ich versank in einen traumlosen Schlaf.
Umso schlimmer war es als am nächsten Morgen mein Wecker klingelte.
Es war 4 Uhr und ich war völlig zerstört.
Sarah neben mir drückte theatralisch den Kopf ins Kissen und es war nur ein unverständliches Gegrummel von ihr zu vernehmen.
>>Schlaf weiter, der nächste Wecker ist erst deiner...<<, murmelte ich verschlafen und mit höllischen Kopfschmerzen, während ich im halbdunkeln den Wecker auf 6 Uhr stellte.
Sarah reagierte schon gar nicht mehr.
Ich quälte mich aus dem Bett, fischte im rausgehen noch ein paar Sachen aus meinem Schrank und begab mich dann ins Bad.
Als das kalte Wasser der Dusche auf mich niederprasselte hatte ich das Gefühl mein Körper würde erstarren. Als würde für einen Moment alles Leben aus ihm entfleuchen und nur noch eine leere Hülle zurückbleiben.
Ein leere Hülle ohne Emotionen, Gefühle, eine leere Hülle ohne Herzschlag, Organe oder Gedanken.
Einfach Nichts und doch so viel.
Ich glaubte zu spüren wie sich meine Blutgefäße zusammen zogen, wie mein Herzschlag sich beschleunigte und wie meine Muskeln sich anspannten.
Ich riss die Augen auf als ich spürte wie die Wärme meiner arbeitenden Muskeln durch meinen Körper strömte.
Die Kälte störte mich nicht mehr.
Ich verteilte das Duschgel auf meiner Haut, die inzwischen von einer Gänsehaut überzogen war und in meinen Haaren.
Die blonden, nassen Strähnen hingen mir ins Gesicht und stumm beobachtete ich wie das Shampoo von meinen Haaren tropfte, sich mit dem Wasser vermischte und im Abfluss verschwand.
Ich lehnte den Kopf an die kalten Fliesen und für einen kurzen Moment war es unangenehm als das kalte Wasser direkt auf meinen Rücken traf, doch jede weitere Sekunde ließ ungeahnte Energie durch meinen Körper fahren.
Als ich die Dusche schließlich völlig unterkühlt verließ und mich in mein Handtuch hüllte, hatte ich das Gefühl mein Kopf wäre voll von Gedanken, ohne das ich sagen konnte, was für Gedanken das eigentlich waren.
Ich trocknete mich ab und begann mich anzuziehen, wobei ich heute besonders akkurat auf den Sitz meiner Bluse achtete.
Mit Lauren hatte ich nachher noch ein Hühnchen zu rupfen und da wollte ich so autoritär wie möglich wirken.
Allgemein verspürte ich heute das Bedürfnis jemanden einzuschüchtern und da Lauren die erste Person war mit der ich mich heute aktiv auseinandersetzen würde, würde meine Wahl wohl auf sie treffen.
Nachdem ich mich fertig angezogen hatte, machte ich mich mit meiner Tasche und den Sportsachen auf den Weg zur Schule.
Meinen Kaffee hatte ich heute besonders stark aufgebrüht und der Apfel war auch eher ein Alibi-Frühstück gewesen, jedoch nun so halbwegs wach, saß ich in meinem Wagen und fuhr durch die noch leeren Straßen.
In ein paar Stunden würde es hier von Menschen und Autos wimmeln.
Die Abgase würden die Luft verpesten, die Menschen sich gehetzt aneinander vorbei drängeln um noch pünktlich zu kommen und die Kinder genervt Steine über den Gehweg kicken, ohne Motivation die Schule zu besuchen.
Umso schöner, dass gerade noch Ruhe herrschte.
Die Straßen waren frei und so parkte ich kurz vor 5 Uhr auf dem Parkplatz der Schule.
Ich schnappte mir meine Sporttasche und verließ das warme Auto, nach draußen in die Kälte und Dunkelheit.
Eigentlich sollte es wohl so langsam Frühling werden, doch der Winter schien nicht so recht gehen zu wollen.
Nicht das es mich störte, ich mochte die Kälte.
Sie fühlte sich reinigend und wohltuend an und die klare Luft hatte etwas befreiendes.
Ich schritt über den Asphalt und meine Absätze hinterließen ein ungewohnt lautes Klacken das durch die Stille schallte.
Im Gebäude des Internats brannten nur einige vereinzelte Lichter in der Bibliothek. Das waren wohl die SchülerInnen die nun kurz vor ihrer Prüfungszeit standen und versuchten mit aller Macht gute Noten zu erzielen.
Die Zimmer hingegen waren alle unbeleuchtet.
Dunkel erinnerte mich an meine Zeit in diesen Zimmern. Der Geruch, nach ein- und demselben Reinigungsmittel.
Die alten Türen und Fenster, die bei jedem Öffnen und Schließen ein schrecklich hohes Knarzen vernehmen ließen.
Das dunkle Parkett, die vergilbten Wände.
Ich schüttelte hastig den Kopf um die Gedanken zu vertreiben, denn der Eingang zur Turnhalle lag nun keine zwanzig Meter von mir entfernt und im Dunkeln konnte ich schon Lauren's Silhouette erahnen.
Ich kam dem Eingang immer näher und bereitete mich mit jedem Schritt auf die gleich folgende Ansage vor.
Vielleicht tat ich Lauren unrecht, dass ich so hart mit ihr umsprang aber es half nichts.
Ich gefährdet alles mit dieser Affäre und sollte sie jemals den Respekt mir gegenüber verlieren, dann wäre die Gefahr nur noch größer.
Wenn ich mich schon nicht von ihr fern halten konnte, dann musste ich wenigstens das Risiko versuchen zu minimieren.
Ich erreichte die Tür und sofort trafen meine Augen auf Lauren's.
Sie sah müde und erschöpft aus.
Als hätte sie die Nacht kein Auge zugetan und sofort sorgte sich etwas in mir.
Stumm sahen wir uns an.
>>Guten Morgen<<, kam es leise von Lauren, während ihre Augen mich mit einer unglaublichen Wärme anstrahlten.
Sie strahlten, trotz ihrer Müdigkeit. Sie strahlten durch diese endlose Dunkelheit die mich umgab und schienen das Licht zu sein, nachdem ich seit Jahren versuchte zu greifen.
Diese Augen würde ich wohl niemals vergessen.
Diese Augen brannten sich in diesem Moment so deutlich wie noch nie in mein Gehirn und dieser Ausdruck in ihnen der so viel Liebe und Wärme ausstrahlte, brachte irgendwas in mir zum wanken.
So sehr zum wanken das ich Mühe hatte meine Sprache wieder zu finden.
>>Guten Morgen<<, erwiderte ich schlussendlich erstickt.
Die Worte kratzten ungewohnt hart in meiner Kehle und meine Stimme hörte sich fremd und hohl an.
Emotionslos, obwohl in mir gerade die Emotionen tobten.
Lauren zuckte leicht zusammen als ich antwortete, offensichtlich auch irritiert von meinem Ton.
Doch ich durfte das Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Ich schloss wortlos die Turnhalle auf und gewährte Lauren den Vortritt bevor ich selbst eintrat und die Tür hinter mir ins Schloss fiel.
>>Mitkommen<<, kommandierte ich stumpf und setzte mich in Bewegung.
Etwas überforderte stolperte Lauren hinter mir her, während ich geradewegs auf die Lehrerumkleide zusteuerte.
Ich schloss auch diese Tür auf, bevor ich mich Lauren wieder zuwandte.
>>Rein da<<, ordnete ich nur knapp an und sie trat ohne Widerworte ein.
Ich folgte ihr und schloss auch diese Tür hinter mir, bevor ich das Licht anschaltete und meine Sporttasche auf der Sitzbank ablegte.
>>D-darf ich fragen..., was los ist?<<, stammelte Lauren leise und sah schon wieder den Boden an.
Ich wandte mich ihr wortlos zu und entledigte mich meines Mantels bevor ich begann meine Bluse aufzuknöpfen.
Lauren's Augen wurden immer größer und die Situation schien sie massiv zu überfordern, denn ihr Blick wechselte immer wieder zwischen meinen Augen und meinem Oberkörper.
Nun hatte ich die Bluse weit genug geöffnet und zog sie zur Seite, sodass der Blick auf meine rechte Brust, und damit auf den Knutschfleck, frei wurde.
>>Das ist los!<<, erwiderte ich nun und deutet auf das nicht übersehbare Übel.
Lauren schluckte schwer, während ihr Blick ganz auf meine Brust fixiert war.
>>Obwohl eigentlich ist das nicht das wirkliche Problem, das Problem ist, dass du es gestern gesehen und mir nicht gesagt hast! Weißt du eigentlich in was für eine brenzlige Situation mich das gebracht hat?<<, redete ich nun drauf los und versuchte dabei ruhig zu bleiben.
Natürlich konnte sie nicht wissen wie erdrückend die Lage gestern für mich gewesen war, aber sie wirkte trotz dessen betroffen.
Doch nur kurz, denn dann hob Lauren argwöhnisch den Kopf und sah mich prüfend an.
>>Wieso das denn? Wer sieht dich denn sonst noch Oberkörperfrei?<<, fragte sie und die Eifersucht war deutlich aus ihrer Stimme zu vernehmen.
Ich stutzte kurz, bevor ich auflachte.
Natürlich würde das für sie seltsam klingen, das hatte ich nicht bedacht.
Zudem war sie tatsächlich eifersüchtig.
Süß irgendwie.
Oder was auch immer, davon durfte ich mich jetzt nicht ablenken lassen.
Lauren hingegen sah gar nicht amüsiert aus.
Sie hatte die Augen zusammengekniffen und die Stirn in Falten gelegt, während ihr Blick mich taxierte.
Ich antwortete nicht sofort, sondern fuhr mir durch die Haare und beobachtete ihre Reaktion. Sollte sie doch ruhig noch etwas zappeln für ihre Aktion.
Sie wurde allerdings immer nervöser und begann sich bereits auf der Unterlippe herum zu beißen.
>>Honey..., kein Grund eifersüchtig zu sein...<<, provozierte ich nun weiter und kam ihr näher.
Lauren's Blick verfolgte jede meiner Bewegungen.
>>Lediglich meine beste Freundin, aber die hat ziemlich unangenehme Fragen gestellt.
Also, was sollte das?<<, fuhr ich fort und kam nun vor ihr zum Stehen.
Ich sah wie ihre Knie zitterten und sie nun begann mit ihrer Uhr zu spielen.
Sie hatte so einschlägige Verhaltensmuster, ich wusste sofort was ihr vorging, wenn ich diese sah.
>>Ich..., es tut mir leid, ich hab dir den Knutschfleck eher unterbewusst verpasst und als ich es dann gesehen habe, dachte ich du wärst sauer und dachte es ist besser, wenn ich es dir nicht sage sondern du es lieber selber siehst, ich wusste ja nicht in was für eine Situation dich das bringt<<, platzte es nun eilig aus Lauren heraus, während sie mich betreten ansah.
Daher wehte also der Wind.
Sie war also unsicher was meine Reaktion ihr gegenüber anging.
Sie hatte doch mehr Respekt noch vor mir als ich geglaubt hatte und das befriedigte mich in diesem Moment zutiefst.

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