Kapitel 8

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POV - Lauren Fallmont

>>Nun dann, alle auf die Bahn<<, rief Miss Morgan und begab sich ebenfalls auf diese.
Die anderen Schüler folgten und wir machten uns alle bereit, der Ehrgeiz Miss Morgan zu schlagen, war in allen Augen sichtbar. Wir alle wollten sie wenigstens einmal in einem fairen Duell besiegen können. Doch Miss Morgan tänzelte völlig entspannt von einem Bein aufs andere. Sie hatte sich nicht mal aufgewärmt und doch strahlte sie bereits den puren Sieg aus. Als hätte man ihr die Goldmedaille bereits umgehängt. Ich musterte sie nervös aus dem Augenwinkel. War sie eine ernstzunehmende Gegnerin oder bluffte sie nur? Ich konnte es nicht erahnen. Sie war wie eine kalte, undurchdringbare Mauer. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich fast das Startsignal verpasste.
>>Die 60 Minuten laufen ab jetzt<<, rief sie auf einmal neben mir und sofort setzten sich alle in Bewegung.
Auch ich lief los, ich spürte direkt das ich heute einen guten Lauf hatte und genoss die ersten Meter in Bewegung. Meine Beine fühlten sich leicht an und die kalte Luft in meinen Lungen brachte erst richtig Energie in meinen Körper.
Laufen war mein Element.
Es dauerte keine 200 Meter und es hatte sich bereits eine Spitze herauskristallisiert, welche aus dem Jungen mit den braunen Haaren, ich glaube sein Name war Jack, Stacy, einem schwarzhaarigen Mädchen namens Lara, mir und Miss Morgan bestand.
Konzentriert blickte ich starr geradeaus, während ich meine Atmung regulierte.
Die erste Runde war geschafft und langsam wurde ich warm.
Mit einem schnellen Blick nach hinten musste ich feststellen das der Großteil weit zurück gefallen war.
Ich lief noch recht entspannt, Miss Morgan neben mir ebenso, während bei den anderen dreien bereits eine eher unregelmäßige Atmung zu vernehmen war.
Runde zwei war geschafft. Es waren keine fünf Minuten vergangen bisher.
Das Tempo war gut, denn ich fand schnell meinen perfekten Laufrhythmus.
Stacy schräg hinter mir keuchte bereits merklich.
>>Wie... zur... Hölle... kannst du mit deiner Raucherlunge so laufen?<<, japste sie mir zu, was mir einen missbilligenden Blick von Miss Morgan neben mir einbrachte. Doch sie sagte nichts. Sie war ganz auf ihren Lauf fokussiert.
>>Gutes Training<<, erwiderte ich nur knapp um mich danach wieder voll konzentrieren zu können.
Runde drei war geschafft.
Bald schon blendete ich meine Umgebung völlig aus und lief nur noch in meinem eigenen Film.
Inzwischen hatte sich ein regelrechter Zweikampf zwischen Miss Morgan und mir entwickelt. Sie lief regelmäßig. Sie hatte einen unglaublich akkuraten Laufstil und bisher schien ihr auch nicht annähernd die Puste auszugehen. Wir hatten von Anfang keine wirkliche Chance gegen sie gehabt und das war ihr auch mehr als bewusst gewesen.
Ab Runde acht hatte sie das Tempo noch einmal angezogen.
Ich hatte aufgeschlossen und die anderen beiden auch, doch dabei hatten wir Stacy verloren.
Miss Morgan und ich liefen stumm nebeneinander her, das einzige was zu hören war, war unser lautes Atmen und die knirschenden Schritte auf dem Aschesand.
Inzwischen war alles vergessen.
Die Kälte, die Angst die ich vor ihr hatte, die Zeit.
Alles was ich noch wollte, war mich diesmal nicht von ihr unterkriegen zu lassen.
Ab Runde 11 liefen wir alleine an der Spitze.
Sowohl Lara als auch Jack hatten sich zurückfallen lassen.
Jetzt war es nur noch ein stetiger Zweikampf und diesen führten wir in vollen Zügen.
Wenn Miss Morgan anzog an Tempo folgte ich auf dem Schritt um den Anschluss nicht zu verlieren und wenn sie sich zurückfallen ließ, tat ich das ebenfalls um Kraft zu sparen.
Ich nahm ihre Präsenz gar nicht mehr wahr, ich sah sie nur noch als Gegner.
Als Gegner den ich endlich besiegen wollte.
Nach Runde 15 erhob sie das erste mal die Stimme.
>>Hätte nicht gedacht das Sie solange durchhalten<<, meinte sie provokant und atmete ein paar mal tief ein und aus.
>>Unterschätzen Sie ihre Gegner immer Miss Morgan?<<, schoss ich zurück und sah kurz zur Seite, wo mich ihr eiskalter Blick traf. Etwas zog sich in mir zusammen.
>>Sie sind nicht mein Gegner, Sie sind höchstens mein Anhängsel Fallmont<<, zischte sie und zog vom Tempo erneut an.
Sofort folgte ich ihr.
Inzwischen hatten wir die meisten Schüler schon überrundet, während einige auch bereits völlig fertig am Rand saßen und unseren stillen Machtkampf beobachteten. Miss Morgan schien es egal zu sein, sie wollte mich besiegen. Sie wollte, dass ich gegen sie verlor, alles andere schien keine Rolle zu spielen. War so viel Ehrgeiz überhaupt gesund?
>>Für ein Anhängsel ziehen Sie also so das Tempo an? Interessant<<, bemerkte ich trocken.
Keine Ahnung woher auf einmal dieses Selbstbewusstsein kam so mit ihr zu sprechen, doch wahrscheinlich lag es daran, das sie mich beim laufen nicht unterbuttern konnte.
Sie konnte mich nicht durchgängig mit ihren Blicken strafen, mit ihren Worten demütigen oder mit ihrer Mimik verabscheuen.
Hier zählte nur das durchhalten.
Sie antwortete nicht sondern lief unbeirrt weiter.
Die Runden vergingen und inzwischen saß der ganze Kurs an der Seite und beobachtete uns.
Alle Hoffnungen lagen nun auf mir.
>>Noch fünf Minuten<<, schrie einer von der Tribüne, was für einen erneuten Motovationskick bei mir sorgte.
Miss Morgan schien es ähnlich zu gehen, denn wir zogen gleichzeitig das Tempo an.
>>Sie können nicht gegen mich gewinnen Fallmont<<, ließ sie prophezeiend verlauten was mich nur genervt schnauben ließ.
>>Darum geht es auch nicht Miss Morgan<<, erwiderte ich nur und lief dann noch etwas schneller. Doch binnen Sekunden hatte sie wieder aufgeschlossen. Es ging nie darum mehr Runden als sie zu laufen, es ging schlichtweg nur darum mit ihr wenigstens mitzuhalten. Ihr zu zeigen, dass sie nicht die einsame grandiose Spitze dieser Welt war. Das ich ihr zumindest irgendwie ebenbürtig war.
Ich spürte wie ich meine kritischen Punkt erreichte.
Ich brauchte noch mehr Tempo. Also lief ich noch schneller, Miss Morgan neben mir ebenfalls.
Ich spürte ihn, da war, der Punkt der maximalen Erschöpfung.
Ich biss die Zähne zusammen, kniff die Augen zu und lief weiter. In meinem Kopf war nichts außer einem pulsierenden Gefühl, dass meinen Schritten glich. Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Meine Beine fühlten sich an als wären sie aus Blei. Doch ich wollte nicht aufhören. Ich konnte nicht aufgeben.
Ich lief und lief und dann endlich kam der gewünschte Adrenalinkick und alles fühlte sich auf einmal so leicht an.
Ich war inzwischen im Tunnelblick und reagierte nur noch beschränkt auf meine Umwelt.
Erst als ich das schreien meiner Mitschüler wahrnahm zuckte ich zusammen, sowie Miss Morgan neben mir ebenfalls.
>>Die 60 Minuten sind um Lauren, du hast es geschafft<<, schrie Stacy begeistert.
Miss Morgan hingegen sah aus, als würde sie Stacy am liebsten erwürgen.
Unbeirrt lief ich weiter und drosselte langsam mein Tempo.
Auf der Hälfte der Strecke erreichten sowohl Miss Morgan als auch ich endlich Schrittgeschwindigkeit und liefen uns langsam aus.
Sie sagte kein Wort und langsam breitete sich ihre Aura wieder aus und brachte mich zurück auf den Boden der Tatsachen.
Meine Beine waren ein einziger Wackelpudding und ich wusste nicht ob es an Miss Morgan oder den so eben zurück gelegten acht Kilometer lag.
Wir kamen bei den anderen Kursschülern an und sofort kehrte Ruhe ein, als Miss Morgan's Blick durch die Reihen wanderte. Die so eben noch ausladende Stimmung war binnen Sekunden wie ausgestorben. Alle Blicke waren auf Miss Morgan gerichtet.
>>Glückwunsch Miss Fallmont, Sie entgehen der nächsten Klausur, vom Rest bekomme ich am Montag die Ausarbeitungen, Auf Wiedersehen<<, sagte sie forsch und sofort sprangen alle auf um in die warme Halle zu kommen. Niemand wollte noch länger als nötig hier draußen sein.
Miss Morgan hatte mich gerade beglückwünscht, doch es hatte so kalt und so wütend geklungen, das ich mich über meinen Gleichstand nicht wirklich freuen konnte.
Ich spürte ihren Blick auf mir, drehte mich aber nicht um.
Ich konnte ihr sowieso nicht in die Augen sehen und für ein weiteres Wortgefecht war ich weder stark genug, noch besaß ich die dafür nötige Energie.
Nachdenklich und völlig verschwitzt trottete ich ebenfalls in die Halle zurück.
In der Umkleide angekommen wurde ich unter Johlen und Schreien von meinen Kursmitschülerinnen empfangen.
>>Du hast es echt gepackt Fallmont, man wir sind stolz auf dich<<, kam es von Stacy während mir von allen Seiten anerkennend auf die Schulter geklopft wurde.
Ich nickte nur, zu sehr waren meine Gedanken schon wieder mit Miss Morgan beschäftigt. War dieser Gleichstand wirklich ein Grund zur Freude, oder hatte ich mir Miss Morgan damit nur noch mehr zur Feindin gemacht? Spielte das überhaupt eine Rolle? Sie konnte mich sowieso nicht ausstehen.
Ich kramte in meiner Sporttasche nach meinem Handtuch und dem Duschbad, bevor ich mich in Richtung Duschen begab.
Normalerweise mied ich Gemeinschaftsduschen wie die Pest, aber nach diesem Lauf brauchte ich das einfach.
In der Damendusche angekommen, zog ich mich aus und drehte das Wasser auf.
Sofort rieselte das warme Nass auf mich nieder und ich spürte zusehends wie sich meine Muskeln entspannten.
Ich begann mich einzuseifen und ging in den Gedanken noch einmal den Lauf durch.
In diesen 60 Minuten hatte ich Höchstleistung gebracht, seit Jahren war ich nicht mehr so gut gelaufen und das alles nur wegen diesem unendlichen Ehrgeiz der mich auf einmal gepackt hatte. Ich hätte Miss Morgans selbstgefälliges Grinsen nicht ertragen.
Ich versank so in Gedanken das ich nicht mitbekam wie jemand anderes den Duschraum betrat. Erst als die Tür mit einem lauten krachen ins Schloss fiel, bemerkte ich dies.
Für einen kurzen Moment war mir nicht klar wer es war, bis mich der übliche kalte Nebel traf.
Völlig entsetzt wandte ich mich um, um in das Gesicht von Miss Morgan zu blicken, die nur mit einem Handtuch bekleidet dastand und mich ebenfalls mehr als nur schockiert ansah.
Ich sah wie ihre Augen von meinen über meine Schultern und weiter nach unten wanderten bis sie wieder nach oben schossen.
Das Ganze hatte vielleicht eine Millisekunde gedauert, doch ich hatte es gesehen.
Sämtliches Blut schoss in mein Gesicht. Hatte sie mich gerade gemustert? Mich? Wie ich nackt und triefend nass in dieser Dusche stand?
Es vergingen einige Sekunden, bis wieder Regung in meinen Körper kam und ich schnell nach meinem Handtuch schnappte.
>>Ich... Entschuldigen Sie normalerweise duscht niemand außer mir<<, kam es prompt und völlig verdattert von Miss Morgan, während ich zum ersten Mal in ihrem Gesicht eine neue Emotion erkennen konnte.
Scham. Ein leichtes rot umspielte ihre Wangen und ihre blauen Augen leuchteten auf eine seltsame Art und Weise, während ich rot wie eine Tomate da stand und mir wünschte der Boden würde sich auftun und mich verschlucken.
Meine Lehrerin hatte mich gerade nackt gesehen.
Komplett nackt, unter der Dusche.
Ich schämte mich noch mehr als sie.
Mich umzudrehen, war wohl auch eine eher schlechte Idee gewesen.
>>Ja... ich... Tschüss<<, stammelte ich immer noch völlig schockiert von der Situation.
Ich schnappte mir meine Sachen und flüchtete geradezu aus der Dusche wobei ich eine völlig überforderte Miss Morgan zurückließ.

Dominate meWhere stories live. Discover now