Kapitel 27

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POV - Lauren Fallmont

Zu sagen das diese ganze Situation mich maßlos überforderte, war noch untertrieben.
Ich hatte letzte Nacht mit meiner Lehrerin geschlafen, hatte es mehr als genossen und joggte nun mit ihr bei eisigen Temperaturen und schlimmstem Regen auf der Laufbahn der Schule.
Abgesehen davon das ich Muskelkater hatte und absolut geschafft war, versuchte sie mir jetzt auch noch während des Laufens einen Korb zu geben.
Das Alicia Morgan gewiss nicht der einfühlsamste Mensch war, das war mir klar, aber für so abgeklärt hätte nicht mal ich sie gehalten.
Ich wusste nicht ob ich traurig, wütend, deprimiert oder einfach nur verletzt sein sollte.
Sie brachte es ja nicht mal fertig mir dabei in die Augen zu sehen oder wenigstens es schnell hinter sich zu bringen.
Nein, stattdessen lief sie stumm neben mir her und ließ mich auf meine Abfuhr warten.
Jeder Meter heute fühlte sich zu viel, zu anstrengend an und war ich am Anfang des Tages noch euphorisch gewesen, so fühlte ich mich nun ausgelaugt und leer.
Immer noch war nichts zu vernehmen außer dem Regen der aufs nieder prasselte, unsere Schritte auf dem matschigen Boden und unser unregelmäßiger Atem, der nur noch stoßweise unsere Lungen verließ.
Es roch nach allem möglichen, nach kalter Asche, nach feuchtem Waldboden, nach kaltem, nassen Gestein und nach nassen Pflanzen.
Es war diese geradezu beeindruckende Mischung an Gerüchen, die den Regen so interessant machte, die die Kälte verdrängte die er herbei führte und mich genießerisch die Augen schließen ließ.
Doch es war nicht nur die unberührte Natur die ich roch, genauso roch ich Alicia neben mir, die das Duftparadies der Natur unterbrach und eine völlig andere Note hinzu fügte, welche in meiner Nase noch himmlischer erschien als alles andere zusammen.
Alicia.
Damit war ich relativ schnell mit den Gedanken wieder bei dem eigentlichen Problem das mich umgab.
Immer noch sprach sie nicht mit mir, offensichtlich unentschlossen was sie jetzt sagen sollte.
Diese Ungewissheit quälte mich innerlich so sehr das ich es nicht mehr aushielt. Ich konnte solchen Situationen noch nie gut aushalten. Ich hatte noch nie auf drohende Gespräche warten können. Ich brauchte Gewissheit, sofort. Ich war nervös, mir war schlecht und ich fror. Ich wollte einfach nur weg. Alicias Präsenz schien mich schon wieder völlig einzunehmen, vollkommen einzuwickeln und wehrlos zu machen.
>>Verdammt jetzt rede doch bitte endlich!<<, fuhr ich Alicia etwas zu grob an, worauf sie mich ansah, jedoch mit einem Funken Wut im Blick, der mich strafen sollte und mir bewusst machte, dass unsere nächtliche Romanze rein gar nichts am Machtgefälle zwischen uns verändert hatte, ganz im Gegenteil.
Ich blieb genervt stehen, ich hatte keine Lust mehr auf dieses scheiß laufen ohne Ziel gerade.
Alicia neben mir blieb ebenfalls stehen.
Ihre Miene war eiskalt und alles um uns herum schien zu gefrieren.
>>Was soll ich dir groß sagen Lauren? Du weißt, dass das nie wieder passieren darf, ich bin deine Lehrerin und du meine Schutzbefohlene..., das gestern war ein Ausrutscher und ich denke wir täten beide besser daran wenn es dabei bleibt<<, knallte mir gerade heraus an den Kopf und ihre Stimme war kälter als die Luft die uns umgab.
Ich sah sie geschockt an. Sämtliche Mimik versagte mir und ich konnte mein Gesicht nur mit größter Mühe wieder unter Kontrolle bringen.
Ich hatte zwar mit einer Abfuhr gerechnet, aber zumindest mit einer etwas humaneren.
Das sie es mir so kalt ins Gesicht sagen würde, damit hatte ich nach der letzten Nacht nicht gerechnet, doch offenbar hatte es ihr wirklich nichts bedeutet.
Nicht mehr als ein Ausrutscher war es für sie.
Etwas das sie bereute.
Wie konnte sie mir in einem Moment so nah sein und mir im nächsten so etwas ins Gesicht schmettern?
So kalt, so emotionslos, so routiniert.
Ich sah ihr direkt in die Augen und ich hatte Mühe meine Tränen zurückzuhalten.
Ich wollte nicht weinen, ich wollte keine schwäche zeigen, doch etwas in mir war verletzt. Etwas in mir konnte mit dieser Ansage nicht umgehen. Ich blinzelte heftig, während der Regen auf mein Gesicht fiel. Jeder Tropfen fühlte sich an wie eine von Alicia abgefeuerte Gewehrkugel. Zielgerichtet und durchdringend schmerzhaft.
>>Ich verstehe...<<, presste ich zwischen zusammengekniffen Lippen hervor während sie mich immer noch regungslos ansah.
Ein unangenehmes Pochen breitete sich in meinen Ohren aus und vernebelte meine Sinne.
>>Nein das du tust du nicht, ich könnte ins Gefängnis kommen, verstehst du was ich aufs Spiel setzten würde? Das ist es nicht wert<<, sagte sie eindringlich und der letzte Satz riss mir gefühlt den Boden unter den Füßen weg.
Das war es ihr nicht wert?
Sie küsste mich, sie nahm mich mit zu sich, sie fickte mich aber das war es ihr nicht wert?
Ich wurde wütend, ich war so verletzt über ihre Worte, ihre Handlung das ich nur noch schreien wollte.
>>Für einmal ficken hat es also gereicht? Aber ansonsten bin ich es nicht wert?<<, fragte ich und meine Stimme bebte vor unterdrückter Wut und Trauer. Immer noch versuchte ich krampfhaft meine Tränen zurückzuhalten.
>>Lauren...<<, setzte sie an und doch ich unterbrach sie nein. Ich hatte keine Lust auf weitere Worte ihrerseits. Kommunikation war definitiv alles andere als eine Stärke von ihr.
>>Nein, lass stecken Alicia, ich habe es verstanden, lass mich bitte einfach in Ruhe<<, sagte ich gekränkt und drehte mich um.
Ich lief einfach los ohne auf ihre Rufe zu reagieren.
Ich rannte in die Umkleide, schnappte mein Zeug und stopfte alles in meine Tasche.
Ich war so wütend, so verletzt, fühlte mich so gedemütigt. Diese Frau hatte in der letzten Nacht alles was sie wollte mit mir tun dürfen und das hatte ihr offensichtlich gereicht. Es war nicht mehr als ein One Night Stand. Einer, der niemals hätte geschehen dürfen.
Warum hatte ich mich nur für diese Schule entschieden? Warum hatte ich mein Abitur nicht einfach an einem staatlichen Gymnasium absolviert und mir das hier alles erspart?
Als ich die Umkleide verlassen wollte stand Alicia vor dieser und versuchte mich abzufangen.
>>Lauren ich bitte dich, jetzt lass uns doch wenigstens vernünftig darüber reden...<<, redete sie auf mich ein, während ich einfach an ihr vorbei lieg. Worüber wollte sie noch sprechen? Die Message war mehr als klar gewesen.
>>Da gibt es nichts mehr zu reden, ich habe verstanden Alicia und keine Sorge, es erfährt niemand das du mit deiner Schülerin geschlafen hast<<, spuckte ich ihr sarkastisch vor die Füße und lief weiter.
Alicia hingegen blieb völlig verdutzt stehen.
Es war ihre einzige Sorge gewesen ich würde reden, doch jetzt da ich ihr das Gegenteil zugesagt hatte, war ich ihr offensichtlich völlig egal.
Ich trat aus der Halle heraus und sofort fegte mir der Wind Regen ins Gesicht und durchnässte meine Haare binnen Sekunden.
Hätte ich doch nur die scheiß Kapuze aufgesetzt.
Jetzt war es auch egal. Ich stapfte schnellen Schrittes durch den Regen. Ich wollte nur noch fliehen. Nur noch weg von hier.
Doch so leicht wollte Alicia es mir wohl nicht machen, denn kurz darauf hörte ich schnelle Schritte hinter mir bevor ich an der Schulter gepackt und umgedreht wurde.
Das alles passierte in einer solchen Geschwindigkeit, das ich gar keine Chance hatte zu reagieren.
Ich musste einen Aufschrei unterdrücken und sah sie geschockt an, denn Alicia war mitten in mich hinein geprallt und so waren wir uns nun schon wieder so nah, das ich das Zucken ihrer Pupille sehen konnte.
Ich unverwechselbarer Geruch strömte in meine Nase und machte mich kurz blind für die eigentliche Situation.
Wie konnte ein Mensch nur so gut riechen?
Doch nun realisierte ich wieder, was sich eigentlich zwischen uns abgespielt hatte und sofort kam die unbändige Wut und Trauer wieder in mir hoch.
Ich wollte mich los reißen und davon laufen, doch Alicia hatte mich zu fest gepackt.
Zappelnd stand ich also da, während sie mich mit aller Kraft versuchte festzuhalten. Warum war sie so stark?
>>Lauren...Ich...<<, stammelte sie vor sich hin und versuchte mir offenbar etwas zu sagen, doch ich hatte keinerlei Interesse ihr noch eine Sekunde länger zuzuhören.
Ich versuchte mich weiterhin aus ihrem Griff zu befreien, der überraschend stark war, denn sie hatte mich nun an den Handgelenken gepackt und hielt mich fest.
>>Jetzt halt endlich still<<, fauchte sie mich genervt an und völlig überrascht über diesen Wechsel ihres Tonfalls tat ich das tatsächlich.
Ich sah sie durchdringend an, während ich nun endlich auf eine Antwort ihrerseits wartete.
Der Regen hatte uns beide schon wieder völlig durchnässt und so standen wir da und sahen uns stumm an, hätte ich nicht in mir das unbändige Gefühl sie zu hassen, dann könnte man diese Situation fast als romantisch beschreiben.
Doch so, wollte ich einfach nur weg von hier, weg von ihr und endlich meine Ruhe haben.
>>Lauren lass uns reden<<, sagte sie und sah mich fordernd an.
Was zur Hölle gab es da noch zu bereden.
Sie hatte mir mehr als deutlich gemacht, dass ich für sie nur ein kleines Spiel gewesen war.
>>Komm heute Abend zu mir und lass uns reden<<, bat sie nun und ihr Blick war so fesselnd, so bohrend, das ich Schwierigkeiten hatte diesem Stand zu halten.
>>Ich denke drüber nach<<, erwiderte ich bemüht abweisend und riss mich endlich los.
Ich drehte mich um und ging.
Ich ließ Alicia dort einfach stehen, lief davon, an der Schule vorbei und nachhause.
Völlig durchnässt und durchgefroren kam ich dort an, pellte mich aus meinen Sachen und stieg erstmal unter die warme Dusche.
Das warme Wasser rieselte auf mich nieder und mit einem Schlag überkamen mich die Emotionen und ich sank weinend herab.
Wieso hatte ich mich darauf eingelassen?

Dominate meWhere stories live. Discover now