Der dunkle Reiter

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Er konnte es kaum fassen, was in dieser Nacht mit seiner Festung passiert war. Eret stand vor dem vereisten Nichts, als er in der Nacht sich so gut es ging verteidigt hatte. Er und seine Männer wurden von einem mysteriösen Drachenreiter angegriffen, doch nicht nur von dem allein. In seinem Gefolge hatte er hunderte Drachen und einen ganz besondere, den er niemals wieder in seinem Leben vergessen würde.

Dieses gigantische Vieh kam wie aus dem Nichts und hatte seine Burg in einem Sturm aus Eis in ihre Einzelbestandteile zerlegt. Und nicht nur das. Ein Schiff war einem der besten Drachenjäger unter Drago Blutfaust geblieben. Und da er schon letztes mal die Quote nicht erfüllt hatte, konnte er jetzt auf keinen Fall leer ausgehen. Der nächste Raubzug musste ein Erfolg werden, da er jetzt schon wieder im Rückstand war. Das verhieß nichts gutes, denn Drachenfänger, die keine Resultate erbrachten und die Quote nicht erfüllten, bekamen es mit den Einheiten dieses Mannes zu tun. Angeführt von einem, den man nur mit Furcht den schwarzen Reiter nannte. Und wenn der auftauchte, konnte man nur sein letztes Gebet zu den Göttern sprechen.

Eret kannte nur zu gut, was Dragos Nummer Zwei mit Leuten anstellte, die nicht effektiv genug waren. Vor allem mit denen, die sich schon eigentlich einen Ruf gemacht haben. Dieser Kerl, bei dem selbst Eret es kalt über die Schulter zog, war nicht nur einfach ein Krieger. Er war der Drachenbezwinger. Er hatte in Dragos Armee ein völlig neues Konzept des Drachentrainings gebracht, dessen Geheimnis unter Todesstrafe bewahrt wurde. Seither ritten viele der Soldaten des Mannes, den so viele fürchteten auf Drachen, angeführt von diesem Kerl. Eret war dem Typen schon mal begegnet. Er war nicht größer als er, um es ehrlich zu sagen sogar etwas kleiner, doch das täuschte nur.

Er kannte die Geschichten um den schwarzen Reiter und seinen Drachen der ironischer Weise den harmlosen Namen Ohnezahn trug. Doch genau darin lag der Punkt. Seitdem sich dieser junge Mann einen Namen unter Dragos Truppen gemacht hatte, gehorchten nicht nur die Drachen bedingungslos ihm, sondern auch dem Nachtschatten, auf dem er ritt. Dieser Drache hatte die fiese Angewohnheit seine Artgenossen, sobald sie nicht parierten, zu hypnotisieren. Das kam aber nur in den seltensten Fällen vor, denn schon dieser Reiter, dessen Namen nur wenige kannten, erwarb das Vertrauen von Drachen, wie keiner vor ihm.

Dragos alte Methoden wurden mit seinem Aufstieg über den Haufen geworfen. Und das passierte sehr selten, dass Drago etwas einräumte und jemanden anderen Meinung duldete.

Doch sprachen die letzten Siege über andere Stämme, die sie unterworfen hatten, für sich. Der Kerl war ein Genie, nicht nur, was das Drachenzähmen anging. Der schwarze Reiter war ein skrupelloser Taktiker, der jede Schlacht ausnahmslos für sich entschied. Niemand konnte ihm die Stirn bieten. Werder die im Norden lebenden Wikinger noch die an den Fjorden siedelnden. Keiner konnte länger als einige Stunden Diesem Reiter und seinen Heerscharen trotzen. Und Eret kannte die Erzählungen, dass der schwarze Reiter nichts verschonte. Aber tötete er und seine Truppen sauber und ohne Plünderung. Erst nachdem sie das Dorf unter sein Kommando gestellt hatten, nahmen sie alles mit, was sie brauchen konnten. Das eroberte Dorf war dann ein Gebiet von Dragos Reich, dass sich immer weiter ausdehnte. Mit diesem Reiter an der Seite, hatten die anderen keine Chance und vor allem nicht gegen das von Menschen berittene Drachenheer.

„Los Leute! Macht das Schiff klar und dann auf zur Drachenjagd. Macht schon mal die Katapulte fertig, falls wir auf dem Weg über Drachen stolpern, die wir fangen können!", brüllte er zu seinen Männern, die das Schiff schon zum auslaufen bereit gemacht hatten. Nur dieses eine blieb ihm jetzt noch und nun musste er den Käfig voll bekommen, um was weiß er nicht für Strafen zu erhaschen.

Besonders schlimm würde er es bekommen, wenn nicht Drago, sondern der Reiter ihn bestrafen würde, denn der zeigte noch weniger Gnade, als sein Vorgesetzter.

The Dark RiderDonde viven las historias. Descúbrelo ahora