Die Probe II

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Eine barbarische Entscheidung, die Hicks fällen musste. Seine Liebe oder seine Familie umbringen. Entweder deine eine Schmerz oder der andere. Dem jungen Haddock war klar, dass er in zwei Scheiterhaufen rennen würde, wenn er sich Dragos Aufgabe stellte. Aber was tun?

Haudrauf hingegen hatte schon die Wahl getroffen. All die Jahre in der er Hicks nicht geglaubt hatte. All die Jahre Spott und Hohn vom ganzen Dorf. Er hatte Hicks nie richtig wie einen Vater behandelt, eher wie ein Mann, der ihn ständig kritisiert und gehindert, sich den Drachen zu stellen. Vielleicht weil er sich für seinen Sohn schämte? Nein. Er hatte Angst. Angst noch ein Familienmitglied zu verlieren. Der Anblick, wie ihm damals seine Frau Valka von Drachen entrissen wurde, verfolgte ihn bis jetzt in seinen Albträumen.
Und dann das vor fünf Jahren. Er hatte Hicks keinen Glauben geschenkt, nicht mal eine Chance gegeben, seine Theorie zu beweisen. Ja, er hatte ihn gar nicht als seinen Sohn angesehen. Nicht als einen von seinem Volk. Etwas, was er hätte nie tun dürfen. Und dann hätte er fast noch diesen schwarzen Drachen umgebracht, der den besten Freund von Hicks darstellte.
Die Schuldgefühle waren zu groß, als dass er das weiter noch ertragen könnte. Im Grunde war es seine Schuld, dass die Ereignisse so verlaufen sind, wie sie es waren. Also sollte auch er die gerechte Strafe dafür erhalten.
„Du kannst mich nehmen, Sohn.", sprach er leise. Kaum für Hicks zu vernehmen, doch man konnte Haudrauf hören. Auch Astrid schien es mitbekommen zu haben.
„Was nein. Nimm lieber mich. Hicks, er ist dein Vater." Doch da konterte Haudrauf: „Aber ich habe ihn nie behandelt, als wäre ich das, Astrid!"
Kurz wieder ein Schweigen. Dann blickte Haudrauf zu Hicks. Jetzt hatte er die richtigen Worte gefunden, die er vorher nicht gefunden hatte: „Hicks. Es tut mir leid, dass ich die ganzen Jahre so wenig Zeit für dich gehabt hatte, dass ich mich nicht für deine Ideen interessierte und dich eher ignorierte, als dich wie einen Sohn zu behandeln. Bitte verzeih mir deswegen. Auch tut es mir leid, dass ich damals deine Lösung für den Frieden zwischen Menschen und Drachen so verspottet habe. Ich habe dich als meinen Sohn verstoßen und verbannt. Das hätte ich nicht machen dürfen. Ich bin ein schlechter Vater und bin eigentlich der Grund für das alles hier. Also bitte. Wenn du jemanden hinrichten musst, dann mich. Verschone Astrid. Sie liebt dich. Du hast immer noch Valka. Sie wird sicher sehr viel Zeit mit dir nachholen wollen. Also, tu es!"
Doch Hicks zögerte. So etwas hatte er noch nie von seinem Vater gehört. Wie es schien, hatte er Einsicht gezeigt. Etwas, was bei einem Wikinger viel bedeutete. Haudrauf hatte sich zu seinen Fehlern bekannt und zugegeben, dass er Unrecht hatte.
Jetzt wusste der junge Wikinger noch weniger zu tun, als zuvor. Er konnte seinen Vater nicht töten. Vor allen Digen nicht, weil er endlich nach all den Jahren um Verzeihung gebeten hat. Das was Hicks eigentlich die ganze Zeit wollte.
„Vater...", kam es von dem jungen Wikinger in schwarzer Rüstung, „...ich verzeihe dir. Und nein ich kann dich eben so wenig richten, wie Astrid. Du bist ein Teil meiner Familie und das wirst du immer bleiben."
Haudrauf kamen die Tränen. Jetzt konnte er sie nicht mehr unterdrücken. Tränen vor Freude und der Trauer. Vater und Sohn hatten nach all den Jahren zueinander gefunden und jetzt sollte es gleich wieder beendet werden?
Da mischte sich Drago ein: „Wie rührend. Eine kleine Zeremonie des Verzeihens, aber ich muss daran erinnern, dass die Hälfte des Sandes schon durchgerieselt ist. Entscheide dich bald Hicks oder ich werde alle töten lassen!"
Da wandte sich Hicks zu Astrid. Sie sah sich ebenfalls als Schuldige. Wenn sie damals mit ihm mit geflogen wäre, hätten die Ereignisse sicherlich auch einen anderen Lauf genommen. Sie hatte Hicks damals nicht unterstützt, eine Last die in diesem Moment schwerer auf ihren Schultern zu sitzen schien, als jemals zuvor. Aber was tun? Hicks sollte sie richten. Haudrauf war die Familie. Sie nur ein Mädchen, dass sich in Hicks verliebt hatte.
„Nimm mich Hicks. Es wäre besser so. Deine Familie ist viel wichtiger, als ich es jemals sein könnte." – „Aber du bist mir sehr wichtig Astrid. Genauso wie meine Familie.", entgegnetet Hicks darauf, der ebenfalls mit den Tränen kämpfte.
„Nein Hicks. Ich kann nicht ertragen dich für Fünf Jahren im Stich gelassen zu haben, als du damals mit Ohnezahn geflohen bist."
Plötzlich klingelte etwas in Hicks. Ohnezahn. Er befand sich immer noch in der Hütte und hatte sich im Zimmer von Hicks ein Schläfchen gegönnt. Nach dem langen Tag hatte sich der Nachtschatten das verdient. Aber er könnte jetzt die Rettung darstellen.
Aber wie den Drachen hierher rufen. Die Hütte war am anderen Ende des Dorfes. Doch Hicks wusste um das gute gehört, des Drachen. Aber zuerst musste Drago abgelenkt werden...

The Dark RiderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt