Der Angriff

3.3K 179 10
                                    

Zwei Tage später...

Merida konnte es wirklich nicht mehr fassen. Die letzten zwei tage waren für sie wie die Hölle auf Erden gewesen. Diese abscheulichen Söhne der Lord, die viel schlechter waren als sie in der Kampfkunst und eh nichts besseres taten, als mit ihren Vätern und ihrem Vater König Fergus an einem Tisch zu sitzen und Haggis zu essen. Und dann auch noch wie sie sich wieder aufführten. Sie konnte es einfach nicht mit ansehen. Da stiftete sie lieber ihre kleinen Brüder an, Streiche zu spielen, damit die zeit nicht ganz so langweilig und grausam für sie war. Echt mal. Sie konnte sich wirklich keine schlimmere Folter vorstellen, als mit diesen Schwachmaten von Söhnen irgendwann mal verheiratet sein zu müssen. Lieber würde sie da auf den Thron verzichten und frei irgendwo allein mit ihrem Pferd leben und die Welt erkunden. Sie würde nach ihren eigenen regeln leben wollen und vom Schloss hätte sie auch nichts mehr wissen wollen.
„ach dieses leben ist so erniedrigend. Ich hasse das. Ich hasse meine Mutter. Warum sie auch immer so zu mir sein muss. Du dies Merida...mach das. Das kotzt mich einfach nur an.", fluchte sie vor sich hin, als sie mal kurz die Zofen aus dem Zimmer geschickt hatte, da sie heute wieder eines dieser doofen Turniere hatten, wo sich die Söhne der Lord unter Beweis stellen sollten. Und da kam ihr wieder diese Erinnerung hoch,, wie sie sie alle geschlagen hatte. Besonders im Bogenschießen hatte sie sie alle platt gemacht, wie kein zweiter es hätte können tun. Doch nun sollte sie fest auf dem Thron sitzen, neben ihrer Mutter, die wie ein Schießhund auf sie aufpassen würde. Wie ein ausgehungerter Schießhund.
Und das machte ihr Bange, denn sie wollte nicht heiraten. Noch nicht. Und wenn nicht, dann lieber fürs ganze Leben allein und frei wie ein Vogel bleiben, auch wenn sie dann auf den Thron verzichten müsste. „Ja aber warum nicht. Ich als Prinzessin schreie das vor allen Leuten raus. Da können die anderen sagen, was sie wollen. Ich verzichte einfach auf das Recht, später einmal Königin zu werden. Sollen sich doch meine Brüder später einmal um den Platz als neuer König streiten, also warum sollte ich das tun?", schoss ihr gerade dieser Gedanke durch den Kopf, der ihr immer freundlicher zu werden schien. Dann würden sich auch all ihre Probleme in Luft auflösen und sie wäre frei von allen Pflichten. Natürlich müsste sie dann auch auf das komfortable Leben im Palast verzichten, doch das würde es ihr wert sein. Und da das alte Haus der Schnitzerin sicherlich leer stehen würde, könnte sie auch da tief und abgelegen im Wald einziehen.
Ja das war Meridas Plan. Sie würde es heute auf dem Turnier in die menge schreien, wenn der Sieger fest stehen würde. Den würde sie dann so richtig blamieren und ihre Mutter würde vor Wut nur so kochen, könnte aber nach diesen Worten nichts mehr machen. Sie hätte nach Strich und Faden der Kunst auf ganzer Linie gesiegt. Dass dann das Königreich, trotz den fortgeschrittenen Alters ihres Vaters nun drei Chaosbrüder als Thronerben haben würde, war ihr doch egal. Nur, dass sie frei von allen Pflichten sein würde, zählte. Aber die würden ihre Sache auch sicher gut machen, dachte sie sich. Auf jeden Fall wäre sie da fein aus dem Schneider raus.
„Merida, was machst du denn da so lange, du musst dich umziehen, denn das Turnier um den Mann, der um deine Hand anhalten wird, steht kurz bevor!", kam es wütend von ihrer Mutter vor der Tür, die schon wieder wie eine Furie dagegen hämmerte, damit die Zofen ihre Arbeit vollenden würden. Merida hingegen rieb sich bei diesem Plan die Hände, als sie scheinheilig zur Tür schritt, um die Riegel wieder zu entfernen. „Bin ja schon da Mutter ich braucht nur noch ein wenig Zeit, um über alles nach zu denken. Du weist ja...wegen dem Turnier und so..." Ihre Mutter schaute sie nur schief an und pfiff nach den Zofen, die Merida wieder sofort vor den Spiegel setzten, damit sie wie eine wirkliche Prinzessin aussehen würde. Die roten langen haare müssten dafür auch gebändigt werden, doch darin waren die Frauen, die den Königinnen und Prinzessinnen dienten schon lange geübt. Sie konnten das auch wirklich gut, was Merida aber nicht ganz so fand. Mürrisch ließ sie den Schrecken über sich ergehen,bis sie wieder in das Klein gezwängt worden war, was sie schon zum letzten Turnier an hatte. Und wie sie diesen Fetzen hasste.
Mürrisch blickte sie nur noch drein, damit sie ja nichts von ihren ach so genialen Plan verraten würde. Ja da würden allen die Münder offen stehen und sie ginge als Siegerin auf ganzer Linie aus dem heraus. „Merida nun komm, wir sind die letzten, die noch fehlen, alle andern sind schon zum Turnier gegangen!", drängelte ihre Mutter innig, damit sie auch ja nicht zu spät zu diesem doofen Turnier kommen würden.
Merida gab sich genervt und zeigte das auch nach außen aus, doch im inneren wartete sie schon auf den Gesichtsausdruck ihrer Mutter nachdem sie alle Söhne erst als Hickse aus geschimpft und dann auf das recht auf den Thron verzichten würde. Merida glaubte sogar, dass ihre Mutter Elinor umfallen würde, denn das könnte sie nicht so einfach mit Wut verkraften.
Sie schritten durch die Gänge und konnten schon den Jubel der anderen von draußen vernehmen. Ja noch jubelten sie, doch wenn Merida diese wenigen Sätze sprechen würden, dann wäre es aus. Nicht einmal die Lord könnten dann so komisch gucken, als ihnen Fergus die Geschichte von Drago Blutfaust erzählt hatte. Und selbst da machte sich Merida keine Sorgen, denn wen der Kerl und sein Todesengel der schwarze Reiter wirklich so gefährlich wären, dann würde auch heute kein Turnier stattfinden und das tat es doch. Auf jeden Fall hatte die junge Prinzessin die Warnung der Schnitzerin schon in den Wind geschlagen und sich nur noch auf die Ziele den heutigen Tages konzentriert.
Und dann traten sie ins Freie. Das Volk hatte sich schon versammelt und die Lord als auch Fergus und ihre Brüder hatten auf der Tribüne Platz genommen, von wo aus sie gleich die erneuten Prüfungen der Lord-söhne sehen sehen würden. Sicherlich wieder eine Blamage wie die letzten male auch. Aber heute würde es anders verlaufen und sie würde im Mittelpunkt stehen. Am Turnier teil nehmen hatte ihre Mutter ja verboten, doch sagte sie nicht von Verzicht aus den Thron und das war der springende Punkt
„Ah meine schöne Prinzessin da seit ihr ja.", kam es zuvorkommend von König Fergus als auch von den Lords, die sich ebenso platziert haben. Merida lächelte einfach nur freundlich zurück und tat einfach so als würde dieses mal zu Gunsten der anderen alles glatt laufen. Merida setzte sich brav auf den Stuhl und ließ sich einfach nichts anmerken. Sie würden schon alle sehen, was sie vor hatte, doch nun ließen die Lord erst einmal das Turnier beginnen, in der Hoffnung, dass einer ihrer Söhne bald schon an der Seite von Merida stehen würde.
Bald schon darauf waren viele Disziplinen geschafft und nur das Bogenschießen blieb aus. Merida wäre in der Zwischenzeit fast eingeschlafen, so langweilig kam ihr das ganze vor, was ihre Mutter nicht gerade sehr begrüßte, denn wenn etwas noch unhöflicher war, als die anderen aus zu lachen, dann war es ihnen nicht einmal die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie eigentlich verdient hatten. Und mit dem einschlafen war das wirklich der Gipfel. Besonders für Elinor, die immer wieder der jungen Prinzessin ins Ohr flüsterte, sie solle doch endlich mal Anstand bewahren.
Aber Merida hielt sich eh nicht dran und nickte im nächsten Moment schon wieder ein.
„So meine Lord und Königsfamilie. Das Bogenschießen steht nun bevor und seht, was die Teilnehmer können!", rief ein Ansager, der nun mit vollem Einsatz die Söhne nochmals präsentierte. Die schossen natürlich wie wild drauf los, sodass es eine Pleite nach der anderen hagelte. Merida konnte dabei wieder einmal das erste mal schmunzeln und lachen. Die Söhne stellten sich sogar noch dämlicher an als bei den letzten Malen. Sicherlich würde es nach diesem Tag noch so einige Verletzte wegen diesen Flachzangen da auf dem Feld geben.
Doch der Spaß war schnell vorbei. Die Schützen hatten ihr Werk getan und nun stellten sich die Söhne, samt der Lord vor der Tribüne auf. Merida wurde von ihrer Mutter getriezt auf zu stehen, bis sie es schließlich auch machte. Jetzt würde der Augenblick kommen. Jetzt würde Merida ihnen alles ins Gesicht sagen. Was sie alles für diese Hickse dort unten empfand und das sie keinen Anspruch mehr auf den Thron haben wollte.
„Merida, du musst dich jetzt entscheiden!", flüsterte Elinor ihr wütend ins Ohr. „Also sag endlich was !" Oh und wie gerne sie das jetzt tun wollte. So machte sie ihren Mund auf und das Bombardement begann: „Ich soll einen von euch nehmen. Nein da entscheide ich mich lieber dafür, dass ich auf meinen Thron...."
dann plötzlich auf einmal eine Unterbrechung. Auf einmal dieser grelle Klang des Gongs, der auf dem höchsten Turm der Burg stand, um vor Angreifern zu warnen. „Was zum Henker ist denn nun los!?", kam es von König Fergus. Doch auch die andern Lords drehten sich zum höchsten Turm um, wo ein Krieger mit dem was sein Arm hergab, auf den Gong eindrosch. „Ein Angriff jetzt?!", kam es auch von Merida und Elinor.
Doch dann der Schock. Plötzlich verstumme das Signal. Der Krieger kippte auf einmal leblos um, nachdem ihm dem Anschein nach irgend etwas getroffen hatte. Und dabei blieb es nicht. Er fiel den Bergfried herunter und klatschte hart auf dem Boden dreißig Meter unter ihm auf. Ein Schock für alle.
Doch es musste schnell reagiert werden. „Los wir werden Angegriffen!!! ZU DEN WAFFEN!!!", brüllte auf einmal Fergus und das ganze fest verwandelte sich in Chaos. Während die Männer sich mit dem bewaffneten, was sie finden konnten, wurden die Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht. Elinor übernahm sofort die Leitung. „Merida, wir werden angegriffen komm her!!", brüllte sie ihrer Tochter hinzu, die sich Pfeil und Bogen geschnappt hatte, um sich mit in das Getümmel der Schlacht zu stoßen. Doch Merida ignorierte alles, was ihre Mutter sagte. Sie stürmte ohne Rücksicht zu den Burgmauern, die einen freien Blick auf das Meer geben würden. Immer schneller, so ihre Beine tragen konnten, kam sie auf den Innenhof, stieg die Stufen zur Mauer hinauf, um sich ein Bild von den Wikingern zu machen, die sicherlich hier angreifen würden. Sicherlich ein dutzend Langschiffe oder mehr.
Aber was sie dann sah, nahm ihr jedweden Atem. Eine gigantische Flotte mit riesigen Schiffen, die fast so groß waren wie die Burg selbst. Hunderte von ihnen mit Leuten, die sich darauf fertig machten, dieses Land zu erobern. Merida war sich sicher. Das war nicht nur ein kleiner Beutezug. Das war eine Invasion. Eine großangelegte Invasion mit nur einem Zweck: Schottland und dessen Bevölkerung dem Erdboden gleich zu machen. Die Schnitzerin hatte doch recht.
In Merida steig der Puls hoch. Sie hatte es unterschätzt. Da waren sicher zehntausende Wikinger auf den Schiffen. Mit den paar hundert, die sie hier hatten, könnten sie dir Burg unmöglich halten. Angst stieg in ihr auf...


The Dark RiderWhere stories live. Discover now