Unerwartete Begegnung

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DRACHENINSEL 3 TAGE SPÄTER

Die Nacht hatte sich über dies felsige Insel gelegt und brachte selbst den wildesten Drachen zur Ruhe. Viele verzogen sich nach diesem besonders harten Tag wieder in Ihre Höhlen und wollten nur noch einige Stunden an Schlaf erhaschen, bevor sie wieder auf Beutezug gehen würden. Überall konnte man noch ein leises Brummen vernehmen, doch viel war es nicht mehr. Stille herrschte, auch wenn es hier genug schuppige Wesen gab, um eine ganze neue Armee an Drachenreitern wieder aufzurüsten.
Hicks und Ohnezahn jedoch schlichen immer noch durch die Dunkelheit. Der Tag war lang und hart für sie gewesen, immerhin musste die neue Geheimwaffe gebändigt werden. Selbst für den Nachtschatten war dies eine große Herausforderung gewesen.
Nach Erholung suchend, durchstreifen die besten Freunde die Wälder der Insel und ließen die Flotte, die in einer Bucht auf der anderen Seite ankerte, in Frieden. Die Soldaten brauchten ihren Schlaf, denn morgen würde es erst zur Insel der Verbannten und dann zu den Berserkern gehen. Am Folgetag wäre dann Berk an der Reihe. Und Hicks war sich ziemlich sicher. Mit der neuen Waffe würden sie ihnen allen zu Füßen liegen. Keiner hätte auch nur den Hauch einer Chance gehabt, seiner Macht zu entfliehen oder sich ihr in den Weg zu stellen.
„Kumpel. Die Nacht ist heute besonders klar, nicht wahr?" Hicks schaute in den von Sternen übersäten Himmel. Ein Feuerwerk des Funkelns erhellte die Nacht, die hier so wunderschön war, als würde man sich in einem Traum befinden. Leise und beruhigt brummte sein bester Freund und murmelte etwas komisches. Bis heute hatte Hicks nicht heraus gefunden, was dies bedeuten sollte. Vielleicht wollte er ja die menschliche Sprache nachahmen oder einfach nur seine Gefühle ausdrücken. Sicher war sich der junge Waräger nicht, doch hinter den Sinn dieses Gemurmels würde er noch sicher kommen.
Beide schritten weiter durch den Wald. Immer wieder war das Grollen eines Drachen zu hören, doch Hicks versuchte erst gar nicht die wilden Reptilien zu provozieren. Er wollte sie in Frieden lassen, denn nun waren sie von einer Last befreit worden, die er hätte schon viel früher beseitigen sollen. Doch bisher war ihm dies nicht vergönnt gewesen. Um so besser, dass er diese Neue Geheimwaffe jetzt brauchen würde.
Doch irgend etwas plagte den Wikinger. Sein schuppiger Freund spürte es doch. Ein Gedanke oder eine Vermutung eines Gedankens, die den braunhaarigen jungen Mann innerlich auffraß. „Gurrrr?" Der Nachtschatten stupste seinen Freund an und schaute ihm in die Augen. Hicks konnte nicht anders als ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu zeigen und sprach: „Dir scheint ja auch gar nichts zu entgehen, Kumpel. Und wenn ich deine mögliche Frage beantworten möchte...Ja ich habe Bedenken, wegen des Überfalls auf Berk. Immerhin greife ich meine eigene Heimat an und noch schlimmer wird werden, dass ich all gehen meine ehemaligen Freunde kämpfen werde müssen. Und Astrid. Sie wird sich sicher erinnern, wer ich bin, besonders wenn sie dich sieht. Du weist doch noch...das temperamentvolle Mädchen, dass wir damals auf einen kleinen Rundflug mitgenommen hatten."
Ohnezahn schnaubte. Natürlich konnte er sich noch an die Geschichte erinnern, als sei es erst gestern gewesen. Und bis zum heutigen Tage hatte der schwarze Drache seine Meinung über sie nicht geändert. Dieses Menschenweibchen wäre sicher perfekt für seinen besten Freund.
Während Ohnezahn schon wieder darüber nachdachte, wie das damals mit Astrid war, hatte sich Hicks schon wieder in die Welt der Vermutungen begeben. Was würde wohl passieren wenn er auf Astrid treffen würde? Würde sie ihn töten oder in die Arme fallen, schließlich konnten es beide nach dem Fluch vor über fünf Jahren ahnen, dass sich hätte etwas anbahnen können. Doch nun war so eine lange Zeit vergangen und die Differenzen waren wohl größer als jemals zuvor. Schließlich hatte Hicks jetzt eine ganze Armee unter seinem Kommando und Berk war nur ein kleines Dorf, aber immer noch sein Heimatdorf.
Doch als Hicks in Gedanken versunken in die Ferne schaute konnte er seinen Augen nicht trauen. Da war doch ein Feuer mitten im Wald der Dracheninsel. „Meine Güte...ich hatte den Männern doch gesagt, dass sie sich nicht so weit von der Flotte entfernen sollen und jetzt das. Na warte...dem werde ich persönlich eine Standpauke erteilen." Er wandte sich zu seinem Drachen und sagte: „Komm Ohnezahn." als er schon einen Spurt hinlegte und sich der Lichtung näherte. Doch trotzdem blieben Zweifel. Warum hatten sich Männer von ihm so weit von der Flotte entfernt? Oder waren das gar nicht seine Soldaten? Es sollte lieber Vorsicht geboten werden, anstatt überdrüssig zu handeln.
„Warte kurz Kumpel. Ich gehe vor und dann kannst du nach kommen. Ich bin mir dann doch nicht sicher." Verwundert wurde er von dem Nachtschatten angestarrt. Hicks aber lächelte ihm nur zu und versicherte: „Mir wird schon nichts passieren mein Freund. Du kennst mich doch." Und damit ließ er seinen schuppigen Freund zurück und bahnte sich die letzten Meter zur Lichtung.
Das Feuer wurde heller und heller. Als schließlich die Lichtung erreicht war, konnte Hicks nicht glauben, was er sah. Überall hingen Äxte und scharfe Waffen. Zwar waren sie nicht so fortschrittlich wie seine, doch konnte man damit schon einige an Männern ausrüsten. Das merkwürdige war nur: Es war keiner da.
„Seltsam. Wurden die alle etwa von Drachen gefressen? Kann doch gar nicht sein, denn dann würde es hier nicht so ordentlich aussehen...." Aber dann auf einmal rührte sich etwas. Hicks klappte sofort das Visier seines Helmes herunter und machte Inferno bereit, welches dem Gegner schon das Fürchten lehren würde.
Schnell drehte er sich um, bevor seine Klinge eine andere kreuzte. Ein klirrendes Geräusch hallte durch den Wald, als die beiden aufeinander prallten. Doch als er der Person direkt ins Gesicht sah, konnte er seinen eigenen Augen kaum glauben.
„Dagur?!" Verwundert über die Aussage seines Gegners, ließ der Berserker die Waffe sinken und fragte misstrauisch: „Woher kennst du bitte meinen Namen?" Als aber der schlanke Mann in schwarzer Lederrüstung seinen Helm abnahm, wusste der Häuptling nicht mehr, ob er einen Geist sah, oder dies die Wirklichkeit war. „Hicks? Bist du das?" - „Ja...ähm scheint so."
In diesem Moment lies Dagur seine Waffe fallen und umarmte den braunhaarigen Waräger, sodass er bald darauf keine Luft mehr bekam. „Oh Hicks. Ich hab dich ja ne Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich weiß noch damals, als du hinter dem Nachtschatten her warst. Ich habe dich so bewundert, dass du es als doch der schwächste von allen mit dem gefährlichsten aller Drachen angelegt hast. Aber sieh dich an. Anscheinend ist doch noch ein Mann aus dir geworden." - „Dagur...ich bekomme keine Luft.", keuchte Hicks, als der Berserker ihn endlich los ließ.
„Meine Güte Hicks. Seit Jahren habe ich nichts mehr von dir gehört. Dein Vater meinte, dass du tot wärst. Sicherlich wird er sich freuen, dass sein Sohn wohlauf ist und Jahre auf der Dracheninsel allein verbracht hat, oder?" Natürlich konnte sich nur Dagur wieder so ein zeug zusammen spinnen. Er hatte ja nicht umsonst den Namen „Der Durchgeknallte" erhalten. Aber was konnte Hicks schon antworten. Die Wahrheit würde ihm sicher nicht gefallen, obwohl Dagur kein ernst zu nehmender Gegner für ihn war. Also spielte er einfach mit.
„Nun na ja....Ja." Ich habe mich hier auf die Dracheninsel verzogen und habe fünf Jahre gelernt, jeden einzelnen am besten töten zu können." Aber Dagur schien das doch weniger zu interessieren, denn er fragte: „Zurück nochmal zu dem Nachtschatten. Hast du ihn nun getötet?" - „Nun ja...es ist so...er ist mir entwischt." - „Klasse!" Hicks war verwirrt. Warum freute er sich denn darüber. „Jetzt können wir ihn gemeinsam fangen." Doch Hicks wusste, was dies bedeutete. Dagur wollte ihn allein fangen und das für sich. Und noch bedeutete es etwas. Eine Gefahr für Ohnezahn...

The Dark RiderWhere stories live. Discover now