Berk!

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Nur widerspenstig folgte Merida den Leuten, welche immer fester an ihren Fesseln zogen. Sie hatte schon Ausschlag an den Stellen bekommen, an denen diese Ringe aus Eisen besonders scheuerten. Gerade verließen sie das Schiff, als sie diese enorm große Festungsstadt betraten, die Hicks ihr gezeigt hatte. Es war wirklich ein gigantischer Ort, voller Menschen aller möglichen Kulturen. Sie hatte schon von vielen anderen Ländern der Welt gehört, doch hier schienen all diese auf einen Punkt konzentriert zu sein.
„Beweg dich!", kam es wieder grob von dem Soldaten, der sie zu einem Karren bringen sollte. Wo sie dann hin gebrach werden würde, wusste sie selbst nicht, Sicher irgendwo in noch ein anderes Gefängnis. Sie fauchte den Mann kurz an und zeigt ihr, dass sie ihren Willen so schnell nicht aufgeben würde, obwohl die Zelle an Bord ihr schon sehr zugesetzt hatte. Sie konnte sich einfach nicht an den Zustand gewöhnen, gefangen zu sein. Nicht entscheiden zu können, was jetzt getan werden sollte, wobei doch hier schon am Hafen eine heitere Stimmung unter den Händlern herrschte.
Überall wo sie schaut, wurde Handel betrieben. Man feilschte, betrog sich gegeneinander und verkaufte Wahren zu guten oder überteuerten Preisen. Sie schaute sich einmal um, als ihr Körper wieder von einem Ruck durchfahren wurde. „Bewege dich...In den Wagen dort!"
Und da stand er. Ein Wagen für gefangene, der von zwei Pferden gezogen wurde. Komplett verrammelt, gaben nur zwei Fenster mit dicken Gitterstäben, die Sicht auf die Stadt frei. Sie wehrte sich zwar, aber konnte sie gegen die Gewalt der Männer nichts ausrichten. Sie wurde einfach in den Wagen gezogen, das Schloss wurde herum gedreht und schon war sie wieder gefangen.
Da plötzlich ein schwarzer Schatten über ihnen. Merida konnte ahnen, wer das war. Auch die Männer schauten mit Respekt in den Himmel, als der Nachtschatten des schwarzen Reiters zum Landeanflug am Kai ansetzte.
Nur kurze Zeit später standen Hicks und Ohnezahn vor einem Trupp Männer. Er hatte seine Rüstung gewechselt und trug jetzt einen schwarzen Brustpanzer, mit grün braunen Hosen und einem schwarzen Helm, der so gleich abnahm und mit einem grimmigen Blick in die Runde schaute. Merida verfolgte das Beispiel vom Wagen aus, da der Kutscher noch da zu sein schien.
„Was ist das für ein Chaos hier?! Wo ist der Hafenmeister!?", sprach der schwarze Reiter sehr streng, denn ihm gefiel es wohl gar nicht, dass Handelsschiffe im Kriegshafen anlegten.
Sofort kam ein etwas dicklicher Mann angerannt, der demütig seine Mütze abnahm. „Lord Haddock. Wir mussten den Kriegshafen zur Verfügung stellen, da der Handelshafen komplett ausgelastet ist. Ich habe mir von Drago die Erlaubnis geholt.", sagte er etwas kleinlaut zu dem Mann, der ihn von seinem Nachtschatten grimmig anschaute.
Hicks gefiel das gar nicht. Da war man mal einen Feldzug lang weg und die ganze Organisation der Stadt, die eigentlich er aus dem nichts gestampft hatte, ging in ein totales Chaos über. „Man muss hier wohl alles Leber machen Hafenmeister Knut! Handelsschiffe kommen nicht in den Kriegshafen, da sie nicht so wendig sind, wie die Kriegsschiffe und deshalb hier kentern könnten. Wenn das passiert und die Flotte draußen vor Anker liegt nur weil solch ein dämlicher Handelskahn, hier abgesoffen ist? Wie soll das bitte bei unseren Untergebenen ankommen?" Aber Hicks wollte sich nicht weiter aufregen. Wenn das Problem beseitigt werden sollte, musste er wohl mit Drago sprechen.
„Die Händler, die hier noch sind, schlagen ihre Wahren um. Bis dahin kommen keinen neuen Schiffe mehr in den Hafen. Verstanden?!" Der Hafenmeister nickte nur und verzog sich eilig schüchtern wieder. Hicks indes setzte wieder seinen Helm auf und machte sich mit dem Nachtschatten davon.
Merida empörte dabei nur eins: Wieso hatte er sie so ignoriert, obwohl er doch kurz zu ihr geblickt hatte? War sie doch nicht mehr so wichtig, wie gedacht? Aber diese Gedanken verschwammen wieder, als sich ruckartig der Wagen in Bewegung setzte und los fuhr. Merida hätte sich fast die Nase gebrochen, als nach vorne auf ihr Gesicht fiel.
Lange blieb sie nicht mehr in Gedanken, sondern staunte eher über diese große Stadt. Überall diese Häuser aus Stein. Marktplätze und große Häuser, in denen verschiedene Religionen ihren Platz hatten. Die schottische Prinzessin war sprachlos, als sie das sah.

IN DER BURG

Hicks war gerade im Hof der Burg gelandet, als er entschlossen und außer sich vor Wut, dass hier so ein Chaos ausgebrochen war, in diese marschierte. Sein Drache hingegen begab sich zu den Futterstellen, um seinen Hunger nach Fisch zu stillen. Hicks indes wollte nur ein: Zu Drago gehen, und ihm die Meinung sagen.
Als er durch die Gänge lief und die Wachen immer wieder vor ihm parierten, wusste er wieder, wer er war und was er sein würde. Er würde bald dieses riesige Reich übernehmen, was er geschaffen hatte, aber immer noch unter Dragos Verwaltung stand. Er wäre der sichere Nachfolger, aber Hicks wusste bereits, dass eigentlich er es war, der das hier alles geschaffen hatte. Ohne ihn wäre Drago immer noch ein Mann, der mit einer immer auf Seetreibenden Flotte versuchte, eine Drachenarmee auf zu stellen. Erst mit Hicks Einfallsreichtum, Intelligenz und nicht zuletzt seinem manchmal sturen Willen, wurde aus der Flotte mit der Drachenarmee ein Staat, den man schön jetzt als das römische Imperium des Nordens nannte. Aber gut, Hicks hatte dieses Reicht, was vor Jahrhunderten unterging, als Vorbild für seinen Staat genommen.
Ruckartig öffneten sich die Türen zu Dragos Gemächern, als Hicks sich, ohne weiter die Wachen zu beachten, Eingang verschaffte. Der zu suchende fand sich schnell an seinen Karten wieder. Wo sollte er auch denn sonst sein? Hicks wusste, dass er nicht mehr so mit in die Schlacht zog. Drago konnte die Größe seines Reiches nur von Karten aus betrachten, oder wenn er aus dem Fenster blickte. Er wusste teilweise nicht einmal, wo die Provinzen lagen, die er beherrschte. Aus dem einst entschlossenen Mann, mit der Drachenarmee, war ein zurückgezogener Herrscher geworden, der nur noch Hicks Befehle gab.
„Drago. Was soll dieses Chaos da unten im Hafen. Ich bin gerade mal für einen Feldzug weg, den ich machen sollte, und dann steht der Kriegshafen voll mit Handelsschiffen! Was soll ich meiner Flotte sagen, wenn sie nicht in den Heimathafen segeln kann?!" Seine Stimme war von Wut und Ärgernis durchzogen.
Der Mann am Kartentisch aber drehte sich langsam um und schaute ihn nur verwirrt an. „Hicks mein Junge, was hätte ich den tun sollen. Die Händler wollten nur ihre Wahren los werden und da habe ich gedacht, dass sie dort auch umschlagen könnten." Mit einem hämischen Lächeln, als ob er sich im Recht befinden würde, kamen diese Worte dem älteren Mann über die Lippen. „Die Schiffe hätten draußen auf See warten müssen." Hicks wusste, dass nach solch einem lächeln manchmal ein Wutanfall seines Meisters folgen könnte, also beruhigte er sich, denn er wollte auf gar keinen Fall enterbt werden. „Aber wenn du meinst Hicks. Deine Kriegsflotte, wenn sie denn von Schottland hierher gekommen ist, wird eh nicht lange bleiben. Komme mal bitte her."
Hicks trat näher an den Kartentisch, wo sein Meister schon wieder neue Verzeichnisse auf den Tisch gelegt hatte. „Was ist den Meister Drago. Welches Land sollen wir jetzt schon wieder erobern?", kam es von Hicks, als er neben ihm stand und auf die Karte des reiches und Nordeuropa blickte.
„Wir beherrschen die Slawen, die Nordgermanen und jetzt auch die Schotten Hicks. Aber noch nicht alle Wikinger. Deine Kriegsflotte soll hier nur ihre Vorräte auffrischen und sich dann der letzten Drei Inseln vornehmen, die noch nicht unter meiner Kontrolle sind." Hicks schaute auf die Karte. Da waren wirklich noch drei Inseln, die aber nicht mit Namen verzeichnet waren. „Ich will, dass du, Hicks, diese Inseln mit der Flotte einnimmst, denn dann bin ich der Herrscher über alle Wikinger dieser Welt. Und mit den Schiffen und der Drachenarmee ist es jeweils eine Sache von Stunden, bis sie sich ergeben würden.", ergänzte der Mann, der seinen Umhang aus Drachenhaut wieder um sich schlug.
„Dürfte ich dann auch erfahren, wie diese Inseln heißen?", fragte Hicks verwundert, denn seine Armee wollte auch nicht nur mal in den Krieg ziehen. Seine Soldaten und die Drachen brauchten von dem ganzen Erobern auch mal Urlaub.
„Mit Vergnügen Hicks." Drago zeigte mit dem Finger auf die erste Insel. „Hier leben die Berserker unter ihrem neuen Häuptling Dagur dem Durchgeknallten. Die andere Insel ist die, der Verbannten Wikinger und die dritte im Bunde...", er schob seinen Finger auf die südlichste der drei und klopfte mit aller Gewalt auf diesen Fleck der Landkarte, „Berk..."

The Dark RiderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt