Verfolgung

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Es war, als ob man Valka den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Hicks war also mit einer Armee auf dem Weg nach Berk? Das konnte doch nicht wahr sein, denn immerhin war dies sein Geburtsort. Da, wo sie ihn zur Welt gebracht hatte und ihn groß ziehen wollte. Warum? War der Hass auf seine alte Heimat so in ihm gewachsen, dass es jetzt an der Zeit war, diesem Ort dem Erdboden gleich zu machen? Ihr war ganz Angst und Bange bei diesem Gedanken. Wenn ihr Sohn schon solch eine große Stadt aus dem Nichts gestampft hatte, dann war die Armee, die er anführte, sicherlich nicht weniger mächtig. Und wenn sie Drachen dabei hätten, wäre das Schicksal des kleinen Dorfe besiegelt. Niemand würde dieses Massaker überleben. Hoffentlich hätte Hicks noch ein Herz.
Als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war sie gerade im Begriff gewesen, über die Drachen neu zu denken. Er war doch so ein kleinen Baby gewesen und nun sollte er der größte Feldherr und der Untergang ihrer beider alten Heimaten sein? Nein. Für sie war das unmöglich.
Aber ihre Gedanken wurden verworfen, als Eret sich einmischte. Schließlich war ihr ganzer Plan nach hinten los gegangen, in dem Punkt, dass sie zu spät gekommen waren. „Valka. Wir müssen umdenken sofort. Ich kann jetzt unmöglich wieder umkehren, denn sonst würden sie sofort Verdacht schöpfen." - „Und was sollen wir jetzt an deiner Stelle machen? Wir sind hier im Machtzentrum von Dragos und Hicks Reich. Ich bin deine „Gefangene" und eigentlich müsstest du mich jetzt in den Kerker bringen."
Eret überlegte kurz. Da war doch noch irgend etwas.Als die Kerker gebaut wurden kam doch gleich noch ein Gebäude daneben. Etwas ganz wichtiges. Vielleicht könnte es ihnen sehr hilfreich sein.Aber was bei den Göttern war es denn noch mal für eines. Doch da viel es ihm wieder ein. „Weist du was Valka. Ich bringe dich jetzt in den Kerker. Es gibt noch Trakte, die keine Gefangenen beinhalten. Und dann können wir unseren neuen Plan ausführen." Jetzt war sie total verwirrt. Was hatte dieser junge Mann denn jetzt auf einmal vor? Sie sollte in den Kerker der Festung gebracht werden? „Wieso denn das auf einmal?", fragte sie misstrauisch, denn ganz wohl schien ihr bei diesem Plan nicht ganz zu sein. Würde Eret auch wieder kommen und sie nicht einfach so hintergehen? Arbeitete er trotz all dem, was sie für ihn getan hatte, immer noch für Drago? Aber eigentlich konnte sie sich es gar nicht vorstellen, so wie er gehandelt hatte.
„Na gut", sie willigte ein, „Aber falls an dieser Sache irgend etwas faul sein sollte, macht Wolkenspringer Hackfleisch aus dir." - „Ja ja ist schon gut. Vertraue mir einfach und komm jetzt. Die wachen schauen uns schon misstrauisch an."
Mit diesen Worten verschwanden sie im nächsten Burghof und machten sich auf den Weg in die Zellentrakte. Da das Fliegen hier nur den Soldaten vorbehalten war, dauerte es eine ganze Weile, bis sie an dem gewünschten Gebäude ankamen. Die Festung war auch wirklich riesig gewesen. Valka wunderte sich schon, wie dieses Bollwerk überhaupt so schnell hoch gezogen haben. Doch vor dem Tor, das sie zu den Kerkern führen sollte, machten wieder die wachen Probleme. Und dieses mal hatten diese Drachen mit dabei. Zwei große kräftig gebaute Männer, in voller Rüstung und mit einem Skrill an ihrer Seite. Die perfekten Wächter für ein Gefängnis, das als absolut ausbruchssicher galt.
„Halt. Hier nicht weiter!", sagte sofort einer von den beiden, als sie sich näherten. Einer der Drachen fing sofort an zu knurren, als der Schädelbrecher und Wolkenspringer sah. Selbe Reaktion von diesen beiden, doch Eret ging dazwischen. Er versuchte so viel Selbstbewusstsein zu zeigen, wie er nur konnte: „Meine Herren. Ich bin hier, weil ich im Auftrag von Lord Haddock dies verrückte Drachenfrau festnehmen und einsperren sollte. Und nun verweigern sie mir den Einlass?. Ich sage ihnen, wenn sie ein persönliches Gespräch mit dem Lord haben wollen, verweigern sie mir jetzt weiter, oder ich tue so, als wäre dies hier nie passiert. Verstanden?!"
Bei diesen Worten wurde den starken Männern ganz mulmig zu mute. Immerhin, wenn es ein Auftrag von Lord Haddock war, musste das ja wohl schon stimmen. Diese Frau da drüben machte ja auch nicht gerade den Eindruck, als ob sie normal wäre. Aber auf einen Wutanfall des Lords hatten sie überhaupt keine Lust. Es würde ja schon sicher stimmen, was der schwarzhaarige junge Mann sagte, also machten sie keine weiteren Anstalten und sagten: „Na gut. Sie können passieren. Die Drachen können sie auch gleich mitnehmen." Das war die Erlösung für alle. Sofort nahm Eret Valka und schritt mit ihr, im Gefolge Schädelbrecher und Wolkenspringer, die Treppen zum Kerker hinunter.
Es war schon erstaunlich, dass es so leicht ging. Immerhin sollten diese Wachen den Personenverkehr im Kerker unterbinden. Doch mit der Ausrede, dass Hicks ihn geschickt habe, war der Weg nach unten frei.
Valka jedoch wollte endlich wissen, was Eret hier vor hatte. Ihr war der Plan noch nicht ganz klar, denn eigentlich müssten sie sich jetzt in der Luft in Richtung Berk bewegen, aber für den jungen Drachenfänger ging des erst einmal in die tiefsten Verliese des Gefängnisses. „Was ist eigentlich genau dein Plan. Eret?" Kurz schaute sich der junge Mann um, dass auch ja keiner sie beide belauschen würde, als er anfing seine neue Strategie zu erläutern. „Nun ja. Neben dem Kerker befindet sich die Rüstkammer der Garde. Dort befinden sich Waffen und all so Zeug. Vor allem aber befinden sich dort die Rüstungen der Garde. Wenn ich uns die beschaffe kommen wir an allen vorbei, weil diese Leute immun von Kontrollen sind. Damit können wir unbemerkt nach Berk fliegen. So lange aber ich die hole, bleibst du hier mit den Drachen in einem der leeren Zellentrakte und wartest, bis ich wieder zurück komme."
Valka verstand. Eret wollte zwar immer noch weg von hier, doch mit der Sicherheit, dass sie nicht verfolgt werden würden. Ein schlauer Bursche, dass musste sie schon zugeben. Und sich in den Zellen zu verstecken mit der Tarnung als gefangene. Darauf würde auch keiner so schnell kommen.
Als sie die Treppen hinab gestiegen waren, kamen sie an einen langen Korridor, an dem sich immer die Zellentrakte abzweigten. Lange große Flure mit den einzelnen Zellen, in denen gefangen manchmal den Rest ihre Lebens verbringen mussten.
Es stank nach altem Wasser und der feuchte Stein brachte dem ganzen eine düstere Atmosphäre. Das einzige Licht, was die Sicht ein wenig erleichterte, kam von den Fackeln, die man an den Seiten befestigt hatte. Doch auch deren Rauch machte die Sichtverhältnisse nicht gerade besser, sodass sich alle anstrengen mussten, bis sie an den voll besetzten Trakten vorbei zu den leeren kamen.
„So hier, der ist noch leer." Eret hielt an einer massiven Eichentür, die mit Stahl außen verstärkt worden war. Schnell nahm er sich noch eine Fackel, öffnete das Tor und sprach: „So. Ihr wartet hier und ich hole so schnell wie möglich Rüstungen und Waffen. Danach können wir sofort los. Die Drachen lasse ich auch bei euch." - „Ist gut." Als sie es zusätzlich mit einem Nicken bestätigte, verschloss Eret wieder die Tür und lief so schnell es ging zur Rüstkammer der Garde.
Valka indes befestigte ihre Fackel an einer der Wände und schaute sich ein wenig um. Im Trakt waren extra Zellen eingebaut worden, die mit Stahlgitter abgegrenzt wurden. Sicher hatten hier über hundert Gefangene Platz. Wenngleich auch die Vorstellung grausig war, dass man hier Leute ganz ohne Tageslicht einsperrte, Wie weit waren sie wohl hier unter der Erde? Zehn Meter, zwanzig Meter? Sie wusste es nicht genau, doch konnte sie dem Tropfen nach hören, dass sie tief genug in der Erde waren, damit Wasser in die Zellen eindrang. Immer wieder in kleinen Intervallen konnte man das Tropfen von den Decken hören. Sie Geräusche hallten von den Wänden wieder und kamen ihr ein wenig unheimlich vor. Doch hatte sie die Drachen hier. Und Eret, der hoffentlich bald wieder kommen würde. Immerhin war dies nicht gerade ein Ort, an dem man den Rest seiner Tage verbringen wollte.
Dann aber auf einmal ein Schrei. Ei war hell und jung. Sofort drehte sich Valka um, als sie sah, wie Wolkenspringer auf irgend etwas reagiert hatte. Er stand in einer Ecke und schaute genauer in eine Zelle, brummte etwas und wusste nicht so genau, was er von der Situation halten sollte. Doch Valka wollte Licht ins Dunkle bringen. Wortwörtlich. Sie nahm sich die Fackel und schritt vorsichtig zu der Ecke, in der auch ihre Drache stand.
Als sie mit ihrer lodernden Lichtquelle herum schwenkte konnte, sie es gar nicht glauben. Da saß ein Mädchen in einer der Zellen. Ganz allein hier im Dunkeln. Kein wunder, dass sie sich vor Wolkenspringer erschreckt haben musste. Sofort eilte sie zu ihr hin und wies ihren Drachen ab. „Wolkenspringer. Geh bitte sofort zu Schädelbrecher. Du siehst doch, dass du ihr Angst machst!" mit einem eigenwilligen Brummen entfernte sich der Sturmschneid von ihr und machte sich zu seinem zugewiesenen Platz auf.
Valka indes schaute sich das Mädchen genauer an. Es hatte ein grünes Kleid an. Ihre roten Haare verbargen ihr Gesicht. „Hallo? Wer bist du denn?" fragte sie vorsichtig. Doch als das Mädchen seinen Kopf hob und sie anstarrte, kam aus ihrem Mund nur eine Sprache, die sie nicht verstand. Dieses Mädchen kam von irgendwo anders her. Sie war der nordischen Sprache wohl nicht mächtig, was wohl die Kommunikation erschweren würde. Sie musste anders an die Sache heran gehen.
Sie zeigte mit dem Finger auf sich und sagte nur „Valka." Darauf reagierte das Mädchen mit den roten Haaren „Merida.". Wenigstens ein Fortschritt, der zu verbuchen war. Der Name stand schon mal fest. Doch fragte sich die Wikingerin schon, warum dieses Mädchen hier ganz allein in einen großen Trakt gesperrt worden war. Hatte sie etwas böses angestellt oder war in einer anderen Zelle kein Platz mehr? Es waren Möglichkeiten, die ihr durch den Kopf schossen. Doch schon eine Sekunde später kam Eret, bis oben voll bepackt zur Tür herein.
„Hier Valka. Ich habe die Sachen besorgt. Hoffe nur, dass es deine Größe ist. Ich habe mich gleich schon umgezogen, wenn es dir nichts ausmacht." - „Ja Eret. Komm aber mal her. Hier ist ein Mädchen eingesperrt worden. Sie spricht meine Sprache nicht. Kannst du da was tun?" Eret legte die Rüstungsteile hin, schloss die Tür und machte sich auf den Weg zu ihr. Als er an der Zelle ankam, sprach er sofort etwas zu der kleinen, damit sie irgend etwas sagte. Mit Erfolg. Als sie ihre Sätze gesprochen hatte, wandte sich der Drachenfänger zur Valka und sprach: „Sie spricht Gälisch. Eine Sprache die auf den britischen Inseln gesprochen wird." Doch die einzige Frage, die dann von Valka kam, haute ihn schon um: „Kannst du ihr sagen, dass ich sie gerne mitnehmen möchte. Sie tut mir ziemlich leid." . Aber Eret war dagegen. Sie könnte den ganzen Plan zunichte machen. „Nein. Wenn die Wachen sie sehen, dann sind wir geliefert. Wir lassen sie hier. Hicks lässt solche Leute nicht umsonst alleine einsperren. Die muss was richtig böses gemacht haben."
Valka war sich zwar nicht ganz sicher darüber, ob sie ihm das glauben sollte, doch was sollte es. Es könnte ja stimmen. „Nun mach schon. Zieh die Rüstung an und dann lass uns hier verschwinden!", forderte er sie auf. „Na gut." Damit ging Valka zu ihrer Rüstung und zog sich um, während Eret sich weg drehte und weiter auf dieses Mädchen starrte, was ihn mit einem aggressiven Blick entgegen kam. Der konnte regelrecht stechend sein.
„So, bin fertig. Und sie passt, wenn ich deine Frage vorhin beantworten kann." Als sich Eret Wieder umdrehte musste er schon staunen. Valka war in voller Garderüstung. Sie bestand aus rot schwarz lackiertem Gronckeleisen. Zwei Kurzschwerter und zwei Dolche bildeten die Standartbewaffnung. Auch ein Helm gab es. Im großen und ganzen hätte man sie wirklich für eine Gardisten halten können.
„Eret. Ist das eine Rüstung für Frauen, denn nun ja sie unterscheidet sich doch ganz schön von deiner." - „Ja, denn es gibt auch Frauen in der Garde. Frage aber nicht, wie ich es geschafft habe, in die Rüstkammer der weiblichen Gardisten zu kommen." Dieses Thema interessierte Valka eh nicht. Lieber dann schon die merkwürdige Waffe am linken Bein. Bevor sie fragen konnte, beantwortete Eret ihr es schon. „Das ist eine kleine Schusswaffe mit zwei Läufen, dem entsprechend auch zwei Schuss. Benutze sie aber nur im Notfall. Verstanden?" Sie nickte.
Sie hatten sich gerade auf ihre Drachen geschwungen, als das Mädchen anfing zu brüllen. Das konnte doch jetzt nicht sein. Sie würde noch alles kaputt machen. Sofort wandte sich Eret zu ihr und schrie: „Halt deinen Mund.", auf gälisch. Doch da konterte das Mädchen: „Ich bin die schottische Prinzessin Merida. Ich befehle euch, lasst mich frei, oder ich brülle den ganzen Laden hier zusammen!"
Eret sah zu Valka. „Na toll jetzt müssen wir die Göre wohl mitnehmen. Wir setzen sie aber auf einer einsamen Insel ab. Und sie reitet auf Wolkenspringer mit." - „Ja gut." - „Und wenn sie Zicken macht, kann er sie ja einfach fressen.", kam es noch scherzhaft von ihm, als er zur Zelle ging, die Tür mit seinem Scherst aufhebelte und sie mit zu Valka nahm. Ohne ein weiteres Wort verschwanden sie aus der Zelle und bahnten sich den Weg nach oben. Die Wachen und die Drachen waren gerade nicht zu sehen. Ein günstiger Zeitpunkt, als sie die Oberfläche erreicht hatten. Doch Merida weigerte sich auf die Drachen zu steigen.
„Nie im Leben steige ich auf so einen Drachen. Gebt mir ein Pferd oder Schiff." Doch Eret wandte sich zu der Prinzessin und das sehr genervt: „Entweder du steigst jetzt auf den Drachen oder ich sage Valka dort drüben, dass du die Reise in einem von unseren Drachen verbringen wirst. Klar!" - „Na gut..." Widerwillig stieg sie auf Wolkenspringer und hielt sich an Valka fest.
Schnell hatte sich auch Eret bereit gemacht. In der Garderüstung hoben sie schließlich ab und flogen in Richtung Berk, der Flotte hinterher...

The Dark RiderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt