Kopfschmerzen

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Als Hicks sich wieder von Drago abgewandt hatte, musste er erst einmal verkraften, was dieser da gerade eben gesagt hatte. Sie sollten tatsächlich doch Berk angreifen? Seine einstige Heimat? Von dem Gedanken war er nicht gerade begeistert, denn wenn er dort mit seiner Armee aufkreuzen würde, gäbe es mit Sicherheit sehr viele Tote zu beklagen, denn Berks Wikinger waren zwar tapfer, doch hätten sie nie einer Armee wie sie der nun zwanzig Jahre junge Mann anführte.
„Ach Ohnezahn, was soll ich denn nur machen? Gegen die Berserker und die anderen zu kämpfen wäre ja nicht das Problem, doch gegen Berk? Ich bin mir ganz ehrlich nicht sicher Kumpel." Er hatte sich mit seinem Drachen in die Lüfte erhoben und machte sich wieder zu den heißen abgelegenen Quellen auf, wo er sich erst einmal etwas Ruhe erhoffte. Für ihn war der ganze Tag wieder zu viel gewesen. Der Stress mit Drago und dann wieder seine neuen Pläne, die drei wohl unbedeutendsten Inseln des ganzen Nordens, auf denen es nichts gab, zu erobern. Und besonders Berk. Das bereitete ihm Kopfschmerzen.
Sein Nachtschatten gab nur ein ungewisses Grummeln von sich. Der Drache wusste selbst nicht genau, was er dazu sagen sollte. Dort waren sie sich das erste Mal begegnet und dort konnte der schwarze Drache wieder fliegen. Es war selbst für ihn eine schwere Entscheidung, doch konnten sie sich dem Befehl Dragos nicht widersetzen. Er war immer noch der Anführer der Truppen und ihm oblag die absolute Macht im Staat. Hicks musste parieren, egal ob er wollte, oder nicht.
„Wenn ich doch nur wüsste, was ich machen sollte. Nach Berk kann ich nicht. Jedenfalls nicht persönlich. Oder doch? Sollte ich vielleicht dort auftauchen? Aber dann müsste ich mit in meiner Rüstung so verschanzen, dass mich niemand zu sehen bekommen würde." Hicks überlegte während des Fluges immer und immer wieder. Irgendetwas musste doch getan werden, damit er Berk erobern könnte, aber nicht sich selbst zu erkennen geben würde. Oder Berk überhaupt erobern? Schließlich befanden sich dort all seine Erinnerungen an die Kindheit. Aber wenn er auch so darüber nachdachte, konnte er dem nicht sehr viel positives abverlangen. Besonders an jenem Tag, als er mit Ohnezahn geflohen war und er von seinem eigenen Vater beschossen und bedroht worden war.
Nur eines konnte er sich erinnern, was ihm warm um sein Herz werden ließ. Astrid. Dieses wunderschöne Mädchen, was ihm sein Herz gestohlen hatte. Niemand anderes sonst hatte dies jemals vermocht. Nur sie.
Wie es ihr wohl ohne ihn ergehen würde? Hatte sie vielleicht schon geheiratet? Und wenn ja, wen? Hätte sie Kinder? War sie glücklich? All diese Fragen schossen ihm durch den Kopf, als sie sich langsam den heißen Quellen näherten. Es war wirklich ein komisches Gefühl. Auf einmal kamen all diese Erinnerungen wieder hoch. Als er und Astrid über die Wolken geflogen waren, als auch Astrid ihr ganzes Weltbild über Drachen überdenken musste. Na gut, da war das eine Problem mit dem Drachennest gewesen, aber die Wikinger schlugen sich sicher noch tapfer. Hicks wollte es eigentlich lösen, doch schien er nie wirklich dazu gekommen zu sein. Er konnte dieser Königin der Drachen nur kleine Mengen an Drachen abzwingen, doch war da bevor Ohnezahn der Alpha wurde. Jetzt würden die Karten anders stehen und einen Roten Tod könnte man in der Armee sicher gut gebrauchen.
Aber Hicks schweifte schon wieder von den Gedanken ab. Immer noch war Astrid sein Mittelpunkt. Nie hatte er eine andere geliebt. Zwar umschwärmten ihn die jungen Frauen der Stadt, doch konnte er nie einer irgend eine Emotion abringen. Für ihn blieb Astrid die einzig wahre liebe, doch wurde es ihm erst in diesem Moment richtig klar. Er musste einen Weg finden, um Berk so schonend, wie möglich anzugreifen. Er tat das nicht für das Dorf und seine Bevölkerung. Auch erst recht nicht für seinen Vater, doch Astrid wollte er auf gar keinen Fall in der Schlacht verloren gehen lassen. Er würde sie niemals verletzen wollen.
„Gurrrrr.." - „Ach so Ohnezahn. Stimmt ja, wir sind ja da. Na dann lande gleich neben den Quellen..." Hicks hatte völlig vergessen, dass sie sich schon lange über seiner geheimen Insel befanden, auf er er immer Ruhe und Entspannung suchte. Ohnezahn setzte sofort zum Landeanflug an und setzte nur wenige Sekunden später auf einer mittlerweile verschneiten Wiese auf.
Der junge Drachenreiter machte sich auf zu den warmen Steine, entledigte sich seiner Rüstung und stieg so schnell, wie es nur ging, in das warme Wasser. „Ah....wurde auch mal wieder Zeit und bei der Kälte...da kann man Stunden hier verbringen. Nicht wahr Kumpel?" Doch der Drache hatte sich schon dazu gesellt und genoss, wie sein Reiter das mineralhaltige Wasser, bevor der schwarze Drache sich, wie eigentlich immer gehabt, auf die heißen Steine legte.
Hicks aber ließ sich noch ein wenig tiefer in die warmen Fluten gleiten, bis nur noch sein Kopf knapp über der Wasseroberfläche war. Einige seiner langen wuscheligen Haare tauchten schon in das Wasser ein.
Ja. Hier war der richtige Ort, um endlich einen Plan zu schmieden. Hier konnte er sich von allen anderen Gedanken um ihn herum befreien und nur noch an das denken, was er wirklich wollte. Berk sollte auf gar keinen Fall großen Schaden davon nehmen. Besonders für seine Astrid nicht. Er überlegte und überlegte, als ihm plötzlich ein Einfall kam. Auf einmal sprang er aus dem Wasser, sodass sich sein Drache erschrak und seine Augen weit öffnete. Ein besorgtes Gurren verließ seine Kehle, doch konnte er sofort sehen, dass seinem besten Freund nichts passiert war.
„Ohnezahn. Das ist die Idee. So werden wir es machen, wenn wir die Berserker und Verbannten besiegt haben und uns Berk nähern werden...."

BERK

Haudrauf war der Schreck ins Gesicht geschrieben, als Händler Johann dies gesagt hatte. Diese Parole, die er nicht kannte, aber mit einem Namen versehen, der in seinem Kopf alle Alarmglocken läuten ließ.
„Was....hast ...du..da gerade gesagt?!" In ihm stieg die Wut auf. Wie konnte man ihn denn nur so verraten. Händler Johann arbeitete für den wohl größten Tyrannen, den es unter Wikingern jemals gab?! Haudrauf wurde außer sich vor Wut, aber durfte er dies nicht dem doch so freundlich wirkenden Händler anmerken lassen.
„Das war die ordnungsgemäße Parole. Jeder Händler der Nordreichsflotte muss sie beherrschen.", entgegnete Johann nur, als wäre es das normalste der Welt. „Aber warum Drago Blutfaust...warum?" - „Kennst du hin etwa?" - „Und ob."
Alle waren sie schockiert, als Haudrauf dies sagte. Such Johann konnte das nicht zurück halten. Auch Grobian konnte es nicht fassen. Haudrauf hatte nie etwas von einem Drago erzählt und jetzt auf einmal s flippte er so aus, als er diesen Namen hörte? Komisch.
„Was ist denn mit diesem Drago?", mischte sich der Dorfschmied ein. Doch Haudrauf wurde nur grimmiger und sein Gesicht verzerrte sich zunehmend. „Es ist schon viele Jahre her, als ich auf geheimer Mission mich mit den anderen Stammesfürsten getroffen habe. Auf jeden Fall, kam dieser Drago Blutfaust in unsere Mitte und bot an, das Drachenproblem zu beseitigen, falls wir uns ihm unterwerfen würden."
Alle im Dorf brachen in Gelächter aus. Niemand könnte sich je vorstellen, dass jemand Haudrauf unterwerfen könnte. Niemals würde das passieren, aber der Chef des Dorfes redete weiter: „Wir lachten ihn auch aus, doch als er gekränkt von dannen zog, fing plötzlich an das Dach zu brennen und gepanzerte Drachen metzelten jeden nieder. Ich war der einzige, der entkommen konnte." Danach atmete er tief ein und aus und wandte sich wieder Johann zu.
„Wieso hast du dich diesem Barbaren angeschlossen?!", kam es wütend und fordernd. Johann wusste erst gar nicht, wie er antworten sollte, doch listete er einfach seine persönlich Vorteile auf. „Na ja. Für mich gibt es ein regelmäßiges Einkommen. Ich habe ein neues Schiff bekommen und handle mit Waren, direkt aus Drakenburg." - „Drakenburg? Was ist das?", kam es verwundert aus der menge, die nun zu gerne wissen wollte, was dies war.
„Nun es ist die größte Stadt der Welt Aus dem Nichts erschaffen und mit zehntausenden Einwohnern jeder Kultur, die auf dieser Welt zu finden ist. Ein herrlicher Ort." - „Ach ja? Das kann ich nicht so sehr glauben! Denn Drago unterdrückt und beherrscht ohne Gnade!!!" Haudrauf konnte dies nur als Lügen abstempeln. Nie im Leben war das wahr, was Johann ihnen auftischen wollte, doch der lenkte ein.
„Haudrauf bitte! Drago selbst ist alt geworden. Er kommt ja nicht mal mehr aus seiner Burg heraus. Ein anderer ist längst in die Fußstapfen von ihm getreten und wird sein riesiges Imperium erben." Johann versuchte sich zu verteidigen. Er musste Argumente finden, damit er nicht hier und sofort von Haudrauf in kleine Stücke gehackt werden würde.
„Und wer soll das sein?!", fragte er mit solch einer Wut im Unterton, dass es einem schon fast dazu neigte, die Flucht zu ergreifen. Doch Johann antwortete: „Ein junger Mann, den sie mit Ehrfurcht den schwarzen Reiter nennen. Er besitzt eine Prothese am linken Bein. Und das beste kommt noch....Er reitet einen Nachtschatten."
Auf einmal Schweigen in der gesamten Runde...

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