Kriegerinstinkt/ Verwirrung

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Astrid und Fischbein standen wie angewurzelt da. Was sie sahen, ließ bei ihnen das Herz in die Hose rutschen. Es gab schon früher Aufregung, wenn die Verbannten oder die Berserker angegriffen haben, aber dieser Anblick würde im ganzen Dorf eine Panik auslösen, wie sie Berk noch nicht erlebt hätte.
„Los, schnell ins Dorf. Wir müssen die anderen warnen. Wenn das Hicks ist, könnte er aus Berk schneller Schutt und Asche machen, als alle Drachen der Welt zusammen." Fischbein wurde immer zappeliger. Die anfängliche Starre hatte sich in eine panische Aufregung verwandelt. Er konnte nicht mehr ruhig stehen. Sein Blut gefror gleichzeitig in seinen Adern. Er wollte sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn diese vielen Krieger dort auf den Schiffen an Land kämen.
„Fischbein. Jetzt reiß dich zusammen. Das ist Hicks und ich denke nicht, dass er so einfach und kaltblütig Berk angreifen wird. Schließlich ist es seine Heimat.", versuchte Astrid ihn zu beruhigen, aber bei Fischbein stießen diese Argumente auf taube Ohren. „Glaubst du wirklich, dass Hicks bei all dem, was er hier erlebt hat, noch zu Berk friedlich gesinnt sein könnte? Ich glaube nicht. Vor allem, wie wir ihn und seinen Nachtschatten damals verabschiedet haben.", erklärte er der blonden Wikingerin. Doch die wollte so was nicht hören. Sie wandte sich von dem gewichtigen Wikinger ab und rannte mit einmal in Richtung Dorf. „Eh, Hey, wo willst du denn jetzt hin?" Keine Antwort von Astrid. Also blieb Fischbein nichts anderes übrig, als so gut er konnte der jungen Schildmaid zu folgen. Er verlor sie aber schnell im dichten Gestrüpp des Waldes aus den Augen und lief einen Gang langsamer.
„Meine Güte. Die ist aber schnell. Trotzdem. Ich muss ins ebenso ins Dorf. Diese Insel ist bald nicht mehr sicher.", stammelte er vor sich hin und lief keuchend weiter.
Plötzlich. Ein Schatten durchbrach das Mondlicht. Der Schrei eines Nadders war zu hören. Kein gutes Zeichen, dachte sich Fischbein, der zitternd zum Stehen kam und sich hastig umschaute. Schnell versuchte er sich hinter ein paar dicken Bäumen zu verstecken, aber es nützte ihm nicht viel. Nur einen Moment später stieß er einen schrillen Schrei aus, als ein Nadder direkt vor ihm landete. Und nicht nur einer. Gleich eine ganze Horde an Drachen durchbrach das lichte Kronendach der Bäume. Auf ihnen bis an die Zähne bewaffnete Krieger.

Astrid hatte es mittlerweile ins Dorf geschafft. So schnell sie konnte, war sie durch den dichten Wald Berks gerannt, um die Bewohner zu warnen. Aber sie schien bereits zu spät gekommen zu sein. Die Alarmglocke des Wachturms läutete Laut. Überall wurden die Sichtfeuer, die eigentlich für Drachenangriffe gedacht waren, angezündet. Kein Einwohner Berks, der nicht irgendwie eine Waffe trug und will im Dorf umher rannte. Das ganze glich einem wilden Ameisenhaufen.
Astrid konnte das schreien von kleinen Kindern hören, die nicht wussten, was vor sich ging. Man hörte die Männer, wie sie nach mehr Munition für die Katapulte riefen und sich bemühten, die schweren Steine auf die großen Geschütze zu laden.
Als die junge Schildmaid auf dem Dorfplatz stehen blieb, war sie in Mitten eines gigantischen Schlachttrubels geraten. Um es den Angreifern schwer zu machen, hatten die Berkianer den Hafen in Brand gesetzt und das Tor zum Dorf mit einem massiven Tor verschlossen. Das sollte die Angreifer für einige Zeit aufhalten.
Gemischte Gefühle breiteten sich in ihr aus. Der Anblick eines in Panik versetzten Dorfes, ließ selber ihr einen kalten Schauer den Rücken herunter laufen.
Einen Moment lang, wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie stand einfach da. Mitten im Zentrum des Dorfes, ihre Streitaxt in der Hand. Langsam kamen in ihr Fragen hoch. Was wenn Hicks doch das Dorf und all seine Einwohner vernichten würde? Was wenn dieser Drago aus ihm eine Killermaschine gemacht hätte? Eigentlich wollte sie gar nicht daran denken. Aber ihr Kriegerinstinkt ließ sie nicht mehr los. Hicks könnte zu einer ernst zu nehmenden Gefahr für ihr eigenes Volk werden. Sie musste sich entscheiden. Ihr Herz oder ihr Volk. Doch als ein Mann rief: „Über den Schiffen fliegen Drachen!", schaltete sich bei ihr alles Auf Krieg um. Sie musste ihr Dorf verteidigen. Der Kriegerinstinkt war zu stark gewesen.
Sie erklomm einen der Aussichtspunkte des Dorfes. Von dort gab sich ihr ein Blick, der alles bisher da gewesene in den Schatten stellte. Die Flotte hatte sich bis auf eine Seemeile an Berk heran gewagt. Wo man auch hinsah, waren Schiffe zu sehen. Und auf diesen machten sich unzählige Krieger bereit, ihre Drachen zu besteigen. Es würde also wie ein Drachenangriff ablaufen. Nur mit Menschen auf deren Rücken. Das bereitete Astrid Angst. Und nicht nur ihr.
„Wenn der unser Plan nicht aufgeht, wird es morgen kein Berk mehr geben." Sie hatte nicht bemerkt, das Haudrauf neben sie getreten war. Der rotbärtige Häuptling des Dorfes schien nachdenklich zu sein. Das verwirrte Astrid.
„Haudrauf, wie soll ich das verstehen? Welchen Plan?" - „Wir haben eine weiße Fahne gehisst. Die Drachenlichter sollen sie anleuchten und das Signal zu den Schiffen des Feindes tragen. Hoffentlich sehen sie, dass wir aufgeben."
In diesem Moment erhob sich von den Schiffen eine gigantische Streitmacht von Drachen und Kriegern in die Lüfte. Sie war so riesig, dass die das gleißende Mondlicht verdeckte.

Hicks dachte nach. Sollte er die Truppen beim Sturm auf Berk anführen? Er wusste nicht, wie er handeln sollte. Vielleicht würden ihn seine Männer dann als feige ansehen, wenn er es nicht täte.
„Was meinst du, Ohnezahn? Sollen wir wirklich unsere alte Heimat mit angreifen?" Von dem Nachtschatten kam nur ein nachdenkliches Grummeln. Wie es schien, ahnte er Drache auch seine Bedenken. Schließlich war Ohnezahn der Alphadrache. Er müsste seinen Clan in der Schlacht anführen. Die Drachen könnten ihn vielleicht danach nicht mehr als ihr Oberhaupt akzeptieren.
„Weißt du was? Wir fliegen mit Ohnezahn. Wir sind die Anführer dieser Armee. Wir müssen ihnen beistehen." Auch bei Ohnezahn stieß dies auf Zustimmung. Der Drache schnaubte entschlossen und stampfte mit den Vorderpfoten auf die Bodenbeplankung ihres Zimmers.
„Gut so, Kumpel!" Mit diesen Worten rüstete sich Hicks ein, zu seine schwarze Lederrüstung an, bewaffnete sich mit seinem Flammenschwert, seinem Schild und zwei Dolchen.
Zusammen mit Ohnezahn stürmten sie an Deck, erhoben sich in die Lüfte und blickten auf ein Berk, das in heller Aufregung versetzt war. Seine Armee zog immer noch Kreise über den eigenen Schiffen. Doch als er erschien, erklang sowohl von Drachen, als auch den Kriegern Schlachtgeschrei. Hicks gefiel das. Er klappte seinen Gesichtsschutz herunter und hob sein brennendes Flammenschwert in die Lüfte. Sofort folgte ihm die Armee in Richtung Berk.
Doch als Hicks seinen Blick auf as Dorf richten ließ, sah er eine kleine weiße Fahne wehen. Fast unscheinbar auf einem der Aussichtstürme. „Was soll denn das ?", fragte er sich, als er mit seiner Armee einen Sturmangriff führen wollte...

The Dark RiderWhere stories live. Discover now