Drago Blutfaust?!

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Alle schauten verwirrt drein, als der Soldat diese Meldung gemacht hatte. Ein dicker Junge, der auf einem Gronckel reitet und mitten ins Dorf geflogen ist? Das war schon mehr als merkwürdig. Hicks schien alles eher auf die Metfässer schieben zu wollen, die die Soldaten in einem Haus entdeckt hatten und sich diese wohl gerade als Beutegut schmecken lassen.
Aber dieser Soldat sah alles andere als betrunken aus. Immerhin schien er voll bei Bewusstsein. Er lallte nicht und hatte auch sonst keine Anzeichen, dass er betrunken war.
„Dann führe uns zu diesem Jungen.", sprach Hicks, stand auf und ging in eine Ecke, um sich seine Rüstung wieder anzulegen.
„Ein dicker Junge der auf einem Gronckel reitet, gehört der vielleicht zu deinen Truppen Hicks?", frage Astrid verwirrt.
„Ich glaube nicht. Denn erstens darf nicht jeder beliebige einen Drachen reiten und dann haben wir Gronckel gar nicht in unseren Truppen vorhanden. Nur als Begleitdrachen, wenn wir Nachschub an unserem speziellen Eisen brauchen." – „Spezielles Eisen." Grobian legte seinen Kopf schief. Wenn es um Metalle ging, war er der Spezialist im Dorf, aber von einem Metall, welches mit dem Gronckel in Verbindung gebracht werden konnte, hatte er noch nie etwas gehört.
„Ist eine lange Geschichte. Brauchst nicht viel weiter darüber zu wissen. Erzähle ich später mal." Hicks hatte hastig seine Rüstung angelegt. Bereit, traten sie vor die Tür und der Soldat führte sie zu dem besagten Ort, wo sich der Junge befand.
Astrid hatte derweil schon eine Ahnung, um wen es sich handeln könnte, schließlich hatte sie Fischbein seit der ersten Sichtung der Flotte nicht mehr gesehen. Wie er aber zu einem Drachen gekommen sein müsste, war der Wikingerin fremd, zumal der junge Ingermann in der Nähe ziemliche Angst vor den Wesen hatte.
Als sie auf dem Dorfplatz ankamen, hatte sich schon eine Menge an Soldaten um eine Mitte versammelt. Man konnte das Wimmern einer etwas höher liegenden Jungenstimme vernehmen, wie sie um Gnade winselte.
„Lasst mich durch!", forderte Hicks, als er nah genug an die Menge heran getreten war. Sofort formten die Soldaten einen Gang und der dunkle Reiter konnte mit seinem Gefolge passieren. Einige Soldaten schauten etwas verwirrt. Denn im Schlapptau ihres Anführers waren der Häuptling des Dorfes und noch ein paar andere Personen, die sie erst festgehalten hatten. Hicks waren diese nicht entgangen. Mit einem ernsten Blick verwies er seine Männer auf ihre Plätze: „Sie haben von mir die Gnade und Sonderrechte bekommen, sich in meiner Gefolgschaft frei im Dorf zu bewegen."
Damit war auch die Sache geklärt und es würde nicht zu Verwirrungen bei den Soldaten kommen.
In der Mitte bot sich schließlich ein Anblick den fast alle nicht erwartet hatten. Ein Fischbein, der auf einem Gronckel saß und winselnd in alle Richtungen blickte. Der Drache war aufgebracht und schien jeden Moment um sich mit Lava speien zu wollen. Aber Hicks konnte ihn schnell beruhigen.
Und jetzt sahen alle, was Hicks vor fünf Jahren gemeint hatte. Das Zähmen von Drachen war möglich. Und noch viel mehr. Drachen konnten die besten Freunde des Menschen werden, wenn man es nur zuließ.
Hicks trat an den nervösen Gronckel heran, drehte seinen Kopf weg und streckte die Hand aus und wartete. Nur kurze Zeit später hatte er die raue, schuppige Nase des Drachen in seiner Hand, streichelte sie und ließ dann wieder ab. Von einer Sekunde auf die andere war der Drache ganz ruhig und verhielt sich fast wie ein verschmustes Kätzchen.
„Unglaublich.", brachte Haudrauf es nur heraus. Hicks war dies nicht entgangen und so schaute er kurz zur Seite, blickte seinen Vater an und sprach: „Es geht. Drachen können die besten Freunde mit den Menschen werden. Jetzt hast du es mit eigenen Augen gesehen."
Hicks Tonfall war ruhig und doch lag ein gewisser Hauch von Ernst darin. So als ob er seinen Vater endlich belehrten konnte, dass es tatsächlich einen anderen Weg gab, als die Drachen immer nur wie wildes Getier abzuschlachten. Es waren auch Wesen mit Gefühlen. Sie konnten genauso Schmerzen empfinden, wie Menschen. Und genau das schien jetzt auch Haudrauf langsam zu begreifen, während Grobian vor Emotionen schon fast die Tränen kamen.
„Meine Güte. Du bist es Hicks." Auch Fischbein schien sich jetzt ruhiger zu Fühlen. Als seine Hysterie sich langsam dem Ende neigte, fing er endlich an zu begreifen, wer da eigentlich vor ihm stand.
„Ja Fischbein. Ich bin es." Hicks senkte sein Haupt. Er hatte immer noch Schuldgefühle für das, was er seiner alten Heimat angetan hatte. Aber Fischbein schien das in diesem Moment gar nicht zu interessieren. Er sprang von dem Drachen ab und umarmte seinen alten Spielkameraden aus Kindertagen.
„Ich freue mich ja so sehr, dich endlich wieder zu sehen. Dacht schon du würdest gar nicht mehr zurückkommen."
Doch Hicks hatte gerade ganz andere Probleme: „Fischbein, ich bekomme keine Luft mehr..." Er konnte diesen Satz gerade noch so deutlich aussprechen, dass der junge Ingermann ihn verstand und Hicks aus seinem festen Griff entließ.
„Tut mir leid, Hicks.", entschuldigte er sich bei ihm.

„So jetzt erzähle mal, wie bist du zu diesem Gronckel hier gekommen." Nun mischte sich Astrid ein, die nicht verstehen konnte, wie Fischbein, eigentlich ein Feigling, wenn es um Drachenangriffe ging, auf einem dieser Biester ritt.
„Nun das ist eine lange Geschichte. Als du durch den Wald gesprintet bist und ich dich aus den Augen verloren habe, waren da auf einmal diese Drachenreiter." Da mischte sich Hicks ein: „Ja. Ein Stoßtrupp, den ich geschickte habe, um Berk aus dem Hinterhalt anzugreifen, wenn es zu einer Schlacht gekommen wäre. Er müsste immer noch auf den Angriffs-oder Rückzugsbefehl warten."
Nachdem Fischbein seinen alten Kinderfreund schief angeschaut hatte, fuhr er fort: „Nun die haben mich an einen Baum gefesselt und ausgelacht, weil ich solch eine Angst hatte. Da waren auch zwei ihrer Anführer, die mich ebenfalls schikaniert haben. Doch dann kam dieser Gronckel immer näher. Und da sie viele Steine fressen, habe ich mir gedacht, dass ich sie damit bestechen kann. Nur die haben es gemerkt und als ich geflohen bin, landeten wir beide an einer Klippe. Und das Fliegen war da unser einziger Ausweg."
Fischbein beendete seine kleine Geschichte, aber Hicks schien etwas bei der Sache merkwürdig zu erscheinen.
„Du sagtest zwei Anführer, richtig?" Fischbein nickte auf diese Frage hin. Hicks jedoch fand das sehr merkwürdig.
„Es müsste eigentlich nur einer sein. Vigo." Ann wandte er sich erneut an Fischbein: „Deine eine Anführer. Hatte der kurze schwarze Haare, einen Bart um den Mund herum und trug ein Schwert auf dem Rücken?" Fischbein nickte wieder.
„Und der andere war viel älter, hatte lange schwarze Haare mit etwas grau dazwischen. Trug eine Art Speer bei sich, auf den er sich stützte und hatte einen komischen metallenen Arm. Ach ja und er hatte einen Umhang aus alter Drachenhaut."
Als Hicks das hörte, haute es ihn fast aus den Socken: „Du hast gerade Drago Blutfaust beschrieben. Aber wie kann der hier auf Berk sein?!"

The Dark RiderWhere stories live. Discover now