Mein Sohn?!

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Nun war Eret komplett verwirrt. Warum lachte diese Frau den so bei seiner Frage? Wieso gab sie solch eine Reaktion von sich? Aber den Drachenfänger wurde das zu bunt. Er schaute die Frau mit den langen braunen Haaren, die sie zu einem Zopf geflochten hatte, sehr böse an und signalisierte ihr klar und deutlich, dass mit ihm nicht zu scherzen sei. Jedenfalls versuchte er es, denn seine Wunde macht ihm sehr zu schaffen, Egal wie er sich auch bewegte, jedes mal tat es extrem weh und bereitete ihm diesen brennenden Schmerz, als würde diese Brandeisen immer wieder auf seine Haut gedrückt werden.
„Wer bist de denn nun?", kam es schon etwas strenger über seine Lippen. Aber die Frau lachte immer noch ein wenig. Sie fasst sich aber, schaute noch einmal zu ihrem Drachen, der Eret schon sehr bekannt vorkam und fing an zu sprechen: „Wer ich bin? Nun ja...wie soll ich die das erklären. Ich bin die, die die Drachen reitet." Na ganz toll, jetzt fing sie auch noch mit solchen Späßen an. Auf Geheimnistuerei stand Eret nun gar nicht. Sein Gesicht verzog sich wieder zu Wut und am liebsten hätte er der Frau sein Schwert an die Kehle gehalten. Der Drachenfänger mit den schwarzen Haaren stellte jedoch fest, dass ihm alle Waffen entzogen worden waren. Er konnte sich also nicht wehren. Und diese Frau da schien wohl den braunen Drachen mit vier Flügeln hinter ihr gut unter Kontrolle zu haben. Jedenfalls drehte sich diese noch einmal zu dem schuppigen Wesen um, gab ihm ein Kommando und es verzog sich aus der Höhle.
Sicher, dachte sich Eret. Aber der Lindwurm machte nur vor dem scheinbaren Eingang der Höhle halt und schaute misstrauisch weiter auf den Untergebenen von Drago und dem schwarzen Reiter. „Bitte, ich will doch nur deinen verdammten Namen wissen!", sprach er noch einmal grob. Die Frau wandte sich wieder zu ihm um und schaute ihn noch einmal kurz an. „Mein Name ist Valka, wenn du es unbedingt wissen willst. Und mit wem habe dann ich die Ehre?"
Eret überlegte erst, ob er wirklich seinen Namen hätte preisgeben sollen. Doch dadurch, das er so darauf gedrängt hatte, ihren zu erfahren, sprach er einfach: „Eret ist mein Name."
„Gut dann wäre das ja geklärt Eret. Jetzt sage du mir bitte, was du und deine Drachenfänger hier so weit oben im Norden suchen?", kam es jetzt von ihr etwas strenger. Eret konnte erst gar nicht glauben, dass diese zuerst doch in Rätseln sprechende und eher belustigende Stimme auf einmal so ernst und streng sein konnte. Es machte ihm regelrecht Angst, da vor allem der braune große Drache auch anfing, zu knurren.
Mit einem immer schneller schlagenden Herzen konnte Eret nicht anders, als zu antworten. Sicher hätte Valka ihren Drachen folgend auf ihn gehetzt. Und ohne Waffen und mit der Verletzung an seiner Brust standen seine Chancen eher schlecht.
„Wir sind gezwungen worden, einen Drachenreiter und seinen großen Überwilden zu verfolgen. Sonst hätte man uns alle getötet.", sagte er kurz und knapp.
In voller Erwartung, dass die Frau vor ihm einen Wutausbruch, im Angesicht der Tatsache, dass diese wohl die Drachen beschützte, erleiden würde und ihren Drachen auf ihn hetzte. Aber nicht der gleichen kam. Eret war sogar verwundert. Warum machte diese Frau auf einmal solch ein besorgtes Gesicht?
„Was ist? Willst du mich jetzt nicht töten?" Doch Valka schaute ihn nur mitfühlend an. „Dann ist wohl die Wunde auf deiner Brust ein Zeichen der Gnade derer, denen du folgst?" - „Gezwungener maßen ja.", sprach er als Antwort.
Daraufhin schritt die Frau wieder näher an ihn heran, kniete sich vor ihn hin und fragte: „Darf ich mal sehen?" Doch die Nähe zu dem Drachenfänger schien dem Drachen am Eingang nicht sehr zu gefallen. Er knurrte und fauchte. „Wolkenspringer, jetzt mache nicht solch einen Aufstand. Er hat eh keine Waffen und mit der Wunde kommt er nicht weit." Ihr Ton war streng und befehlend. So gerne der Drache auch dies verhindern wollte. Er blieb an seinem Fleck und schaute dem ganzen nur misstrauisch zu.
Vorsichtig näherte sie sich weiter dem doch sehr kräftig gebauten jungen Mann. „Ziehst du bitte mal die Fellweste zur Seite?". Eret tat, wie ihm gesagt wurde und offenbarte das ganze Ausmaß seiner Wunde.
Bei dem Anblick jedoch war Valka völlig schockiert. Ihr Blick zeigte dem jungen Mann Sorge und Angst. Kein gutes Zeichen. „Wie lange hast die diese Wunde schon?", fragte sie schockiert. „Knapp eine Woche. Man hatte sie mir zugefügt, nachdem, ein Drachenreiter und sein Überwilder meine Festung und den Großteil meiner Flotte zerstört hatten. Den Morgen darauf kam der schwarze Reiter und hat mit das zugefügt....warte Mal...Dein Drache sieht genau so aus, wie der des Reiters...du bist doch nicht etwa...?"
Erst jetzt schien es Eret zu merken. War sie das wirklich?. Wenn ja, dann war sie verdammt nochmal die beste Drachenreiterin, die er je gesehen hatte. Aber natürlich saß auch die Wut tief in ihm, dass sie seine Festung zerstört hatte, aber jetzt war er ihr eh schutzlos ausgeliefert, was hätte er also tun sollen?
Valka nickte nur. „Ja, ich war das, denn ich kann es nicht zulassen, dass Drago immer weiter Drachen versklavt und zwingt, für ihr zu arbeiten." Wieder war dieser Zorn im Ton. Eret schien wohl auf eine Erzfeindin Dragos gestoßen zu sein. Aber in dieser Situation war es ihm eh egal. Lieber hier bleiben, als von dem schwarzen Reiter massakriert zu werden, denn der hätte dies bestimmt gemacht.
„Du willst also die Drachen beschützen? Und du denkst, dass Drago sie versklavt? Ja, mit letzterem stimmt es nicht ganz so." Verwundert blickte Valka auf. „Wie soll ich dass verstehen. Ich habe schon vor mehr als Zehn Jahren seine Methoden gesehen und die sind grausam. Seitdem kann ich mir das nicht mit ansehen."
„Ja aber, das hat sich geändert. Dieser schwarze Reiter wandelte diese Tortour des Zwanges in ein Training um, das auf vertrauen zwischen Drache und Mensch aufbaut. Nur leider für die falschen Mensch, so wie es jetzt mir klar wird." Valka konnte das gar nicht richtig glauben, was Eret da sagte. Sollte es sich in den zehn Jahren so immens verändert haben, dass Drago jetzt Drachen völlig anders kontrollierte? Das konnte doch nicht möglich sein.
„Du willst mir allen Ernstes weiß machen, dass Drago Drachen über Vertrauen gewinnt? Bitte, das glaube ich dir nicht. Nicht bei Drago." - „Er zähmt sie ja auch nicht. Das macht er schon lange nicht mehr. Es ist der schwarze Reiter. Die Nummer zwei hinter Drago Blutfaust. Er zähmt die ganzen Drachen und er trainiert sie auch in vielen Akademien und Schulen." Valka konnte das immer noch nicht recht glauben. Sie kannte Dragos Methoden, Drachen abzurichten nur zu gut. Und das sollte sich in den letzten zehn Jahren geändert haben? Wohl kaum, nach ihrem Ermessen.
„Deine Wunde muss dich wohl schon ganz wirr gemacht haben. Ich werde dir jetzt erst einmal was geben, was den Wundbrannt verschwinden und sie heilen lässt." So richtete sie sich wieder auf, holte einen Top aus Keramik und mehrere Verbände. Schnell hatte sie alles aus zusammen, als sie sich wieder neben Eret kniete.
„So, bitte entferne deine Tunika und die Weste." Eret bemühte sich. Die Schmerzen waren groß, aber wenn dieses Zeug, was sich sicher dort in dem Krug befand, helfen sollte, ihm nicht an der Tafle Odins einen Platz zu verschaffen, dann tat er wirklich alles.
„Geht doch. Nun werde ich dir was gegen die Schmerzen und den Wundbrannt auf die Haut streichen. Es tut auch nicht ganz so weh, denn es wirkt sofort."
Mir diesen Worten öffnete sie den Krug und und nahm auf einen Spachtel einen großen Klecks von einer grünlichen Masse, die eine Konsistent von Fett hatte. Sie sah ziemlich ekelig aus, besonders durch diesen giftgrünen Farbton her. Eret war skeptisch.
„Igitt...das stinkt ja...", sprach er, als Valka es über seine Wunde strich, „da war ja der Geruch de Wundbranndes angenehmer. Was ist das überhaupt für ein Zeug?" - „Das sind verschiedene Kräuter in Verbindung mit eingekochtem Drachenurin." jetzt kam der Ekel in Erets Gesicht. Die Frau strich da gerade eben Drachenurin auf seine Wunde? Was sollte dass denn?!
„Bitte. Mac das Zeug von mir runter und reinige die Wunde einfach mit kalten klaren Wasser. Geht das?" Aber Valka schien etwas dagegen zu haben, denn die sagte: „Wenn ich das tue, wird der Wundbrannt sich ausbreiten und du wirst sterben Eret." Danach sagte der junge Mann mit den schwarzen Haaren nichts mehr und ließ sich diese stinkende Angelegenheit über sich ergehen. Wenn er davon gesund werden würde, wäre der Gestank ja nur ein kleines Problem Und er wäre ja nicht Eret Sohn von Eret, wenn er so ein bisschen strengen Geruch nicht aushalten würde.
Und er merkte es tatsächlich. Es kühlte die Wunde und linderte auch stark die Schmerzen. Er konnte sich schon viel sicherer Bewegen, nachdem die Wunde verbunden wurde und er sich wieder seine Tunika und eine Weste anzog. Es half tatsächlich.
Als Valka den Krug in einen Felsspalte gestellt hatte, kam sie wieder und sagte: „Komm. Du wirst doch sicher Hunger haben. Ich habe noch etwas gebratenen Fisch, muss dir aber leider sagen, dass meine Kochkünste nicht gerade die besten sind." Dabei lächelte sie nur ein wenig, was auch von Eret erwiderte.
Aber dann kam eine Frage, die ihn schon beschäftigte. „Du Valka...was ist eigentlich mit Schädelbrecher und meinen Männern passiert?" Die Frau hatte sich gerade zur Kochstelle gegeben, um den Fisch noch ein wenig aufzuwärmen, als sie sich umdrehte.
„Deinen Männern geht es gut. Ihr Schiff wurde von Drachen aus dem Eis befreit und treibt in Richtung Süden. Weg vom Hort. Und der Drache, ich glaube Schädelbrecher ist sein sein Name, wie du eben meintest, erholt sich bei den heißen Quellen. Wolkenspringer wird ihn nachher wieder hierher führen. War schon wirklich schwer, ihn von deiner Seite weichen zu lassen." Dabei wieder ein Lächeln, als sie den Fisch auf einen Tisch stellte.
„Komm hier für dich, oder kannst du noch nicht aufstehen?" - „Natürlich kann ich das." Eret richtete sich langsam auf, streckte sich und lief dann in Ruhe zum Tisch.
Der Fisch war zwar nicht der beste, den er je in seinem leben gegessen hatte, doch stellte dieser Dorsch gerade die erste richtige Mahlzeit seit Tagen dar, weswegen er den Fisch sehr schnell aß. Fast schlingend war der Dorsch aufgegessen, was dementsprechend auch die Drachenhüterin beeindruckte.
„So fertig... was ich aber noch fragen wollte ist. Du Hast vorhin von einem Drachenhort gesprochen. Was ist denn das?" Darauf sprang Valka vom Stuhl, nahm Erets Hand und sagte zu ihm. „Komm!"
Ohne irgend eine Widerrede folgte er ihr einfach durch viele Gänge, die nur dürftig belichtet waren. Mehrere Male hätte sich Eret den Kopf gestoßen. Wie konnte die Frau nur bei solch dürftigem Licht sehen, fragte er sich. Und dann auch noch der braune Drache, der ihnen nun folgte. Das war Eret nicht gerade geheuer. Was hatte sie denn vor?
Doch auf einmal wurde es hell. Heller, als es Eret für eine Höhle vermutete. Er konnte sich nicht so schnell an die beleuchteten Verhältnisse gewöhnen, kniff die Augen zusammen und wartete einfach, bis seine Augen es verarbeiten konnten. Aber was er dann sah, überwältigte ihn.
„Ich glaub ich muss furzen...das ist..." - „...der Drachenhort. Ein Refugium für alle Drachen der Welt. Und Heimat des großen Überwilden, dem Alphadrachen. Jedes Nest hat seine Königin, aber das hier ist der König aller Drachen."
Sie gab den Blick auf dieses gigantische weiße Monster frei, welches Eret nur zu gut kannte. Beeindruckt war er wirklich, denn durch diese Eiskristalle, konnte er sehen, dass dieser gigantische Drache diese Höhle hier geschaffen hatte. „Bei den Göttern...ich bin beeindruckt, doch muss ich dir widersprechen Valka. Es gibt noch einen Alpha."
Jetzt war es die Drachenhüterin, die verwirrt war. „Noch ein Überwilder?! Doch nicht in Dragos Hand!?" - „Drago hatte mal einen Überwilden, doch als der schwarze Reiter und sein Drache immer weiter an Macht gewannen, da wurde dieser Eifersüchtig. Und in diesem Moment, war Drago es wichtiger, diesen Reiter zu behalten, als den Drachen. Darauf hatte der schwarze Reiter ihn zur Strecke gebracht. Nun ist Ohnezahn der Alpha.", erklärte er ihr.
Valka konnte das erst gar nicht so recht glauben. Es gab da noch einen Alpha, und unter Kontrolle eines Menschen. Eine Horrorvorstellung. „Und dieser Ohnezahn. Ist das der Name des Reiters oder des Drachens?" - „Des Drachens...er ist ein Nachtschattens." Darauf weitete sich der Schock nur noch weiter in Valka. Sie konnte es gar nicht glauben, was dieser Mann da ihr gerade erzählte. Ein Nachtschatten als Alpha? Das wäre eine wirklich logische Erklärung, denn kein anderer Drache, außer die Artgenossen eines Überwilden hätten einen anderen töten können. Aber ein Nachtschatten. Bei diesen Drachen war alles möglich.
Eret sah nur kurz zu dem Alpha herunter, der friedlich in einem See schlief. Valka jedoch zerrte wieder an ihm und brachte ihn in eine andere Ecke. „Und dieser Reiter....den kenne ich noch gar nicht. Kennst du seinen Namen?"
Aber Eret zuckte mit den Schultern. „Der Name ist mir entfallen, aber ich kann ihn dir beschreiben, wenn du willst." - „Gut.", sie willigte ein.
„Also..", Eret begann, „...Der Kerl besitzt eine eher hagere Gestalt, doch hat er auch Kraft. Seine Größe würde ich auf ungefähr deine schätzen. Vielleicht auch etwas kleiner...so um die Sechs Fuß." Valka nickte. Sie hatte es wohl mit einem Mann zu tun, der sehr auf seinen verstand und sein Wissen pochte, als auf Gewalt und rohe Muskelkraft. Eine schlimme Kombination in bösen Händen. Aber Eret erzählte weiter.
„Er trägt einen Reitanzug mit einer Art Kapuze, die er zu einem Rollkragen falten kann. Bewaffnet ist er mit einem Flammenschwert und mehreren Dolchen. Ach ja und seine Beinprothese kann er auch als Waffe einsetzen. Er hat nämlich seinen linken Unterschenkel verloren. Markant sind noch seine braunen wuscheligen Haare. Der Farbton kommt dir gleich und auch seine Waldgrünen Augen." Wieder nickte Valka. Die Beschreibung, die er da lieferte, war wirklich gut.
„Ach ja, dann hat er noch einige Narben im Gesicht. Manche hat er sich aus Schlachten hinzu gezogen. Aber da gibt es auch eine markante." - „Und wo?", fragte sie ihn. Denn sie wollte ihn erkenne, wenn sie ihn irgendwann mal sah.
„Am Kinn...rechts unten. Ungefähr einen halben Finger lang..." Aber als er das sagte, wurde Valka sehr stutzig, denn...nein. Das konnte doch nicht war sein. Die Augen, die Haare und sogar die Narbe. Alles passte zu ihm. Aber wenn er es war, dann war es ihre Pflicht, ihn zu bekehren und von Drago ab zu kommen.
Eret entging dieser Blick nicht. „Ist irgend etwas Valka." Doch sie antwortete nur aufdringlich: „Ist der Name des Reiters Hicks Horrendous Haddock der dritte?!" Verwirrt schaute Eret drein, doch da klingelte wirklich was. „Ja...auf jeden Fall nennt der sich Lord Haddock...das ist mir bekannt.....aber woher kennst du ihn?!", jetzt merkte es auch Eret. Aber die Antwort, die jetzt kam haute ihn förmlich aus den Socken.
„Wenn das wahr ist, was du sagst, dann handelt es sich hier um meinen Sohn..."

The Dark RiderWhere stories live. Discover now