Plan

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„Sieh dort hinten. Das muss Berk sein. Dort wo die vielen Lichter sind." Endlich hatten Valka und Eret ihr Ziel erreicht. Merida war mittlerweile ein wenig eingenickt, das den beiden zu Gute kam. Immerhin hatte die angebliche Prinzessin nur gemeckert. Man hätte sie von der ganzen Insel aus hören können. „Und was sollen wir jetzt machen? Wie es scheint, hat Hicks Flotte schon die Insel umstellt und eingenommen."
Auch Valka konnte sehen, wo von Eret sprach. Vor dem Dorf hatten sich viele Schiffe gesammelt. Drachen folgen überall durch die Luft und ab und an konnte man die Befehle von Kriegern schreien hören, die sich in den Lüften befanden.
Ein Anblick, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Immerhin wurde dort gerade ihre alte Heimat angegriffen. Zwanzig Jahre lang hatte sie sie nicht mehr gesehen und das sie ausgerechnet jetzt zurückkehrte, wo ihr eigener Sohn dieses Dorf angriff, ließ in ihr gemischte Gefühle hoch kommen. Wie würden alle auf ihre Anwesenheit reagieren? Was würden sie tun? Würde Haudrauf sie überhaupt wieder erkennen? Und wenn ja, wie würde er reagieren? Lebte er überhaupt noch?
Es waren viel zu viele Fragen, die ihr durch den Kopf schwirrten. Niemals hätte sie im Leben gedacht, unter diesen Umständen wieder zurück in ihre alte Heimat zu kehren. Sie hatte Hicks nur als Baby in Erinnerung. Jetzt müsste er ein junger Wikinger sein. Aber einer, der auf der Seite von Drago Blutfaust kämpft und sicher von ihm sehr beeinflusst wurde. Was war wohl geschehen, dass es soweit kommen musste?
„Valka. Wir werden am besten einen großen Bogen um di Insel fliegen und in den dichten Wäldern hinter dem Dorf landen. Von dort aus können wir uns dann sicherlich unter die Leute mischen. Wenn nicht, finden wir eine andere Lösung, aber wie es scheint, sind die Wälder der Insel nicht von den Truppen Dragos besetzt. Das könnte unser Vorteil sein."
Valka wurde aus ihren Gedanken gerissen. Immer näher kamen sie der Flotte und immer schneller wuchs das Risiko, entdeckt zu werden. Und Eret wusste, wie man mit Störenfrieden umging. „Gut. Wir landen hinten am Krähenkliff. Das ist der ab gelegenste Ort auf der ganzen Insel, den ich kenne. Wenn wir dort unsere Drachen verstecken und ins Dorf gelangen können, wären wir einen großen Schritt nach Vorn gekommen."
Beide fingen an, eine große Kurve um die Flotte herum zu fliegen. Dabei immer achtend, nicht in die Lichtkegel der großen Drachenlichter zu geraten. Sie mussten im Schatten bleiben und sich verborgen halten.
Als sie den Berg hinter sich ließen, der das Dorf vom Rest der Insel abschirmte. Konnte Eret endlich fragen, wie der Plan der Drachenreiterin aussehen würde, das alles hier zu stoppen. „Und was genau willst du tun, wenn wir im Dorf sind?" – „Ich werde meinen Mann suchen, wenn er noch lebt. Hoffentlich erkennt er mich noch, denn wir waren 20 Jahre getrennt. Wenn er mich noch erkennt, werden wir beide zu Hicks gehen und versuchen ihn zu besänftigen. Wenn Haudrauf bezeugen kann, dass ich Hicks Mutter bin, hoffe ich, dass ein sehr belastender Denkprozess bei Hicks einsetzen wird."
Eret war ein wenig stutzig, aber einen besseren Plan konnte man in der kurzen Zeit auch nicht haben. Valka war seine Mutter. Und wenn das gelingen könnte, wäre ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Wikinger zu Ende. Denn viele im Reich waren sich sicher. Ohne Hicks würde die Macht Dragos schwinden, wie trockener Sand zwischen den Fingern hindurch rieselt. Aber es gab eben viele Wenn und Aber. Man konnte nur hoffen, dass der Plan funktionieren würde.

The Dark RiderWhere stories live. Discover now