6 ♪ The first night

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If this life is one act.

Why do we lay all these traps?

We put them right in our path.

When we just wanna be free.

[ Jason Mraz ]



MARA║ Den gesamten Tag war ich damit beschäftigt hin und her zu laufen. Ich hatte einen komischen Belichtungsfächer in der prallen Sonne halten müssen, während dieser Harry Styles in rabenschwarzer Kleidung in die Sonne geblinzelt hatte und seine Coolness demonstrierte. 

Miss Delon war eine Hexe, sie rief Anweisungen, knipste und knipste. Am leichtesten hatte es wohl Louis Tomlinson, er musste nur vom Ein-Meter-Brett springen und dabei möglichst lustig aussehen.

„Na wer sagt es denn! Alles im Kasten!", setzte sie ihr Umfeld in Kenntnis. Louis zog sich aus dem Pool und drehte sein Shirt aus. Seine Kollegen dagegen hatte weiter mächtig zu schwitzen.

Der Abbau war ein einziges Chaos und erst, als Stunden später die Sonne schon unterging, erlaubte ich es mir in den unteren Stockwerken eine Pause zu machen. Dort hatte ich ein paar merkwürdig aussehende Stühle verstauen müssen und setzte mich prompt erst einmal drauf.

Ich fühlte mich schmutzig, erschöpft und hier unten war es wunderbar kühl. Mit dem Handy in der Hand wollte ich meine Nachrichten durchgehen und stellte einmal mehr fest, dass es an diesem Ort keinen Empfang gab. Modern wie im Jahr 2080 sein, aber kein Empfang, tolles Haus.

Obwohl ich wusste, dass oben noch genug Arbeit wartete, gönnte ich mir die kleine Pause. 

Verdammt, ich war doch kein Mädchen für alles! 

Keine Hilfskraft! 

Ich wollte schreiben, Songs entwerfen, Geschichten hören und nicht bei irgendwelchem Shootings dabei sein. Worauf hatte ich mich hier nur eingelassen?

Ich vergrub den Kopf in den Händen und atmete durch, schloss die Augen und sehnte mich nach einer eiskalten Dusche. Dann begann ich meine Bilder auf dem Handy durchzugehen. Ich vermisste Penny, mit all ihren Albernheiten. So lange war ich aus London noch nicht weg, aber trotzdem fehlte es mir Abends mit jemanden zusammen zu sitzen, mit ihr zu lästern, ihre unsinnigen Ideen und Weisheiten zu hören und mit ihr zu lachen. Ich rief mir in Erinnerung, warum ich diesen Job angenommen hatte.

Nicht, weil ich auf einen Durchbruch, oder ähnliches hoffte, sondern weil wir mit dem Geld nach Paris fliegen konnten. Ich wollte ihr diesen kleinen Wunsch erfüllen und wenn es nur ein längeres Wochenende war.

Mich störte es nicht in einer Spülküche aus zu helfen, Prospekte zu verteilen oder im Sommer Zeitung zu liefern. Arbeit dieser Art war okay, sie hatte nur den Nachteil, dass man damit keine großen Sprünge machen konnte.

Schon lange hatte ich meine Schwester Bea nicht in Wien besucht und wenn ich irgendwann mit diesem neuen Job fertig war, konnte ich das endlich tun. Ich musste nur noch ein bisschen durchhalten und endlich dazu kommen, zu schreiben. Gleich heute Abend würde ich damit anfangen. Umso schneller war ich fertig, wenn ich endlich auf diesen Julian Bunetta traf. Ich wollte nicht mit leeren Händen vor ihm stehen.

Mittlerweile hatte ich das Zeitgefühl verloren, räumte die Stühle wieder richtig an Ort und Stelle und brauchte ewig, bis ich die Tür hinter mir verschlossen hatte. Alles funktionierte mit einem Zahlencode und ich vertippte mich vor Erschöpfung ständig. Als die Tür endlich verriegelt war, schleppte ich mich die unzähligen Treppen nach oben und dann fiel es mir zum ersten Mal auf.

Your Song [ Buch 1 ] ✓Où les histoires vivent. Découvrez maintenant