39 ♪ The third night

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Never forget where you're coming from

Never pretend that it's all real

Someday soon this will all be someone else's dream

This will be someone else's dream

[ Take That ]



MARA ║ Als ich die Tür öffnete, da schlug mir der Geruch von Cookies und Brownies entgegen. Leider mit einer leichten Note Hasch. Ich schritt in den dunklen Flur und suchte nach dem Lichtschalter, als Niall hinter mir sprach: „Riecht es hier nach Hasch?"

„Würde mich nicht wundern, wenn Tante Carrie hier ein paar Joints rumfliegen hat", gab ich zu und erinnerte mich an den Sommer, als Bea und ich kurz davor gewesen waren Erwachsenen-Brownies zu verspeisen und Onkel Chick dazwischen gesprungen war.

Das Licht ging an und im Flur erkannte ich unzählige Plattencover. Sehr alte, aber auch neue. Ich kannte kaum welche, außer jene für Filme. Meine Güte war das lange her, seit ich das letzte Mal hier war. Zwei Jahre und mir kam es vor wie ein Jahrzehnt.

Rechts ging es in die abgenutzte, aber große Küche mit einer langen Holztafel. Tante Carrie hatte keine eigenen Kinder, sie feierte Weihnachten vorzugsweise mit ihren Künstlern. Das Geschirr war bunt zusammen gewürfelt und der Kühlschrank immer mit neuen Experimenten voll. Penny würde es lieben.

Links ging es in eine Art Vorzimmer. Ein großer Schreibtisch stellte sich einem direkt in den Weg, dahinter war die Wand voller Aktenordner, als hätte Tante Carrie noch nie etwas von Digitalisieren gehört. Weiter hinten befand sich ein Bad und zwei weitere Räume mit einem riesigen Durchgang, den man mit einer Abtrennwand schließen konnte.

Der Raum war voller Sitzmöbel, die nicht zueinander passten. Ledersessel, flauschige Couch, durchgesessene Sofa. Kissen ohne Ende. Niall fühlte sich da sofort wohl und fragte: „Was genau tut man hier?"

„Sich austauschen", erklärte ich. „Tante Carrie legt wert darauf, dass Musiker miteinander reden und sich untereinander inspirieren. Viele haben nur eine kalte Wohnung oder leben in WGs, wo sie sich kaum zurückziehen können."

Niall ließ sich schwungvoll in einen wackeligen Sessel fallen: „Gefällt mir. Ich wünschte Sony hätte das auch."

Ich legte meine Jacke beiseite und schob die Trennwand auf. Dort sah man in den abgedunkelten Wintergarten, wo man mehrere kleine Stehlampen anmachen musste. Ein edles Piano stand mitten im Raum und war umgeben von unzähligen anderen Instrumenten. Ein Schlagzeug, mehrere Gitarren in verschiedenen Formaten, Geigen, zwei Cellos – ich kam überhaupt nicht zum Ende der Aufzählung.

„Mit wem würdest du dich denn austauschen wollen?", fragte ich und erinnerte mich an den Sommer, als ich zusammen mit Bea gelernt hatte, wie ein Song entstand. Stundenlang konnte ich hoffnungsvollen Musikern dabei zuhören, wie sie an ihren Songs bastelten.

„Michael Bublé", knallte Niall direkt heraus: „Und du?"

Ich musste nicht einmal nachdenken: „Adele und Elton John." Oder Disney, aber die wechselten ihre Künstler ja eh ständig. „Callum Scott wäre allerdings auch eine gute Wahl."

„Wo ist das Tonstudio?", fragte Niall, als ich in den Garten blickte, wo die zwei alten Schaukeln nur vage zu erkennen waren. Ich drehte mich um: „Im Keller. Da, wo kein Tageslicht hinkommt und sich jeder fühlt, wie die Ratte in der Falle."

Your Song [ Buch 1 ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt