18 ♪ Thousand shards

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Nichts hier ist für immer

auch wenn es so scheint

plötzlich wachst Du auf

und bist allein.

[ Rosenstolz ]



SOPHIA ║ Es war seltsam.

Denn das Erste, an was ich dachte, als ich die Bilder und Videos auf Instagram und Twitter sah, war an Eleanor.

Mit einem Mal verstummte die laute Musik um mich herum. Ich spürte nicht mehr den Sand unter meinen Füßen, sondern Asphalt. Regnerisches Wetter, kalter Wind und ein klammer Geruch stieg mir in die Nase. Meine Erinnerungen katapultieren mich zur Royal Albert Hall. Es war so finster, dass man in jener Nacht nicht einen Stern am Himmel sah.

Neben mir saß Eleanor auf den Treppen, in den Händen hielt sie einen Becher mit einer starken alkoholischen Substanz. Absinth.

Sie verzog noch nicht einmal die Miene, als sie den Becher in einem Schluck leerte. Ihr Blick war leer, das dunkle Haar strähnig und sie wirkte erschreckend stumpf und müde. Der nasskalte Wind wehte den Zigarettengeruch zu mir und ich beobachtete Eleanor dabei, wie sie einen langen Zug aus dem Nikotinstängel nahm.

Das Kuriose?

Sie hatte damals nur für Louis mit dem Rauchen aufgehört, während er schleichend angefangen hatte. Darüber beschwert hatte sie sich nie.

»Es wird wieder passieren.«

Ihre Stimme war so furchtbar ruhig und beherrscht, dass mir damals eine Gänsehaut über den Körper gerieselt war.

»Und wenn es passiert, dann sieht die halbe Welt zu.«

Ein zynisches Lächeln legte sich auf ihre Lippen, dann warf sie die Zigarette von sich. Jetzt wirkten ihre Worte wie eine Vorhersage.

»Das möchte ich mir nicht antun, Soph. Ich würde das ganz sicher nicht überleben.«

Nie hatte es einen Beweis dafür gegeben, dass Louis ihr untreu sein könnte. Ich hatte Eleanors Vermutungen nicht ernst nehmen können, doch an diesem kalten, trostlosen Nacht bekam ich zum ersten Mal das Gefühl, dass Eleanor so viel mehr begriffen haben könnte als ich.

»Die Öffentlichkeit würde mich verschlingen.«

Sie sah mich an und ihr gezwungenes Lächeln ging mir unter die Haut.

»Ich will es nicht drauf ankommen lassen. Dafür hänge ich zu sehr an mir selbst.«

Und mit einem Mal wusste ich, dass nicht die mangelnde Zeit füreinander, die ständige Trennung Louis und Eleanor auseinander gebracht hatte, sondern die Tatsache, dass ihr Vertrauen missbraucht worden war.

„Sophia?", Maras sanfte Stimme holte mich zurück in das Hier und Jetzt. Mein Hals war furchtbar trocken. Der Blick, mit dem sie mich ansah, war getränkt durch Mitleid und Sorge. Ich wusste prompt, dass genau dies mir nun ein jeder entgegenbringen würde. Mitleid.

Mitleid schmeckte bitter und roch nach Hilflosigkeit.

„Können wir gehen?", fragte ich beherrscht und sie nickte. Sofort sammelte Mara ihre Sachen ein. Ich zog mir das sommerliche Kleid über und schlüpfte am Ende des Strandes in meine Schuhe. Während wir den Weg zum Auto einschlugen vermied ich es nach rechts und links zu sehen.

Your Song [ Buch 1 ] ✓Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon