Kapitel 8

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Nach einiger Zeit öffnete Helena blinzelnd ihre Augen. Verschlafen streckte sie sich, dabei ragte ihr Hinterteil in die Höhe und sie ließ ihre Krallen spielen. Erschrocken bemerkte sie, dass sie eigentlich schon zurück musste. Wer weiß wie weit sie gelaufen war? Mit gedrosseltem Tempo machte sie sich auf den Rückweg, indem sie ihre Spur zurückverfolgte.

Nach einer Ewigkeit kam sie endlich in ihr Territorium.

Gerade noch rechtzeitig.

Die Sonne war bereits am Untergehen. Nach Sonnenuntergang wollten sie losziehen... An ihrem Haus holte sie ihre Klamotten und machte sich wieder angezogen auf den Weg zum Haus des restlichen Rudels. Isaac und die anderen waren wahrscheinlich schon da. Nach ein paar Minuten erreichte sie die riesige Villa des Rudels.
Sie war moderner als ihr Haus und auch sehr, sehr viel größer. Kein Wunder, hier lebte das gesamte Rudel, außer die neun.

"Da bist du ja!", rief Hazel erleichtert. "Ich dachte schon, du würdest nie zurückkommen, so wie du davongerannt bist!"

Auch im Dunkeln konnte Helena ihr schmales, freudiges Gesicht erkennen, das lag an den Katzenaugen. Isaac jedoch sah überhaupt nicht froh aus.

"Dachte ich auch schon", meinte er, "dass du nicht kommst."

"Isaac!", zischte Helena, "ich habe dir gesagt, dass ich Frieden will! Doch ich werde meinem Rudel beistehen! Und ich bin jetzt da! Hast du ihnen gesagt, dass sie nicht töten sollen?"

"Ja, hab ich! Sie wurden ziemlich laut, aber ich habe ihnen gesagt, dass wir uns rächen wollen und nicht mehr. Vorerst. Töten sie welche von uns, töten wir welche von ihnen."

"Hoffentlich kommt es nicht so weit!", seufzte Helena.

"Hell! Sie sind blutrünstige Monster! Sie haben keine Kontrolle über sich! Nicht einmal ihr Alpha! Und trotzdem willst du sie nicht töten. Ehrlich, Hell, manchmal denke ich, dass du zu weich bist um zu kämpfen und dass du dabei irgendwann draufgehen wirst. Aber komischerweise mag ich deine Warmherzigkeit auch."

Helena nickte nur. "Seid ihr bereit?", schrie schließlich Isaac über die Menge hinweg.

Er durfte sie führen, eine große Ehre für ihn, da sein Vater dies sonst machte. Geantwortet wurde mit einem Knurren, das zu einem einzigen tiefen Gebrumme anschwoll.
Isaac drehte sich um, verwandelte sich, sodass seine Klamotten zerrissen und lief als großer, hellbrauner, schwarz gefleckter Jaguar in den Wald. Auffallend waren seine riesigen Pranken, die ein wenig größer waren, als die der anderen. Auf sein Zeichen hin verwandelten sich alle und man hörte das Reißen von Klamotten. Die Farben reichten von hell über Golf bis hellbraun. Wenige waren auch schwarz, einer war Todd, der zwar klein, aber breit und unglaublich schwarz war, Helena dagegen war sehr dunkel mit der typischen schwarzen Fellzeichnung.

Nachdem sich Hazel neben ihr verwandelt hatte, tat sie es ihr gleich und fühlte sogleich, die engen Klamotten, die schließlich rissen und wie die anderen kaputten Kleidungsstücke nun auf dem Boden lagen.
Sie folgte Hazel, die sehr helles, beiges Fell hatte mit kleinerer Musterung als die anderen besaßen. Keine Frage, sie war wunderschön. Leise liefen sie durch den Wald. Nur ab und zu hörte man mal ein Knacksen, wenn einer der Samtpfoten sich mal nicht ganz so samtpfotig benahm und auf einen Ast trat. Der Wind stand günstig und sie strichen zügig durch die Nacht. Nur ihre Augen leuchteten wie Glühwürmchen durch das Dickicht. Das einzige, das sie verraten könnte. Sie hatten längst die Grenze überschritten und waren nun noch wachsamer als vorher. Als sie dichter an das Haus ihrer Feinde kamen, gab Isaac mit der Schwanzspitze das Zeichen, dass sie sich zwischen den Farnen ducken sollen. So könnten die Wölfe ihre Augen nicht sofort sehen.

Und denkt daran: Wir töten sie nur, wenn sie welche von uns töten!, erinnerte sie Isaac noch ein letztes Mal.

Helena's Herz klopfte wie verrückt. Gleich war es so weit. Gleich würde sie die Familie des Jungen angreifen, den sie liebte. Ja. Sie liebte ihn. Doch nun würde sie ihn verlieren.

Mate - jaguar and werewolfWhere stories live. Discover now