Kapitel 11

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Ich muss ihn sehen! Ich muss mit ihm reden... Ich muss!

Helena lag in ihrem Bett und starrte an die Decke. Einer der Ärzte im Rudel hatte gesagt, dass sie sehr überraschend aufgewacht sei, obwohl es ihr so schlecht ging. Man hatte ihr erzählt, sie sei in den letzten 24 Stunden dem Tod nahe gewesen, doch es hatte sich nicht so angefühlt. Sie hatte keine Ahnung, ob man so etwas fühlen konnte, aber sie wusste einfach, dass sie nicht gestorben wäre. Es hatte sich eher wie eine kleine Pause angefühlt.

Mittlerweile war die Wunde geheilt, doch sie verspürte immer noch Schmerzen. Seelische Schmerzen, die sie von innen heraus erdolchten. Wegen denen sie aufgewacht war...

Immer wenn sie an Cerberus dachte, zog sich ihr Herz schmerzvoll zusammen. Und sie dachte die ganze Zeit an ihn! Sie konnte nicht genau sagen, was sie fühlte, das einzige was sie wusste war, dass es sie verletzt hatte. Als er über ihr stand und ihr in den Hals gebissen hatte... Doch trotzdem hatte sie den Drang mit ihm zu reden.

Es tat immer am meisten weh, wenn man von denen verletzt wurde, die man liebte. Vielleicht tat er es ja nicht, doch sie schon und das war das einzige, was zählte, wenn sie an diesen Moment dachte, wo seine hasserfüllten, pechschwarzen Augen sie durchbohrt hatten. Nicht einmal dann hatte sie Angst gehabt vor ihm. Das war wohl der Beweis, dass Liebe blind machte.
Wer hatte die überhaupt erfunden?
Wieso konnte Liebe nicht nur schön sein?
Wer hatte denn die Idee gehabt, dass sie auch schmerzen sollte!?

Wer immer es war, der wird von mir gehörig was auf den Deckel bekommen!

Langsam richtete sich Helena im Bett auf, schlug die Decke zur Seite, stellte ihre Füße vorsichtig auf den kalten Boden und stand auf. Zuerst noch etwas wacklig auf den Beinen machte sie sich auf den Weg zum Bad.

"HELENA! Was tust du da!?", rief ihre Mutter panisch und eilte zu ihr um sie zu stützen.

"Mir geht's gut.", antwortete diese ruhig und gefasst.

Ich muss mit ihm reden! Cerberus.

"Ich muss in die Schule, Mom. Ich möchte wieder in die Schule!"

"Helena! Du warst kurz vorm Sterben und ein paar Mal dachte ich schon, dass du...t-tot bist und ich dich verlieren würde! Du-du kan-nst nicht einf-fach in die Schu-le! Du bist gerade erst aufgewacht!", erzählte sie von Schluchzern geschüttelt. "Die anderen werden bald nach Hause kommen. Montag kannst du vielleicht wieder in die Schule!"

"Morgen?", fragte sie und starrte auf den Boden. "Nein, du musst dich ausruhen!"

"Ma, ich bin wieder gesund! Ich kann auch wieder laufen, siehst du?" Zum Beweis lief sie schnurstracks und mit langen Schritten zum Badezimmer und drehte sich dann wieder um. "Mir geht es gut!", wiederholte sie.

"Mal sehen.", antwortete ihre Mutter ein wenig perplex über das Wohlbefinden und drehte mit einem letzten Schniefer wieder um.

Währenddessen ging Helena ins Bad, duschte sich, putzte die Zähne und betrachte sich im Spiegel. Eigentlich sah sie dafür, dass sie ihn Lebensgefahr geschwebt hatte, fabelhaft aus. Rosige Wangen, erdbeerrote Lippen und ein makelloses Gesicht, das nicht einmal Augenringe aufwies. Nur ihre Augen wirkten eine wenig lebloser als sonst, aber das lag wohl eher an dem, was er getan hatte.

Ich muss mit ihm reden! Ich muss ihn sehen... Es tut so weh und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll, aber ich muss ihn sehen! Vielleicht bereut er es...
Ach sei nicht albern! Wieso hat er es dann getan? Wieso sollte er es bereuen? Es ist dumm sich Hoffnungen zu machen, einfach sinnlos! Als ob es eine Erklärung geben könnte, du hoffst doch nur auf eine Erklärung, wenn du ihn siehst, aber es gibt keine! Keine, die dir gefallen würde!

Mate - jaguar and werewolfWhere stories live. Discover now