Kapitel 29

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Traurig starrte Amy auf ihre tote Freundin in Isaac's Armen. Die Stille um sie herum war unerträglich. Doch die Schreie des Wahnsinns in der Ferne waren noch unerträglicher. Doch sie gingen alle ohne ein Wort weiter.
Eine von ihnen war gestorben. Wie sollte es nur weitergehen? Wie sollte es je wieder so wie früher werden? Cerberus' Vater hatte alles zerstört.

An ihrem Haus angekommen, übergab Isaac Helena's Leiche vorsichtig an Joe.
"Bring sie ins Haus. Ich werde zu unseren Eltern gehen und Bericht erstatten...", sagte Isaac monoton und ging mit keiner Regung im Gesicht steif zurück in den Wald.
Er trauert... so wie wir anderen auch..., erkannte Amy traurig.

Immer noch stillschweigend gingen sie zusammen ins Haus und folgten Joe bis zum Sofa, wo er Helena sanft ablegte. Die blasse Helena betrachtend, stellten sie sich im Kreis und das Sofa auf. Noch immer sagte niemand ein Wort.
Auch als sich die Tür öffnete und Stimmen ertönten, die sich ihnen näherten, blieben sie wie eingefroren in ihrer Position. Sie konnten einfach nichts dagegen machen. Sie konnten sich nicht bewegen. Nicht einmal als Helena's Eltern hereinstürzten und sich schluchzend über sie beugten. Bei ihren verzweifelten Schreien fragte sich Amy: Wie schrecklich muss es nur sein, sein Kind zu verlieren? Zu erleben, dass es vor einem stirbt? Allein Cerberus' Schmerzen müssen ihre übertreffen...

Traurig wandte Amy ihren Blick ab. Sie wollte das nicht sehen. Wieso musste es auch ausgerechnet Helena treffen? Blome und sie waren die zwei wichtigsten Personen, die in ihrem Leben existierten - existiert hatten. Danach folgte sogar erst ihre Familie und das Rudel...

Amy's Blick fiel auf Isaac's Vater, der kein Stück aus der Rolle gebracht zu sein schien. Da war keine Trauer oder Schmerz. Nicht einmal Mitleid! Stattdessen warf er seinem Sohn einen missbilligenden, wütenden Blick zu. Schließlich erhob er seine Stimme.

"Ich hab eine Gruppe von unseren schnellsten Jaguaren zu dem stinkenden, niederträchtigen Wolfspack geschickt. Sie werden den Treffpunkt einer friedlichen Versammlung festlegen."

"WIE BITTE!?", rief Helena's Mutter aufgebracht und ihre Augen funkelten dabei nur so vor Entrüstung, Wut und Trauer. "Ich werde mich mit diesen Mördern ganz sicher nicht FRIEDLICH treffen! Nur über meine Leiche!" Sie war aufgesprungen und hatte sich vor ihrem Anführer aufgebaut. Mut hatte sie ja, kein Wunder bei ihrem Temperament.

"Ich verstehe deine Gefühle, doch es ist nur die eine Versammlung! Und ich will genaueres wissen! Du nicht auch?", entgegnete er kühl.

Beruhigend legte ihr Mann ihr die Hand auf die Schulter, was sie auch ein wenig runterkommen ließ. Seufzend atmete sie aus. "Okay.", hauchte sie dabei ergeben. Traurig ließ sie sich wieder neben ihre Tochter sinken.
"Wieso musste es SIE nur treffen? Sie war so friedfertig! Sie hat den Frieden geliebt! Sie haben genau die umgebracht, die am wenigsten mit dem ganzen Krieg zwischen unseren Rassen zu tun hatte!", klagte sie verzweifelt und hielt schluchzend die Hand ihrer toten Tochter. Stille erfüllte den Raum. Nichts außer ihre klagenden Schluchzer waren zu hören.
Nach einiger Zeit konnte Amy Isaac's leise, heisere Stimme vernehmen.
"Ich hab es ihr immer wieder gesagt. Ich hab ihr immer wieder gesagt, dass ihre Großherzigkeit eines Tages noch ihr Untergang sein wird. Aber ich hatte nie wirklich geglaubt... dass sie wirklich sterben würde..."
Eine einzelne Träne rollte seine Wange hinab. Nun war auch das Schluchzen von Helena's Mutter verklungen. Jeder trauerte seinen eigenen Erinnerungen nach.

Auf einmal knackte es draußen. Sofort spitzten sie die Ohren und lauschten den leichten Schritten, die aufs Haus zu rannten.
"Sie sind zurück.", murmelte Isaac's Vater und sah zur Tür. Wenige Sekunden später traten zwei Männer und eine Frau ein. Alle waren recht schlank und hatten einen sehnigen Körperbau. Die besten Läufer aus dem Rudel. Die Frau mit den dunklen, kurzen Haaren trat vor. Respektvoll neigte sie ihren Kopf und begann dann zu sprechen.

Mate - jaguar and werewolfWhere stories live. Discover now