Kapitel 34

750 34 5
                                    

"Ich weiß, was mit mir passiert ist! Ich weiß es alles wieder!" 

Gebannt schauten der Alpha und Cerberus Helena an. Wie bei ihrer ersten Begegnung fiel Helena die Ähnlichkeit zwischen den beiden auf; die pechschwarzen Haare und die ähnlichen Gesichtszüge.

"Ich hab mich daran erinnert! Ich weiß, was geschehen ist und warum...
Genau genommen bin ich dreimal gestorben. Das erste Mal war es beim Kampf zwischen Jaguaren und Werwölfen. Cerberus... hat die Kontrolle verloren." Liebevoll sah sie zu dem niedergeschlagenen Cerberus, den immer noch die Schuldgefühle plagten. Doch sie hatte ihm schon längst verziehen. Er war wütend gewesen, sehr wütend... Es war ein Missverständnis. "Das zweite Mal war am See, wo mich Sie mich getötet haben... Das dritte Mal war auch am See. Doch dort war etwas anders. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Überall war dieser goldene Schleier und ich fühlte mich plötzlich so... allwissend. Ich kann es nicht erklären. Aber das dritte Mal bin ich als Seelenkatze wieder aufgewacht. Sie hat die Kontrolle übernommen, um den Höllenhund, Cerberus, zu retten, da er nur über ein einziges Leben verfügt und nicht wie die Seelenkatze über sieben. Nach der Prophezeiung ist der Höllenhund der Wächter der Hölle und die Seelenkatze Bringerin des Todes. Das ist falsch. Und da sieht man, wie viel ein einziges fehlerhaftes Wort anrichten kann. Es heißt nicht Bringerin des Todes, sonder Überwinderin des Todes!
Das hab ich erfahren, als ich mich wieder an den Traum erinnert habe, als ich tot war. Jedenfalls dachte ich, es sei ein Traum. Dabei habe ich einfach nur geträumt, wie ich als Seelenkatze wieder aus der Hölle zurückkehre.
Und weil ich mich an diesen Traum erinnert hab, hab ich mich an die Seelenkatze erinnert, die tief in mir schlummert, die all das weiß. Ich kann den Tod überwinden. Sieben mal. Ich habe sieben Leben.
Jetzt allerdings nur noch vier..."

Mit leicht offenem Mund starrten die beiden Helena an. Grinsend sah sie Vater und Sohn an, die mit der Zeit ihren Mund immer weiter wieder schlossen. Während das Gesicht des Alphas ins Nachdenkliche überging, fing Cerberus mit jeder weiteren Sekunde immer mehr an zu strahlen.
Das sieht irgendwie gruselig aus. Mit dieser Fratze könnte er als Massenmörder durchgehen und kleine Kinder an Halloween erschrecken!
...Ist das seltsam, dass ich das von meinem eigenen Freund denke?

"Sieben Leben?", fragte er mit dem gruseligen Honigkuchenpferd-Geister-Spuk-Grinsen.

"Vier.", berichtigte sie.

"Vier Leben...", strahlte er und sah verträumt in den Himmel - beziehungsweise spinnenwebenüberzogene Decke.
"Du wirst nicht so einfach sterben! Du wirst nicht gehen! Wir können ewig zusammenbleiben! Hier als Gestaltwandler und in der Hölle als Höllenhund und Seelenkatze! Das ist unsere Ewigkeit!"

Glücklich sah er sie an. Ja... Er ist so süß! Und seine wuscheligen Haare! Und seine schwarzen, funkelnden Augen!
Genauso glücklich lächelte sie zurück.
"Jetzt kann uns niemand mehr trennen!"

"Als Cerberus' Vater gebe euch meinen Segen." Ach der ist ja auch noch da... Wie lästig Nebenpersonen nur sind...

"Danke.", sagte Helena und zwang sich zu einem Lächeln. Auch wenn sie lebte, dieser Mann hatte sie getötet. Sie hatte immer noch sein verzerrtes Gesicht vor Augen, als er ihr seine Krallen in den Bauch gerammt hatte und das würde sie nicht so schnell vergessen. Der Ausdruck in seinen Augen... in den Augen, in denen sie sich sterben gesehen hatte...
Wenn sie ihm nicht vergeben konnte, konnte sie es auch nicht von Cerberus verlangen.

Dieser spürte ihr Unbehagen sofort, nahm wieder ihre Hand und zerrte sie einfach aus dem Haus.
"Entschuldige uns!", rief er seinem Vater schroff über die Schulter zu.
"Wohin gehen wir?", fragte Helena, als er sie an der Hand weiter in den Wald führte.
"Irgendwohin, egal wohin.", antwortete er ohne Stehen zu bleiben.

Auf einmal fühlte Helena einen Regentropfen auf ihrer Haut. Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie in den Himmel. Auch Cerberus schien die Regentropfen, die immer mehr wurden, zu bemerken. Beide liegen langsamer und kamen letztendlich Hand in Hand nebeneinander zum Stehen, während sie zum Himmel hinauf sahen.
Immer mehr Regentropfen fielen auf sie herab und perlten an Haut und Kleidung ab.

"Wollen wir in euer Haus?", fragte Cerberus Helena und sah sie durch den stärker werdenden Regen an.
Helena wandte den Blick von Himmel ab und sah Cerberus an.
Doch plötzlich kam ihr etwas in den Sinn, ihr Gesicht hellte sich auf, die ließ Cerberus' Hand los und rannte mit ihrem Ziel im Kopf durch den Regen.

"Hey, warte!", rief Cerberus, der ihr folgte. Helena wusste, dass er ihr folgte. Sie würde es immer wissen. Er würde ihr folgen und sie ihm. Sie würden immer zusammen sein.
Mit einem Lächeln rannte sie durch den prasselnden Regen, der sie beide von oben bis unten durchnässt hatte. Kurz drehte sie ihren Kopf zu Cerberus, der ihr durch den Regen folgte.

Und dann kamen sie endlich an ihrem Ziel an. Der See.
Zufrieden blieb sie am Ufer des Sees stehen und sah sich um. Wie sie erwartet hatte, war all das Blut weggewaschen und man erkannte kaum noch, dass dort irgendein Kampf stattgefunden hatte.

Auch Cerberus sah sich um, während er zu ihr ging und schließlich stehen blieb. Auch er schien langsam zu verstehen, warum sie her wollte.
Mit einem sanften Lächeln nahm er ihre Hände und sah ihr tief in die goldenen Augen, während der Regen an ihren Gesichtern hinablief und ihre Klamotten durchweichte.

"Weißt du eigentlich, wie gerne ich dich jetzt markieren würde? Jetzt, mit deinen wunderschönen Augen, den Klamotten, die an deinem Körper kleben und deinen warmen Händen in meinen?", flüsterte er sehnsuchtsvoll und lehnte seine Stirn an ihre.
"Dann tu es einfach.", hauchte sie kaum hörbar und schloss die Augen.

Als nächste spürte sie seine nassen Lippen Lippen an ihren, die sie sanft küssten und dann zu ihrem Hals runterwanderten. Dann biss er sie. Es tat kaum weh, es entlockte ihr eher ein Lächeln und machte sie glücklich.
Endlich hatte er sie markiert. Endlich waren sie zusammen. Ewig.

"Wann kommt der zweite Teil?", fragte er sie mit einem perversen Grinsen.

"Perversling!", sagte sie mit einem Schmunzeln.

"Und die Kinder? Wann kommen die?"

Helena lachte. "Jetzt mach mal halblang!"

"Das meinte ich ernst! Und mit halblang kann ich nicht dienen, ER ist riesig!", grinste er spitzbübisch.

"PERVERSLING!", schrie sie halb lachend, halb empört und stieß ihn in die Rippen.

"Ich sag nur die Wahrheit!", entgegnete er lachend und stieß sie zurück.

"Na warte...", murmelte sie und verabreichte ihm noch einen Stoß.

"Das kriegst du zurück!"

So ging das ganze noch lange weiter...

Mate - jaguar and werewolfWhere stories live. Discover now