Kapitel 1

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"Hell!", schrie das blonde Mädchen durch das Auto und rüttelte ihre Freundin, die auf dem Beifahrersitz schlief und den Kopf gegen die Scheibe gelehnt hatte, mit einer Hand wach. Diese gähnte und fragte, was los sei.

"Wir sind bald da und außerdem ist mir langweilig!" Das blonde Mädchen mit den schwarzen Strähnen grinste kurz und steckte ihr frech die Zunge raus.

"Sind die anderen noch hinter uns?"

"Jap.", bestätigte die Blonde. "Außer unsere Eltern und das Rudel, aber die meinten ja schon, dass sie mit dem Reisebus langsamer als wir ist."

Als die Dunkelhaarige in den Seitenspiegel blickte, bemerkte sie auch schon die fünf, schicken Autos, die hinter ihnen die Straße entlangsausten. In diesen Autos saßen ihre Rudelmitglieder und gleichzeitig auch Freunde: Isaac, Joe, David, Todd, Eek, Amy und Juli. Hazel, ihre beste Freundin, saß neben Helena am Steuer und grinste vor sich hin. Sie freute sich schon die ganze Zeit auf den Umzug. Ihr altes Territorium war zu klein geworden und so hatten ihre Eltern, die auch im Rudel waren und nicht gerade niedrige Ränge besaßen, beschlossen nach Arkansas in die Nähe eines Waldes umzuziehen. Dort würden sie alle neun dann auch zur Schule gehen. Sie freute sich jedoch mehr auf die riesigen Wälder, durch die sie schon bald mit ihrer Familie und Freunden streifen würde.
Denn sie alle waren nicht normal. Keiner von ihnen. Sie waren eine Art der Gestaltwandler, die immer seltener wurde:

Jaguare.

Wenn Helena ehrlich war, wusste sie auch nicht sehr viel über Gestaltenwandler. Und noch weniger über ihre Geschichte. Doch außer ihren Eltern und auch all den anderen aus dem Rudel gab es noch eine andere Art der Gestaltenwandler:

Werwölfe.

Doch das waren ihre Todfeinde. Sie selbst hatte noch nie einen Werwolf gesehen, auch wenn sie nicht so selten waren wie Jaguare. Helenas Vater jedoch hatte ihr einmal von einem Zusammenstoß mit einem Rudel erzählt. Er meinte sie stanken, wären zottelig, zeigten keine Spur von Eleganz, wären blutrünstige Monster und wollten den Tod der Jaguare. Jeder im Rudel hatte einen angeborenen Hass auf Wölfe. Sie waren die Feinde, die Bösen.

"Über was denkst du nach, Hell?", fragte ihre Freundin sie. "Hell" war ihr Spitzname und beinahe jeder nannte sie so.

"Über den Umzug.", antwortete sie kurz. Sofort fingen Hazels Augen an zu leuchten.

"Es wird dort bestimmt super werden! Und wir fahren auch noch mit unserer Familie und all unseren Freunden! Was gibt es besseres? Das wünscht sich doch jeder! Mit dem ganzen Rudel! Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ohne Rudel ist", sie lachte, "Ich werde die ganzen Menschen nie verstehen! Sie alle haben kein Rudel..." Hazel machte eine kurze Pause und fragte dann ruhiger: "Meinst du die Wälder dort sehen anders aus? Und die Schule? Meinst du wir werden NORMALE Freunde finden?"

"Ich hab keine Ahnung, Haze. Willst du denn normale Freunde? Mir reichen du und die anderen."

"Awww!", kicherte Hazel, "Wie süß von dir! Aber eigentlich nicht. Menschen sind... unschuldig. Und irgendwie naiv. Und sooo unwissend! Aber das ist irgendwie süß... Es wäre interessant mal einen kennenzulernen. Ich meine, wir hatten immer nur Privatunterricht gehabt! Ich habe, wenn ich es mir recht überlege kaum mit Menschen gesprochen..." Helena runzelte kurz nachdenklich die Stirn. "Ich auch nicht so richtig, aber so ist das halt, wenn man Geheimnisse hat: Bleib immer im Hintergrund, falle nicht auf und-"

"Jaja! Und bleib immer in deiner Gruppe! Ich weiß. Mein Vater hat mir dasselbe gesagt. Ich glaube die sind alle auch ziemlich nervös, dass sie uns jetzt auf eine öffentliche High School gehen lassen."

"Also ich werde auf jeden Fall in unserer Gruppe bleiben, ich hab keine Lust auf die Fragen der anderen. Und auf noch mehr Lügen hab ich auch keinen Bock! Ich glaube unsere Eltern werden uns sowieso nicht erlauben uns mit einem Menschen anzufreunden. Viel zu gefährlich."

Mate - jaguar and werewolfWhere stories live. Discover now