Prolog

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Seufzend ließ sich eine brünette junge Frau, etwa 26 Jahre alt, mit blauen Augen auf einen der Stühle im Personalraum der Notaufnahme fallen.
Sie löste ihre langen Haare aus ihrem Zopf und fuhr sich kurz durch diese.
Heute war einfach nicht ihr Tag.
Erst kam sie zu spät zur Arbeit weil ihr Wagen nicht so wollte wie sie, und dann verlor sie auch noch einen ihrer Patienten.
Sie machte sich große Vorwürfe deswegen.
Auch wenn sie wusste, dass der Mann keine Chance mehr gehabt hätte.
Dennoch war es nicht leicht für sie.
Sie hatte wirklich alles dafür getan, um diesen Mann zu retten.
Doch hatte nichts geholfen.
„Michelle?" die Brünette schreckte leicht zusammen und blickte zu ihrer Mutter.
Leanne Taylor.
Leiterin der Notaufnahme.
Ihre Chefin, aber auch ihre Mutter.
Es war schon komisch, mit ihr zusammen zu arbeiten.
„Es war nicht dein Fehler" sprach die 52-jährige, als sie sich zu ihrer Tochter setzte.
„Es fühlt sich aber so an" sprach die junge Ärztin, während sie weiter zu ihrer Mutter sah.
„Du hast alles getan um diesen Mann zu retten. Du hast all das getan, was Mario dir gesagt hat mein Kind. Der Mann wurde einfach zu spät in die Klinik gebracht worden" lächelte die Ältere sanft und legte ihre Hand auf die von Michelle.
Diese atmete tief durch und schloss ihre Augen für einen Moment.
„Er war erst 30 Mom" seufzte Michelle, die in die Augen ihrer Mutter sah.
„Ich weiß, aber wir beide wissen, wie schwer es hier immer ist. Wir haben immer viel zu tun. Leichte Fälle, schwere Fälle und Fälle, die wir nicht mehr retten können" Michelle nickte, bevor sie aufstand und ihre Haare zusammenband.
„Du kannst ruhig weiter Pause machen"
„Nein, sonst denken die anderen, dass ich eine Sonderbehandlung bekomme" lachte die Brünette, was Leanne schmunzeln ließ.
„Ich glaube, dass ich dich schlimmer behandle, wie alle anderen" leicht lachten die beiden, ehe sie den Pausenraum verließen.
„Konzentriere dich und mache deine Arbeit" Michelle nickte und fuhr sich kurz durch die Haare.
Tief atmete sie durch, bevor sie wieder zu einem ihrer Patienten ging.
Doch weißt kam sie nicht, als Mario sie rief.
„Dr. Taylor? Ich brauche sie hier. Sofort!" Ohne zu zögern ging die Brünette zu ihrem Oberarzt.
„Was brauchen Sie?" Michelle sah zu ihm und sah ihn ruhig an.
Sie musste jetzt professionell bleiben.
Anders würde sie ihre Arbeit nie schaffen.
Egal wie schlimm manche Tage auch waren.
„Eine junge Frau. 23 Jahre alt. Sie ist bei der Probe von der Bühne gestützt und seitdem bewusstlos. Mehr wissen wir allerdings nicht. Was tun wir?" fragend sah Mario zu Michelle.
Noch war die Patientin nicht da.
Sie würde aber jeden Moment ankommen.
„Erst einmal die Vital-werte checken. Herz und Lungenfunktion. Wie ihre Augen reagieren. Sauerstoff zufügen, falls sie nicht selbst atmet intubieren. Und bei einer Kopfverletzung ein CT"
„Und was noch?" nun wurde Michelle leicht nervös.
Ihre Ausbildung hatte sie erst vor einem halben Jahr abgeschlossen.
Und sie arbeitete nur hier, weil hier dringend Leute benötigt wurden.
Lieber würde sie in der Chirurgie arbeiten, aber auch hier konnte sie helfen.
Und langsam gewöhnte sie sich daran.
„Immer die Herzfunktionen im Auge behalten" Mario nickte und bevor er noch etwas sagen konnte, wurde die Patientin auch schon in die Klinik und direkt auf die Hauptbühne gebracht.
„Was haben wir hier?"
„23-jährige Frau. Von einer Bühne gestürzt. Sie war die gesamte Zeit bewusstlos. Ihre Werte waren aber stabil. Normaler Herzschlag und normale Atmung. Wir haben ihr etwas gegen die Schmerzen gegeben und ihren Kopf stabilisiert. Sie hat am Hinterkopf eine kleine Platzwunde, aber sonst scheint alles in Ordnung zu sein" Mario nickte, bevor er sich auch schon die Augenreflexe der Patientin ansah.
„Dr. Taylor? Eine Infusion mit Schmerzmitteln. 5Mg" die Brünette nickte, ehe sie auch schon eine Infusion nahm und dies keine Sekunde später an den Venenkatheter anschloss, den die Rettungskräfte bereits gelegt hatten.
„Dr. Sanchez? Ihr Blutdruck sinkt und sie bekommt Kammerflimmer!" sofort begann Michelle mit einer Herzdruckmassage.
Auch ohne das Mario ihr dies sagte, wusste sie, dass sie dies tun musste.
Sonst würde die Patientin nicht durch kommen.
„Wir müssen sie sofort hoch bringen!"
„Wie soll ich das bitte machen?!" verwirrt sah Michelle zu dem Älteren.
„Raum mit dir" kurz stoppte Michelle in ihrer Bewegung, ehe sie sich auch schon einfach auf das Becken der Patientin setzte und mit der Herzdruckmassage weiter machte.
„Hoch mit ihr, sofort!" ohne zu zögern brachten zwei weitere Assistenzärzte und Mario die Patientin nach oben.
„Verdammt" murmelte Michelle, als sie sich die Patientin genauer ansah.
„Was ist?"
„Ich kenne sie" hauchte die Brünette, als sie im Fahrstuhl waren und langsam wieder ein normaler Herzschlag eintrat.
„Wer ist sie?" fragte Mario, da sie noch keinen Namen der Patientin hatten.
Sie hatten ein Ultraschall gemacht und festgestellt, dass bei dem Sturz eine Rippe gebrochen war und diese in die Lunge getreten war.
Auch das Herz hatte die Rippe gestreift, weswegen das Kammerflimmer auftrat.
„Michelle! Wie heißt sie!" wurde Mario nun noch lauter und leicht zuckte die Brünette zusammen.
„Selena. Selena Marie Gomez"

Vielleicht Lieber MorgenWhere stories live. Discover now