Unfall

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Michelles POV

Selena und ich waren nun drei Wochen verheiratet und in zwei Tagen war Weihnachten.
Ich hatte mir das alles schon anders vorgestellt.
Ich war die ganze letzte Woche nur noch am Arbeiten.
Und es sah nicht danach aus, dass ich Weihnachten mit ihr und dem Kleinen verbringen konnte.
Dabei war es sein erstes Weihnachten überhaupt.
„Michelle?“ mein Blick viel zu Malaya, die mich ruhig ansah.
„Was gibt es?“ fragte ich und sah die Kleinere auch so an.
„Das hier ist deiner“ sagte sie, als sie mir eine Akte in die Hand drückte.
„Echt jetzt?“ seufzte ich, da ich gerade eigentlich Feierabend machen wollte.
„Deine Mom wollte das so“ leise seufzte ich und ging zurück auf die Notaufnahme.
„Mr. Summers? Mein Name ist Dr. Gomez. Ich bin heute für sie zuständig“ lächelte ich, als ich zu dem Herren sah.
In der Akte stand, dass er über Schmerzen in der Brust klagte und deshalb hier war.
„Gomez? Sie sehen für mich aber nicht nach einer Latina aus“ leicht schmunzelte ich und zog mir Handschuhe über.
„Ich habe vor drei Wochen geheiratet und den Nachnamen meiner Frau angenommen“ erklärte ich ihm, als ich seine Brust abtastete.
Ich berührte seine Brust kaum, da hörte ich ihn auch schon scharf die Luft einziehen.
„Sie haben leichte Hämatome, woher kommen diese?“ fragte ich, als ich ihn mir genauer ansah.
„Ich bin nur gestürzt“ ich nickte und machte ein Ultraschall seiner Brust und seines Bauches.
Ich glaubte ihm dies, auch wenn ich wusste, dass dies nicht so war.
So etwas habe ich schon öfter gesehen.
„Sie haben innere Blutungen. Wir müssen Sie operieren Sir“ erklärte ich ruhig, als ich ihn auch so ansah.
Gerade wollte ich einer Schwester Bescheid geben, da kam ein weiterer Patient, woraufhin meiner total durchdrehte.
„Ich bring dich um“ schrie er und ehe ich reagieren konnte, sprang er auf und schubste mich zur Seite.
Ich viel zu Boden und stieß mir den Kopf an einem der Schränke, woraufhin ich auch schon Ohnmächtig wurde und das Bewusstsein verlor.

Selenas POV

„Er ist wirklich groß geworden“ lächelte Cara, die etwas mit David spielte.
Sie und Katharina waren zu Besuch und würden auch über Weihnachten bleiben.
Darüber freute ich mich sehr.
Denn so wie es aussah, würde Michelle wohl arbeiten müssen.
Leider.
Auch wenn sie versprochen hatte, sich Urlaub zu nehmen.
Aber ich wusste, dass sie nichts dafür konnte.
Wenn Notfälle dazwischen kamen, konnte sie sich nicht einfach frei nehmen.
„Ja, er fängt auch langsam an zu krabbeln“ lächelte ich stolz und sah zu meinem Sohn, der an den Haaren von Cara zog.
Gerade wollte Katharina etwas dazu sagen, da klingelte mein Handy.
„Gomez?“ gab ich von mir, als ich auch schon ran ging.
„Selena? Malaya hier“ okay, wenn Malaya mich anrief, hatte dies nichts gutes zu bedeuten.
„Was gibt es?“ fragte ich ruhig, als ich aufstand und in die Küche ging.
„Es geht um Michelle. Einer der Patienten ist durchgedreht und hat sie zu Boden gestoßen. Sie ist dabei gestürzt und hat sich am Kopf gestoßen. Dies hat dafür gesorgt, dass sie eine Hirnschwellung bekommen hat. Sie wird gerade operiert“ sprach die beste Freundin meiner Frau und tief atmete ich durch.
„Ich mache mich gleich auf den Weg“
„Ich warte unten auf dich“ ich nickte und legte auf.
„Was ist los?“ Katharina sah mich besorgt an und tief atmete ich durch.
„Es geht um Michelle, es gab einen Unfall in der Klinik, sie wird gerade operiert. Könnt ihr auf David aufpassen?“ fragte ich und sah die beiden fragend an.
„Natürlich, aber ruf an, sobald du mehr weißt“
„Mach ich“ lächelte ich leicht, als ich zu David ging und ihm einen Kuss gab.
Kurz darauf schnappte ich mir meine Wagenschlüssel und verließ das Haus auch schon und fuhr zur Klinik.

An meinem Ziel angekommen sah ich Malaya schon, die draußen auf mich wartete.
„Das ging schnell“
„Ich habe auch bestimmt zwei rote Ampel überfahren“ Malaya schüttelte ihren Kopf und fuhr sich leicht durch die Haare.
„Weißt du schon mehr?“
„Nicht mehr als zuvor. Unser bester Neurochirurg kümmert sich um sie. Also ist sie in guten Händen“ erklärte sie, was mich leicht nicken ließ.
Zusammen mit ihr ging ich zu den Fahrstühlen und fuhr auf die Etage, wo sie operiert wurde.
Malaya und ich gingen in den Raum über dem OP, wo auch einige andere Ärzte waren, die sich die OP meiner Frau ansahen.
Michelle hatte mir schon einmal gesagt, dass viele Studenten bei großen OP's oder den von Kollegen zusahen um auch etwas zu lernen.
Als mich die Ärzte bemerkten, sahen sie mich alle sofort an.
Jeder wusste, dass ich die Frau von Michelle war.
Und an ihren Blicken konnte ich ihr Mitleid deutlich sehen.
Doch darauf konnte ich ehrlich gesagt verzichten.
„Dr. Carey?“ Malaya stand an der Sprechanlage und die Ärztin sah zu uns hoch.
„Machen Sie sich keine Sorgen Miss Gomez. Ihrer Frau geht es gut. Sie wird die OP auch gut überstehen. Sie ist bei mir in besten Händen“ sprach die Ärztin, als sie zu mir sah.
Ich nickte und setzte mich auf einen der Stühle.
Ich atmete tief durch und legte meinen Kopf in den Nacken.
So etwas konnte auch nur uns passieren.
Und das kurz vor Weihnachten.
Es war so viel in dem ganzen letzten Jahr passiert, ich konnte es schon fast gar nicht mehr aufzählen.
Doch hoffte ich gerade einfach nur, dass Michelle da heile raus kam, auch wenn es hieß, dass wir dieses Jahr Weihnachten auch schon wieder in der Klinik feiern konnten.
Letztes Jahr wegen mir und dieses Jahr nun wegen ihr.
Doch machte ich ihr keinen Vorwurf.
Es würde auch nichts ändern an der Situation gerade.
Ihr Patient war Schuld, der die Kontrolle verloren hatte.
Das hätte jedem passieren können.
Jetzt zählte für mich gerade nur, dass meine Frau wieder auf die Beine kam und nichts mehr.
Denn David sollte seine Mutter nicht verlieren.
Nicht so.
Garantiert nicht.

Vielleicht Lieber MorgenKde žijí příběhy. Začni objevovat