Vielleicht Lieber Morgen

Wieso warten?

Michelles POV

„Ihr wollt wirklich noch warten?" fragend sah mich Malaya an, als wir gerade in der Cafeteria waren und etwas aßen.
Wir hatten gut eine halbe Stunde Pause und wollten einfach nur was essen.
Ich war gerade mitten in meiner Ausbildung, war Assistenzärztin und wollte noch weiter hinaus.
Ärztin der Chirurgie oder Pädiatrie.
Wie es bei Malaya aussah wusste ich ehrlich gesagt nicht.
Aber wir hatten uns vorgenommen, beide weiterhin hier zu arbeiten.
Egal was auch passieren würde.
Sie war seit meinem Studium meine beste Freundin.
„Sie hat da nur meine Meinung vertreten Malaya. Wenn es nach ihr ginge, könnten wir noch heute heiraten. Aber ich habe noch zwei Jahre Ausbildung vor mir, ehe ich auch wirklich fertig. Ich will mich jetzt einfach nur auf meine Arbeit konzentrieren, mehr nicht" erklärte ich der drei Monate Älteren, als ich was von meinem Essen aß.
„Aber du liebst sie doch oder?"
„Natürlich Malaya, sonst hätte ich sie doch gar nicht gefragt, ob sie mich heiraten will" lachte ich leicht, als ich mich zurück lehnte.
„Und wieso willst du dann noch so lange warten?" tief atmete ich durch und schloss für einen Moment meine Augen.
„Ihr beiden habt einen tollen kleinen Sohn. David liebt euch beide über alles und Selena liebt ihn auch. Sonst hätte sie sich auch nicht seinen Namen tätowieren lassen. Ich weiß, dass ich da nichts zu sagen habe, aber du solltest nicht zu lange warten, sonst ist es vielleicht irgendwann zu spät" ohne etwas zu sagen, stand ich auf und verließ die Cafeteria einfach.
Ich wollte darüber einfach nicht reden.
Ich trank einen Schluck von meinem Wasser, bevor ich mich umziehen ging.
Ich arbeitete momentan eh nur halbtags.
Schnell zog ich mich um, bevor ich die Klinik verließ.
Doch weit kam ich nicht, da Malaya mich doch noch fand und einholte.
„Michelle, jetzt hau nicht einfach ab" die Schwarzhaarige hielt mich an der Hand fest und drehte mich zu sich.
„Ich will da einfach nicht drüber reden. Selena und ich reden Zuhause schon jeden Tag darüber"
„Ich weiß, aber ich will dir nur noch eines sagen"
„Und was?" fragte ich ruhig und sah sie auch so an.
„Überlege dir einfach mal, wie glücklich du momentan mit ihr bist und wie glücklich du bist, seitdem du sie in deinem Leben hast. Ich habe dich noch nie so glücklich gesehen wie mit ihr. Seit deiner Trennung von Melanie, warst du nicht mehr so glücklich. Du bist meine beste Freundin und ich will einfach nur das Beste für dich und ich weiß ganz genau, dass eine Hochzeit mit Selena dein Leben noch perfekter machen würde" ohne noch etwas zu sagen, war Malaya aber auch schon wieder verschwunden.
Tief atmete ich durch und schloss meine Augen, ehe ich zum Auto ging und nach Hause fuhr.

Zuhause angekommen, ging ich direkt ins Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fallen.
David war noch bei meiner Mutter und erst gegen Abend würde diese ihn bringen.
Sie hatte gesagt, dass sie uns etwas Zeit zu zweit gönnen wollte.
Auch wenn ich eigentlich gerade froh darüber wäre, wenn David hier wäre.
Somit würde ich einen Streit mit Selena aus dem Weg gehen.
Doch nun kam ich möglicherweise nicht drum her rum.
„Schatz?" hörte ich plötzlich Selena, doch regte ich mich nicht.
„Couch" rief ich, als ich meine Arme hinter meinen Kopf legte und wenig später zu meiner Verlobten sah.
„Wusste ich doch, dass ich richtig gehört habe" lächelte die Jüngere, als sie sich auf mein Becken setzte.
Auch ich lächelte leicht und sah sie einfach nur an.
„Was ist?" fragend legte sie ihren Kopf schief und sah zu mir.
„Wieso hast du das gesagt?"
„Was?" fragte sie nun verwirrt, während sie mich auch so ansah.
„Das wir noch warten wollen"
„Wollen wir doch auch, oder nicht?" zuckte sie nur mit den Schultern, ehe sie sich neben mich setzte und meine Beine über ihren Schoß legte.
„Ich, du aber nicht, wieso hast du nicht die Wahrheit gesagt?"
„Weil ich nicht will, dass die Presse sich daraus ihre eigene Geschichte macht. Wenn ich gesagt hätte, dass ich nicht mehr warten wolle, du aber schon, würden sie sofort ihre eigene Geschichte daraus ziehen und es so darstellen, das wir uns nur noch streiten und es in unserer Beziehung kriselt und das wollte ich nicht" erklärte sie ruhig, während sie mit ihren Fingern leicht über mein Schienbein fuhr.
„Wieso ist es so schlimm für dich, wenn wir noch warten bis ich ganz mit der Ausbildung durch bin?" fragte ich sie, als ich mich richtig hinsetzte und ihren Kopf zu mir drehte, da sie mich nicht mehr ansah.
„Weil ich Angst habe, dass du dann gehen wirst, sobald du mit der Ausbildung durch bist. Das ich dir dann egal bin und du mich verlässt" leicht lächelte ich nun und strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht.
„Wie kommst du nur auf solch dumme Gedanken Selena. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, dass es schon fast schmerzt, aber dennoch würde ich dich nie verlassen. Ich wäre dumm, wenn ich dich verlassen würde. Denn eines habe ich gelernt, so glücklich, wie mit dir, war ich noch nie in meinem ganzen Leben"
„Und wieso willst du dann noch so lange warten?" schmollend sah sie mich nun an.
„Weil ich nach der Hochzeit in den Urlaub mit dir will. Ich will mit dir vereisen und das kann ich nicht während ich noch so viel arbeiten muss. Ich will mindestens vier Wochen Zeit für dich haben, die ich jetzt einfach noch nicht habe" ich zog die Jüngere in meinen Schoß und legte meine Arme um sie, während sie sich an mich lehnte.
„Und wenn ich dich nicht irgendwann heiraten wollen würde, hätte ich dich doch vor zwei Monaten erst gar nicht gefragt, ob du meine Frau werden willst" hauchte ich in ihr Ohr, ehe ich sanfte Küsse auf ihrem Hals verteilte.
Selena kicherte leise, ehe sie mich auch schon zurück auf die Couch drückte und zu mir runter sah.
„Wann bringt deine Mom David nach Hause?"
„In drei Stunden" breit grinste meine Verlobte nun, ehe ich auch schon ihre Lippen auf meinen spürte.
Grinsend erwiderte ich den Kuss und genoss diesen Moment einfach nur.
Denn das es bald nicht mehr so ruhig sein würde, ahnte ich jetzt, in diesem wunderschönen Moment, noch so gar nicht.