Elvira (X)

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Ich laufe durch die Straßen, während die heiße Luft mich zum Brennen bringt. Obwohl es noch früh ist, bildet sich eine Flüssigkeit an meiner Haut, die nicht sehr angenehm riecht.

Trotzdem bewege ich mich durch die Mengen und gehe zu meinem Arbeitsplatz, um als Pflegerin im Altenheim zu arbeiten, was ich schon seit drei wundervollen Jahren tue. Ich bin gut in dem, was ich tue und es macht mir Spaß, den Menschen zu helfen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Es ist ein sehr schöner Beruf, auch wenn er manchmal echt anstrengend ist.

Wie gesagt habe ich heute wieder Dienst, worauf ich mich sehr freue. Zwei Wochen hatte ich Urlaub, der mir einerseits gut getan hat, aber anderseits dann doch nicht. Ich hatte Freizeit, aber ich konnte mich nicht sehr gut entspannen, wegen meiner Furcht.

Noch immer habe ich Angst, was heute oder morgen passieren könnte. Es könnte auch gut sein, dass ich heute sterbe und nie wieder das Gesicht meiner besten Freundin sehen werde und das wäre schrecklich. Schon diesen Gedanken zu haben, schockiert mich. Ich darf nicht immer so negativ denken, ein wenig optimistisch zu sein, würde mir sehr helfen, aber leider bin ich nicht so. Ich muss ständig vom Schlimmsten ausgehen.

Nach einiger Zeit erblicke ich meine Arbeitsstelle und gehe durch die Tür hinein, um danach durch die Treppen zu meiner Etage zu laufen. Ich mache mich fertig und fange an, meinen Tagesablauf zu bewältigen.

Um 18 Uhr verlasse ich das Altenheim und mache mich auf den Weg nach Hause. Heute habe ich etwas länger gearbeitet, um einer Kollegin zu helfen, die wegen einem Termin früher weg musste. Sonst ist der Tag ganz gut gelaufen. Eigentlich sollte man den Tag noch nicht loben, aber ich tue es trotzdem. Die Arbeit hat mich gut abgelenkt, trotzdem fühle ich mich noch immer sehr unwohl, wenn ich alleine bin. Diesen Weg zu durchqueren, ist zu dieser Zeit wirklich sehr gruselig. Ich weiß auch nicht, warum ich ständig diesen Weg nehme, aber es ist die schnellste Möglichkeit, nach Hause zu gelangen.

Plötzlich höre ich ein Knacken hinter mir, das Knacken eines Astes. Ich drehe mich mit angehaltenem Atem um und erzittere. Es ist nur eine Frau. Die Frau läuft auf mich zu und geht an mir vorbei. Ich atme erleichtert aus und drehe mich wieder um.

Dumm, dumm, dumm. Ich bin so eine dämliche Nuss. Ich beiße meine Zähne zusammen und balle die Fäuste. Ich sollte mich für mein Verhalten schämen. Wie kann ich nur so feige sein? Ich lebe in einem Zeitalter, wo mir Menschen helfen können, wenn etwas passiert. Ich sollte mir nicht so viele Sorgen machen. Außerdem bin ich sowieso gleich zuhause. Ich darf mir nicht immer so viel Panik machen, sonst sterbe ich noch.

Und dann knackt es wieder, doch diesmal drehe ich mich nicht um, obwohl ich ein schlechtes Gefühl dabei habe; ich muss mich beherrschen. Ich bin eine starke Person und lasse mich nicht so einfach verschrecken. Das sage ich mir so oft, dennoch glaube ich nicht daran.

Unglücklicherweise ist es ein Fehler gewesen; man hat mich gepackt und lässt mich nicht mehr los.

UnheilWhere stories live. Discover now