Elvira (X)

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,,Ich liebe dich, Elvira" ,keucht er, während seine Lippen ihren Weg zu meinen finden. Erneut. Seine Hand ist an meinem Nacken, hält mich, drückt mich näher an ihn. Mein Herz rast, will überhaupt nicht langsamer werden. Er hat diese drei Wörter mit reinem Herzen gesagt.

,,Ich liebe dich auch", flüstere ich, als er den Kuss unterbricht und seine Stirn an meine lehnt. Ich kann seinen warmen Atem an meiner Haut spüren. Seine geschlossenen Augen lassen ihn ganz anders aussehen, so friedlich. Er kann mich nicht mehr durchschauen. Er gibt mir Zeit, um zu denken, und dafür bin ich ihm dankbar. Irgendwann öffnet er aber seine Augen und beobachtet mich eindringlich. Wir stehen eine Ewigkeit nebeneinander, versuchen schlau voneinander zu werden, dennoch scheint es nicht zu funktionieren. Etwas tief in mir fängt unter seinem Blick an zu schmelzen. Ich verliere mich. Gerne würde ich Andre in die Arme nehmen, noch einmal anfassen, um dieses Gefühl länger zu spüren.

Als ob er meine Gedanken kennt, küsst er mich zum wiederholten Mal. Dies ist ein ganz anderer Kuss als die anderen. Dieses Mal haben wir uns unsere Liebe gebeichtet und unsere Gefühle offenbart. Es ist gefährlich, aber es ist mir im Moment total egal. Ich will, dass er meine Empfindungen für ihn sieht. Er soll sie spüren.

,,Ich liebe dich, Andre", wiederhole ich, als wir uns wieder kurzzeitig voneinander lösen, um Luft zu schnappen. Gerührt sieht er mich an, während ich alles in mich aufnehme und verschlinge. Dieses Flackern in seinen Augen berührt mein Herz, wärmt es. Ja, ich liebe diesen Mann. 

Und wieder presst er seine Lippen auf meine, die längst angeschwollen sind und noch immer seinen Geschmack tragen. Unwiderstehlich. Ich schmelze dahin, vergesse alles um mich herum. Ich bemerke nicht einmal, dass wir uns wieder durch den Flur in die Richtung seines Schlafzimmers bewegen. Ich stoppe wie versteinert und fange an zu zittern. Das will ich nicht. Ich versuche, Andre von mir zu drücken, aber er bewegt sich keinen Zentimeter. Alles, was er tut, ist, seine Zunge in meinen Mund zu stecken. Will er mich damit etwa ablenken? Verängstigt drehe ich meinen Kopf hin und her und sage mehrmals, dass er stoppen soll, aber auch dieser Versuch ist erfolglos. Ich fange an zu weinen, da es meine einzige Lösung ist, um zu entkommen und damit er stoppt.

Plötzlich wirft er mich über die Schulter. Schlagartig bekomme ich Panik und schlage auf seinen Rücken, damit er mich loslässt, aber ich habe keine Chance gegen ihn. Er scheint keine Schmerzen zu fühlen. Ich schreie und lasse meinen Tränen freien Lauf. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Warum tut er das jetzt?

,,Wollen wir einen Film ansehen?" Ich spüre einen Schlag auf meinem Hintern und versuche, die Tränen zu stoppen. Ich schaue mich um und sehe, dass wir im Wohnzimmer sind. Das ist nicht sein...? Ich denke nach und am liebsten würde ich mich für meine Dummheit schlagen, aber ich bin wie erstarrt. Sein Schlafzimmer befindet sich einen Raum weiter. Hat er mich eventuell in das falsche Zimmer gebracht, oder was ist hier los? Mein Atem stockt, ich bin entsetzt. Nicht wegen ihm, sondern wegen mir. Ich habe ihn falsch eingeschätzt. Er hat es nicht vorgehabt. Reue breitet sich in mir aus und füllt meine Gedanken und mein Herz. Er lässt mich los und legt sich auf's Sofa, bevor er mich danach in seine Arme zieht und mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Ich vergrabe mein Gesicht an seinem Hals und umarme ihn fest. Ich will ihn nicht verlieren, nicht loslassen. Er gehört mir. Ich weine und weine.
Er hat mich nie von sich geschoben, aber ich tue es ständig. Ich brauche ihn. Ich mag ihn. Er hat mir endgültig bewiesen, dass ich ihm vertrauen kann. Ich liebe ihn so sehr.

UnheilWhere stories live. Discover now