Andre (X)

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Ist das Schicksal? Schläft sie wirklich? Träume ich etwa und weiß davon nichts? Es muss ein Scherz sein. Sie würde doch nie in meiner Anwesenheit schlafen, oder? Ich beiße mir auf die Lippe und bewege mich nicht mehr. Mein Herz hämmert unkontrolliert und mein Körper spielt verrückt. Ich komme mir vor wie ein alberner Teenager.

Oh Gott. Ich bin so glücklich. Erst haben wir heute ohne irgendwelche Probleme ein gutes Gespräch miteinander gehabt und jetzt schläft sie an meine Schulter gelehnt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas je passieren würde. Sie ist wirklich einzigartig. Die einzige Person, die mich überraschen kann, und das auf gute wie auch negative Weise.

Ich beobachte ihre bezaubernde Gestalt. So friedlich und entspannt. Jegliche Sorgen sind von ihren Schultern gefallen. Sie sieht wie ein Engel aus. Mein Engel, meine Freundin, meine Frau. Ich schließe  meine Augen für ein paar Sekunden, um den Moment länger zu genießen. Das hier ist wirklich kein Traum.

Schließlich lege ich sie auf die Matratze, damit sie besser schlafen kann, und lege mich zu ihr. Meine Hand wandert zu ihrem Gesicht, aber ich berühre sie nicht. Wenige Zentimeter über ihrer Haut schwebt meine Hand. Ganz dicht, aber doch so fern. Meine Finger zucken, ich würde sie gerne anfassen, aber ich beherrsche mich, zügele mich, um nichts Dummes anzustellen.

Meine Finger wandern über ihre Stirn zu ihren geschlossenen Augen. Viele lange und dunkle Wimpern umrahmen ihre Augen. Dunkle Augenringe, da sie anscheinend wenig Schlaf abbekommen hat. Wahrscheinlich wegen mir und dieser ungewohnten Situation. Dann zu ihrer Nase, die perfekt zu ihrem Gesicht passt. Ihre Wangen, die sich so weich anfühlen und die ich gerne wieder berühren würde, aber nicht tue, da sie sonst aufwacht. Meine Finger wandern weiter zu ihren trockenen Lippen, die ich gerne küssen würde. Und wie ich das tun würde...Wenn sie nur wüsste, was in meinem Kopf vor sich geht, dann würde sie sich verstecken wollen.

Meine Hand schwebt weiter nach unten, ihren Hals entlang, den ich schon öfters gewaltsam anfassen durfte, obwohl es nicht meine Absicht war. Wie ich gerne ihren Hals küssen würde, um sie zu markieren, damit jeder weiß, dass sie mir gehört. Sie würde es im Moment nicht zulassen, aber vielleicht in einigen Wochen oder Monaten.

Danach weiter abwärts zu ihrem Schlüsselbein, das durch ihre Bluse zu sehen ist, weil ein paar Knöpfe offen sind. Aber nicht nur das ist zu sehen. Ihre Brüste haben den Weg ins Freie gefunden, auch wenn ich nicht viel sehe. Trotzdem reicht mir dieser Blick, um mich ganz scharf zu machen. Das Bedürfnis, sie anfassen zu müssen, steigt, aber ich lasse es nicht zu. Es ist wirklich so schwer, sich unter Kontrolle zu halten, aber was soll man schon machen? Ich will nichts riskieren.

Wie auch immer wende ich meinen Blick ab und lasse meine Hand nach unten zu ihrem flachen Bauch steuern, ihrem etwas breiteren Becken und ihren kurzen Beinen. Sie hat nicht die Traummaße, das ist klar, aber sie ist in meinen Augen perfekt.

Ich lege mich wieder auf den Rücken und sehe zur Decke. Meine Hände sind auf meinem Bauch, meine Beine sind angewinkelt. Sie ist eine wunderbare Frau. Ein Traum für alle Männer. Sie ist wirklich makellos. Warum sieht sie es nicht? Sie ist toll, bezaubernd, freundlich und hübsch. Das sind Eigenschaften, die man nicht überall finden kann.

Ich bin froh, dass sie an meiner Seite ist. Weiß sie überhaupt, dass ich mehrere Wochen auf sie gewartet habe, mich zu sehr nach ihr gesehnt habe, bis ich es nicht mehr aushalten konnte? Weiß sie, wie schmerzhaft es gewesen ist, auf den richtigen Moment zu warten? Mein Leben ist schwer gewesen. War es auch für sie so schwer? Ich habe es ertragen, und jetzt ist dies meine Belohnung. Das Schicksal wollte es so. Sie ist endlich bei mir.

Ich bin so einsam. Die Nächte verbringe ich alleine. Keine wirklichen Freunde, sondern nur Geschäftspartner, die mich nicht kennen. Eine Familie, die zu weit weg ist, um bei mir zu sein. Ich bin wirklich einsam. Und jetzt habe ich Elvira. Sie kann mich nicht so einfach verlassen. Das werde ich nicht zulassen. Was soll ich nur ohne sie tun?

Ich lege mich wieder auf die Seite und schaue sie mir an. Sie schläft noch immer. Sie ist anscheinend wirklich müde. Meine Schöne, du weißt nicht, wie glücklich du mich machst. Und dazu musst du gar nicht viel tun. Du musst nur an meiner Seite bleiben. Das ist alles, was ich will. Du musst mich nicht einmal lieben, obwohl ich es besser fände, wenn du es tun würdest. Ich würde dich zu der glücklichsten Frau der Welt machen, für dich auf die Knie gehen.

Ich rücke ihr etwas näher und beuge mich über sie. Mein Gesicht nah an ihrem Gesicht. In meinen Gedanken habe ich sie unzählige Male geküsst. So oft habe ich es geträumt, und jetzt ist sie hier. Ich schließe meine Augen. Das ist falsch. Ich sollte es nicht tun. Aber sie würde es ja nicht merken... Stopp, was denke ich da nur?

Mein Atem stockt und mein Herz rast wie verrückt. Ich wollte sie schon, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Sie ist meine Droge, der ich nicht widerstehen kann. Meine Zunge, nein, mein ganzer Körper möchte sie spüren. Verflixt, warum muss alles so kompliziert sein?

Mein Körper beginnt unter Strom zu sein, angespannt, aufgeregt. Ich wünsche es mir so sehr, auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist. Ich wäre zufrieden für den Tag. Alles wäre ideal.

Mein Gesicht beginnt ihr näher zu kommen. Ich spüre ihre Wärme, ihren heißen Atem, der meinen Körper zum Zittern bringt. Unsere Lippen sind nur ein paar Millimeter voneinander entfernt und dann lege ich vorsichtig meine Lippen auf ihre. Glückshormone strömen durch meinen Körper. Überfluten mich, bringen mich zum Platzen. Aber so schnell sie auch gekommen sind, so schnell sind sie auch wieder verschwunden, da meine Reue die Oberhand übernommen hat. Ich ziehe mich zurück und entferne mich von ihr. Was habe ich nur getan?

UnheilWhere stories live. Discover now