Andre (X)

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Sagt man nicht, dass Hass ganz nah an Liebe grenzt? Wenn das so ist, dann habe ich kein Problem damit. Immerhin gehört ihre Liebe wie auch ihr Hass mir und keine andere Person weckt diese Gefühle in ihr aus. Und das ist doch wunderbar... Sie hat nur Gefühle für mich. Sie kann mich hassen, lieben, Mitleid mit mir haben oder mich fürchten. Egal, was sie fühlt, es sind Gefühle, die sehr tief in die Haut gehen. Ich werde sie auch dann nicht verlassen. Sie gehört ganz allein mir und das sollte sie langsam wissen. Entkommen kann sie mir ja nicht.

Meine Gesichtszüge nehmen einen feindlichen und gelassen Zug an. Sie ist eifersüchtig. Und genau das wollte ich sehen. Innerlich habe ich den Drang zu kichern, weil ich es geschafft habe, sie eifersüchtig zu machen, aber ich verkneife mir meinen kleinen Sieg. Den großen Sieg habe ich schon bekommen, ihre Liebe.

,,Eifersucht ist eine sehr hässliche Eigenschaft, Elvira", sage ich und komme ihr näher. Warum muss sie auch ihren Rücken in meine Richtung drehen? Ich will ihr hübsches Gesicht sehen, ihre Reaktion ablesen und verstehen.

,,Hah! Und was ist mit dir? Wie hättest du reagiert, wenn ich mir einen anderen suche? Findest du so etwas toll?", schreit sie verärgert, während sie weint. Wegen ihrem Weinen ist es etwas schwer, sie zu verstehen, aber ich bekomme es gerade so hin.  Trotzdem steigt in mir Wut auf. Wie kommt sie nun auf solche Sachen?  Will sie mich wirklich auf die Palme bringen? ,,Weshalb brauchst du einen anderen Mann, wenn ich da bin? Bin ich dir nicht genug?", sage ich mit einem tödlichen Ton. Warum begreift sie nichts? Ich habe ihr dutzend Male gesagt, dass sie meins ist und sie versteht es noch immer nicht.

,,Eifersucht ist eine hässliche Eigenschaft, Andre", kopiert sie meinen Satz und lacht kurz. Irritiert und etwas geschockt blicke ich sie an. Sie hat recht. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen, um meine Gedanken zu ordnen, danach seufze ich. Ich muss mich mit ihr versöhnen. Sie liebt mich genauso wie ich sie.

,,Sieh mich an", fordere ich, aber sie hört nicht auf meine Anweisung.  Deshalb muss ich etwas anderes tun, damit sie gehorcht.

Ich laufe zu ihr, stelle mich hinter ihren Rücken, umarme sie, indem ich meine Arme um ihren Körper lege. Ich küsse ihren Hals, aber sie widersetzt sich. Ich drehe ihren Kopf, damit ich sie ansehen kann. Zwei Augen betrachten mich verzweifelt, voller Hass und Trauer. Die schönsten Augen, die ich je gesehen habe.

,,Du bist meine Erlösung, meine große Liebe", sage ich ehrlich und beobachte sie haargenau.

,,Lass mich...", quietscht sie. Noch immer fließen die Tränen. Warum muss so eine hübsche Frau weinen? Das passt doch gar nicht.

,,Du bist die Einzige. Nur du und ich", wispere ich und im nächsten Moment küsse ich sie, zwänge meine Zunge in ihren Mund. Ich versuche ihren Protest zu ersticken, ich will sie kosten. Ich will sie unbedingt, aber sie  möchte lieber auf den Boden. Sie fällt auf die Knie und versucht mich von sich zu schieben. Ich dränge mich an sie und flüstere ihr zu, dass ich sie will und brauche, aber sie hört nicht zu.

,,Weißt du eigentlich, was du alles angestellt hast? Was hast du nur mit mir gemacht?", frage ich, aber sie erwidert nichts. Nein, sie schreit mich an. ,,Du hast dich in mein Leben eingeschlichen. Ich will dich bei mir haben, für immer. Du gefällst mir. Ich verliere die Kontrolle bei dir. Du bist mein Leben. Warum begreifst du es nicht? Ich liebe nur dich."

Dennoch schubst sie mich weiter weg. Ich lasse es nicht zu und schnappe mir ihre Handgelenke, vergeblich. Daraufhin läuft sie zur Ecke. Schnell ziehe ich sie an meine Brust, aber sie haut wieder ab. Diesmal umklammere ich ihre Arme, presse mich an sie, sehe in ihre tränennassen Augen und küsse sie ungehindert weiter. Obwohl sie sich zu verteidigen versucht, funktionieren ihre Maßnahmen nicht. Ich halte ihr Kinn fest, aber sie nutzt all ihre Kraft, um mich fort zu kriegen. Meine Wut steigt. Sie akzeptiert meine Liebe nicht. Noch einmal küsse ich ihren Hals, aber nun bewegt sie ihre Beine, um mich zu treten. Mir reicht es. Es ist vorbei.

Ich greife nach ihrem Hals, würge sie und presse zugleich meine Lippen auf ihre. Sie bekommt fast keine Luft mehr. Das merke ich, aber es ist mir egal. ,,Sag mir, dass du mich nicht willst, mich nicht ausstehen kannst", sage ich flehend. Sie gehört mir. Ganz alleine mir.

,,M-Monster", presst sie aus ihrem Mund heraus. Ich lache krank und drücke fester zu. Genau... ich bin das Monster. Diese Situation wirkt doch wirklich krass. Sie ist meine Besessenheit geworden, meine Zukunft, mein Ende. Natürlich bin ich das Monster. Mein Kopf rauscht gewaltig. Ich verliere die Kontrolle...

Ihr Speichel findet den Weg nach draußen, ihre Augen sind geschlossen, ihre Atmung abgehackt, ihr Gesicht rot. Ich atme tief ein und aus. Küsse sie erneut, als ich kein Widerstand fühle, und lasse sie dann achtlos auf den Boden fallen. Sie ist bewusstlos. Ich verdrehe die Augen. Ich liebe sie so sehr, dass kann sie sich gar nicht vorstellen. Wir sind füreinander bestimmt.

UnheilWhere stories live. Discover now