Andre (X)

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Warum kehrt sie mir den Rücken zu? Und warum beantwortet sie meine Fragen nicht? Sie hat mich mit ihren traurigen Augen angesehen, als ob etwas sehr Schlimmes passiert wäre, aber ich kann mich nicht erinnern, was ich genau falsch getan habe. Ich verstehe diese Frau mit den Stimmungsschwankungen nicht. Gestern ist sie mir noch um den Hals gefallen und nun distanziert sie sich von mir. Schon wieder, schon wieder, schon wieder. Und dann sagen alle, dass ich die Probleme hätte... Ach, ich pfeife auf die Menschheit. Ich schüttele den Kopf. Frauen sind das größte Problem auf diesem Planeten. Diese komplizierten Wesen.

Meine Arme wandern um ihren Körper. Ich ziehe sie näher an mich heran. Als ich das tue, höre ich sie nach Luft schnappen. Da ist wohl jemand von meiner Handlung überrascht. Ich kichere, obwohl es nicht zu dieser Lage passt. Ich wusste doch, dass es am nächsten Morgen schlimm sein wird, und jetzt habe ich das Problem. Ist es falsch gewesen? Hätte ich es verhindern und zahm bleiben sollen? Ich verdrehe die Augen. Es ist nicht falsch gewesen. Wir haben jeden Moment genossen. Das habe ich doch gespürt und mit meinen eigenen Augen gesehen. Meine Zunge leckt über meine trockenen und pochenden Lippen. Ich habe sie geküsst.

Ich will Elvira trösten und ihr sagen, dass alles ok ist und dass sie sich keine großen Gedanken machen muss. Gleichzeitig weiß ich auch, dass sie Abstand braucht, um das Durcheinander in ihrem Kopf zu sortieren. Leider ist das Problem, dass ich es wiederum nicht akzeptieren kann. Sie gehört mir und soll sich nicht schämen. Deshalb drehe ich sie auf den Rücken, lege mich über sie und halte ihre Arme über ihren Kopf. Ich genieße diese Stellung sehr. Diese Macht, die ich spüre, wenn ich ganz Herr über sie bin, fühlt sich großartig an. Unglücklicherweise kann ich es nicht ganz auskosten, da meine Liebe anfängt zu schreien und sich zu wehren. Sie will Krach haben und den kriegt sie auch.

Ich verdrehe die Augen, befreie ihre Handgelenke und schlage dann mit der flachen Hand auf ihre Wange. Ängstlich schaut sie mich wegen des heftigen Schlages an, der die Wange rot verfärbt und einen Abdruck hinterlassen hat. Sie glaubt es nicht, sie kann es nicht fassen, was ich getan habe. Kurz kommt der Gedanken hoch, dass es zum wiederholten Mal ein Fehler war, aber dann vergesse ich ihn wieder. Ich liebe den Blick auf ihren Gesicht. Diese Schönheit muss von mir verzehrt werden. Ich küsse sie leidenschaftlich und lasse mich von dem Kuss umhauen. Ich liebe es, ihre weichen Lippen zu berühren und dann noch ihren nackten Körper unter mir zu haben. Die besten Männerträume werden wahr. Ich lächle.

,,Was ist los, Elvira?", frage ich und beobachte sie.

Sie schluckt und leckt sich über die Lippen, die Verletzungen aufweisen. Anscheinend bin ich gestern nicht sehr herzlich mit ihr umgegangen. ,,Warum?", fragt sie nur und blickt mich weiterhin traurig an. Ich lächle und streiche über ihre erhitzte Wange, aber sie legt ihre Hand auf meine und zieht sie herunter, um diesen Körperkontakt zu unterbinden. Sie lehnt meine Berührung ab. Zum wiederholten Mal. Ich balle eine Hand zur Faust, um den Zorn unter Kontrolle zu halten und greife mit der anderen Hand nach ihrem Kinn, drücke fest zu, ziehe ihr Kinn nach oben, damit sie mir tief in die Augen schauen muss. ,,Warum auch nicht? Ich wollte dich und du wolltest mich. Außerdem war die Nacht doch toll, oder nicht?" Obwohl ich nichts Schlimmes gesagt habe, klingt meine Stimme sehr tief und gefährlich. Wenn sie mich verletzt, muss ich sie ebenso verletzen, damit unsere Beziehung ins Gleichgewicht kommt.

Ohne meine Frage zu beantworten, stellt sie schon die nächste. ,,Was sind wir eigentlich?"
Ich grinse frech und sage ihr, dass wir in einer Beziehung sind und dass dies zu einer Beziehung dazugehört, dabei zeige ich mit dem Zeigefinger auf mich und sie. Sie blinzelt oft, als ob sie nicht versteht, was ich sage. Bin ich etwa ein Alien oder was? Ich lasse ihr Kinn los, als sie mich weiter anschweigt. Leider passt es mir nicht und ich nehme ihre Handgelenke, um sie wieder über ihren Kopf zu legen. Danach küsse ich sie auf die Stirn. Sie lässt es zu und kassiert durch diese Tat nur Vorteile. Wie gut es sich anfühlt, Elvira bei mir zu haben. Zauberhaft.

,,Ich liebe dich", flüstere ich ehrlich, aber ich erwarte keine Antwort von ihr. Sie blickt mich nur an und lässt sich alles von mir gefallen. Wenigstens gibt sie es auf, mich zu bekämpfen. Hoffentlich habe ich sie diesmal gebrochen.

UnheilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt