Zwei

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Rachel

Mein aller erster Tag in New York kann anfangen. Oh ich bin so aufgeregt! So aufgeregt, dass meine Hände zittern, so aufgeregt, dass ich meine Nase an der Fensterscheibe des Taxis plattdrücke und so aufgeregt, dass mein Puls mal schnell, mal langsam ist.

Ich bin Rachel Trainor und komme eigentlich aus Kalifornien. Okay, warum verlasse ich das warme und sonnige Kalifornien, um in eine riesige Stadt namens New York zu ziehen?

Ganz einfach: In Kalifornien hält mich nichts. Keine Familie, keine Freunde. Ich brauchte ein neues Leben. Einen Neuanfang. New York ist perfekt dafür.

Ich werde in einem kleinen Café arbeiten und mir ein Apartment am Central Park mit einem anderen Mädchen teilen. Meine Mitbewohnerin studiert gerade an der Akademie für Ballett. Sie heißt Ella und ich habe, bevor ich hier herkam, schon einige Male mit ihr geskypt.

„Wir sind da." Brummt der Taxifahrer und reißt mich aus meiner Trance. Ich setzte einen Fuß nach dem Anderen auf den grauen Asphalt vor dem Tower. Der Taxifahrer stemmte meinen Koffer aus dem Auto und fuhr, nachdem ich bezahlt hatte, wieder weg. Ich atmete ein oder zweimal tief ein und aus, bevor ich mich auf die Eingangstür zu bewegte.

Die Lobby war ziemlich groß, sehr geräumig und modern eingerichtet. Die Lichter waren allesamt warm. Es standen einige Sofas und Pflanzen herum und machten die Atmosphäre sehr gemütlich.

Ich fuhr mit dem Aufzug in den 12. Stock und blieb vor Apartment 212 stehen. Vorsichtig klopfte ich an die dunkle Tür. Nach einigen Sekunden wurde diese schwungvoll geöffnet und vor mir stand eine zierliche Brünette mit dünnen Armen und Beinen und einem strengen Dutt auf dem Kopf. Sie trug dicke Wollsocken über ihren Leggins und ein viel zu großes Shirt.

„Raaaachel!" Quietschte sie und zog mich in ihre Arme. Sie war herzlich und füllte mein kaltes Inneres mit Wärme, die ich schon lange nicht mehr gespürt hatte.

„Hallo Ella!" Lächelte ich. Ella zerrte den großen Koffer durch die Tür und ich folgte ihr. „Wie war deine Fahrt? Geht es dir gut? Was wollen wir zuerst machen?" Sie stellte den Koffer neben einer Tür im Flur ab und öffnete diese mindestens genauso schwungvoll wie eben die Eingangstür. „Ich denke, ich werde erstmal ankommen." Ich zwinkerte ihr zu und lugte durch die Tür in mein zukünftiges Zimmer.

„Das ist deins! Du kannst es einrichten wie du möchtest!" Ella klatschte in ihre kleinen Hände und grinste mich an. „Ich find es so schön, dass du hier bist!" Und wieder zog sie mich in eine warme Umarmung.

Mein Zimmer war relativ groß. In Kalifornien, war mein Zimmer nicht mal halb so groß. Ich hatte einen super Blick auf den Central Park. Die Wände waren in einem zarten Altrosa gestrichen. Mein Bett war weiß und mein Schrank ebenso. Mein Schreibtisch stand direkt unter dem Fenster, sodass ich von dort alles betrachten konnte. „Es ist wunderschön Ella. Danke." Ich drehte mich einmal um mich selbst und sank dann auf die weiche Matratze.

„Ist die Wandfarbe auch okay? Wir können sie auch umstreichen?"

„Rosa ist meine Lieblingsfarbe." Ich grinste und verspürte pures Glück hier wohnen zu dürfen.

Mein Glück wurde allerdings von einem dröhnenden Bass unterbrochen, der plötzlich durch das gesamte Apartment donnerte. „Was zur Hölle ist das denn?" Fragte ich Ella, die genervt die Augen verdrehte. „Das ist der Typ neben an. Nicholas Price. Totales Arschloch." Sie zog eine perfekt gezupfte Augenbraue hoch. Ich beneidete Menschen, die das können. „Gewöhn dich besser daran."

Sie zwinkerte mir zu und verschwand dann im Wohnzimmer.

Der Typ musste echt total egoistisch sein, wenn er Heavy Metall Musik so laut hört, dass die gesamte Nachbarschaft zuhören darf.

FACEWhere stories live. Discover now