Kapitel 22

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Nicholas

Was für eine BESCHISSENE Party! Boah!

Seth hatte mich hierher geschleppt. Und in der ganzen Aufregung hatte ich komplett vergessen Rachel anzurufen!
Was bin ich bitte für einer!? Ich schaffe es nicht mal die jenige anzurufen, für die mein Herz schlägt!

Ich laufe gerade im Wohnheim rum auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen um sie anzurufen und alles zu erklären.

Ich bin gerade im ersten Geschoss, da rutscht mir mein Herz aus der Brust und mein Blut fängt unwillkürlich an zu kochen.

Rachel. Mit einem anderen Typen. Er hat ihr den Arm um den Hals gelegt und die beiden reden und lachen. Er scheint zwar etwas besoffen zu sein, aber na und!? DAS IST RACHEL! MEINE Rachel!

Ich laufe auf die beiden zu. Rachel sieht mich und ihr Blick gefällt mir gar nicht. Oh nein. Sie sieht enttäuscht aus. Aber sowas von.

Ich fixiere diesen Typen. Er hat schwarze Haare und ist ziemlich klein. Um genau zu sein, ist er so groß wie Rachel.

Der Typ verstummt mit seiner Laberei als ich vor ihm stehe und ihn mit stechenden Augen ansehe.

"Wer bistn du?" Fragt er und guckt überall hin, nur nicht in meine Augen.

"Nick. Und du? Du elender Dreckssack?" Meine Stimme ist rau wie Schmirgelpapier und ich bin so wütend, dass ich schwöre ihn bei dem kleinsten Mucks umzubringen.

"Lass uns Freunde sein du Zuckerschnute!" Der Typ hat sie doch nicht mehr alle! Wie hat er mich genannt? ZUCKERSCHNUTE?!
Der ist dicht...aber sowas von...

Rachel taucht in meinem Blickfeld auf. Sie sieht mich misstrauisch an und schiebt den Typen etwas zur Seite. Dieser meckert dabei in sich hinein.

"Nick, er ist Voll wie ein Ofenrohr. Lass ihn in Ruhe."

Ihre kleinen Hände legten sich auf meine Brust und mein Blick wurde sofort weicher.

"Aaachhh ihr seid zusammen! Ist ja Goldig!" Schnurrte wieder dieser Typ. Wie heißt er überhaupt? Und nein... wir sind NICHT zusammen.

"Wie heißt der?" Fragte ich zu Rachel gewand.

"Phil. Er studiert hier Mathe."

Achaje.. nen Mathehirn... super...

"Es... es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich kann es dir erklären."

"Ja auf die Erklärung bin ich mal gespannt." Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und ihr vorerst sanfter Blick wurde kalt.

"Seth, mein Mitbewohner, hat mich so genervt, dass ich es einfach vergessen habe. Tut mir leid. Wirklich."

"Ja schon okay... Dann sei aber bitte nicht mehr so böse zu Phil. Er ist echt nett. Klar?"

"Einverstanden!"

Zu dritt liefen wir wieder runter, dort wo die Menschen tanzten und der Alkohol in Strömen floss.

"Ich glaube ich hole mir noch ein Glässchen!" Nuschelte Phil. Gerade als er loslaufen wollte, packte ich ihn am Arm und drehte ihn zu mir.

"Das kannst du sowas von vergessen! Für dich ist die Party hier zu Ende."
Ich sah Rachel an, ob sie einverstanden wäre, wenn wir ins die Wohnheime zurückkehrten?

"Ich glaube wir sollten gehen. In welchem Wohnheim wohnst du Phil?" Sie sah ihn besorgt an. Wieso sah sie ihn so an? Ich mag das nicht.

"Haus C, Zimmer 300." Nuschelte er.

"Na toll... direkt über mir. Ich wohne in Zimmer 290." Genervt verdrehte ich die Augen. Der wird doch jetzt jede Sekunde an der Tür klopfen...

Eine halbe Stunde später, hatten wir Phil in sein Zimmer gebracht und er war sofort eingeschlafen. Er schnarchte so laut, dass ich froh war aus dem Zimmer zu gehen.

"Gehen wir zu dir Nick?" Fragte Rachel und sah mich von der Seite an, während wir den Gang von Phils Zimmer entlang liefen.

"Ja." Flüsterte ich und nahm ihre Hand.

Es war wie Selbstverständlich. Unsere Finger fanden einander und hielten sich fest. Uns könnte niemand trennen. Da war ich mir sicher.

Mein Zimmer lag im Obersten Stockwerk. Ich hoffte, dass Seth nicht wieder von der Party zurück war.

Es war Mitternacht. Ich wollte und konnte nicht schlafen, da ich das Gefühl hatte mit Rachel reden zu müssen.

Sie kuschelte sich auf mein Bett. Ich setzte mich neben sie und schlang meinen Arm um ihre Schulter.

"Ich... habe dich unendlich doll vermisst..." Flüsterte ich.

Sie wurde rot.

"Ich dich auch Nick," hauchte sie.

"Darf ich dich was fragen?" Sagte sie nach einer Weile.

"Immer Rachel... Immer." Ich legte eine Strähne die ihr ins Gesicht gefallen war hinters Ohr.

"Was ist mit Collins?" Diese Frage traf mich mitten in den Magen.

Ich räusperte mich, wusste nicht wie ich anfangen sollte. Wahrheit oder nicht? Ich sollte es ihr sagen... Okay.

"Also. Ich bin ehrlich mit dir. In der ersten Woche, nachdem ich dich weggeschickt habe, bin ich zu Collins gefahren. Ich habe ihm versucht klar zu machen, dass ich nicht weiter sein Modelsklave sein werde, sondern Träume habe, die ich verwirklichen möchte. Mit allem was du an dem Tag neulich zu mir gesagt hattest, hattest du recht. Ich bin Feige. Verdammt ja. Ich habe Scheiß Angst." Ich musste durchatmen. Scheiße. Ich bin ein Vollidiot.

"Aber warum Nick? Wovor?" Sie streichelte meinen Unterarm wie sie es so oft schon gemacht hat.

"Seine Leute. Sie.. sie sind gefährlich. Sau gefährlich. Oh mann... überleg mal, woher hatte ich meine Knarre mit der ich Lily ermordet habe?"
Das war eine ernste Frage. Sie sollte wissen woher ich meine Waffe hatte und auch, was Collins für ein abscheulicher Vertreter unserer Spezies ist.

"Ähm... Von Collins oder?" Sie sah mich verwirrt an.

"Ja. Von seinen Leuten. Sie verkaufen sie. Illegal. An andere Menschen, Städte, Länder. Ich war einfach einer davon, der sich eine gekauft hat und sie leider auch benutzt hat.
Verdammt Rachel, sie schlagen Menschen zusammen, die ihre Angebote in Anspruch genommen haben, und dann den Preis nicht vollständig bezahlen konnten. Ich habe mittlerweile denen das Geld gegeben, aber sie geben keine Ruhe. Wollen mehr und mehr. Sie haben mich zusammengeschlagen! Ich lag eine Woche im Krankenhaus, weil ich eine innere Blutung hatte. Siehst du das?"
Ich zog mein Shirt vom Bauch hoch. Dort waren die Tattoos. Und... der riesige blaue Bluterguss. Ich hörte wie sie nach Luft schnappte.

"Nein..." Flüsterte sie. Eine Träne rollte ihr über die Wangen und es schmerzte so sehr sie so zu sehen.

Ich wollte sie umarmen und beruhigen, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Sie saß wie ein Häufchen Elend vor mir. So süß. So unschuldig. So verletzlich.

“Verstehst du warum ich mich nicht gemeldet habe?“

“Ja. Natürlich. Natürlich verstehe ich dich Nick. Verdammt!“ Schluchzte sie und presste sich auf einmal an meine Brust.

Wir saßen einfach nur da. Ineinander geschlungen. Verbunden.

Und unser Bund löste sich auch nicht, als wir irgendwann auf die Matratze sanken und einschliefen.



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