Kapitel 19

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Rachel

Am nächsten Tag, war wie ich vermutet hatte die Post da. Ich setzte mich auf das Sofa und blätterte die Umschläge durch.

Ok. Uninteressant. Uninteressant. Ha! Interessant!

Washington University

Sehr geehrte Frau Trainor,

hiermit laden wir sie herzlich zum Wintersemester ein.

Oh mein Gott! Ich wurde tatsächlich angenommen! Es hatte sich wirklich gelohnt mich für die letzten Plätze anzumelden.

Ich muss das Nick sagen, vielleicht hat er auch noch Chancen!  Wir hätten noch ungefähr 3 Wochen Zeit, um einen Platz im Wohnheim zu bekommen. Ich könnte ihm helfen bei der Bewerbung und allem. Wir könnten dann zusammen hin fahren und das zusammen schaffen! Das wäre Perfekt! Er würde aus seinen Schulden, die er ja eigentlich gar nicht hat, fliehen und könnte seinen Traum erfüllen! Ich werde jetzt zu ihm gehen. Jetzt sofort!

Ein paar Minuten später, hatte ich mir frische Sachen angezogen, denn es war 10 Uhr morgens und ich war joggen gewesen.

Das Laufen lenkte mich ab. Mehr als genug. Ich hatte in der Zeit hier mit Nick gelernt, dass es wichtig ist zu Essen und es komplett egal ist, was andere über einen denken.
Alles was im Moment zählte war Nick.

Ich klopfte an seiner Wohnungstür. Ich wusste nicht, ob er zu Hause war, denn er hatte mir gestern noch gesagt, dass er sich mit Chase treffen würde. Warum zur Hölle trifft er sich immer noch mit so einem Arsch wie Chase?

Ich hörte Schritte. Dann ging die Tür auf. Nick stand mit zerzausten Haaren, die in alle Richtungen abstanden vor mir und lächelte mich müde an. Doch dann fiel mir eine Schramme über seinem Auge auf und seine Lippen waren aufgeplatzt.

"Was ist passiert?" Schrie ich, drängte mich in seine Wohnung und starrte ihn mit offenem Mund an.

"Ähm... Chase.... Also... Er war wütend. Dann kam es irgendwie zur Prügelei." Stotterte er und rieb sich den Nacken.

"Warum Nick? Was ist passiert?" Sagte ich mit fester Stimme, die kein bisschen zitterte.

"Er... er hat mir nochmal alles ganz genau erzählt. Was da früher im Allisons passiert ist. Er hat betont, dass ich sie erschossen habe und ich seine Freundin, MEINE SCHWESTER, umgebracht habe. Mit Absicht! Weil ich Eifersüchtig war! Rachel, alle.... alle geben MIR die Schuld!"

Ich sah, wie seine Augen glänzten. Er wollte nicht weinen und versuchte es mit aller Macht zu unterdrücken.

Ich ging zu ihm, legte meine Hände um sein Gesicht.

"Nicholas Price, du bist nicht schuld an dem Tod deiner Schwester! Lass alle reden was sie wollen! Das ist egal! Du weißt, was passiert ist und das ist das wichtigste!"

“Rachel ICH hatte die verdammte Knarre in der Hand. ICH war kurz davor meinen Gegenüber zu killen! Ich bin ein verschissener Mörder!“

Ich wollte das nicht hören. Ich konnte es nicht. Es machte mir unglaublich viel Angst. Ich verschloss seine Lippen mit meinen. Rede nicht. Küss mich.
Ich presste sie auf seine Verwundeten. Sie sollten einander heilen. Einander fühlen und lieben.

Er zog mich enger an sich und umschlang mich mit seinen Armen.
In meinem Bauch kribbelte es.

Nach einer Weile löste ich mich von dem Kuss und schob ihn etwas von mir weg.

"Ich will nicht, dass du mich auch verlässt Rachel!" Er nahm meine Hände in seine und drückte sie sanft.

"Wir könnten zusammen gehen. Wir würden keine getrennten Wege gehen. Nick... ich wurde angenommen. Das Schreiben kam heute morgen. Es gibt noch weitere Plätze!"

"Ich habe doch gar keine Chance!"

"Du versuchst es ja nicht einmal! Du lässt dich einfach so hängen und erfüllst dir deine Träume nicht, weil du Angst hast, dass Collins dich verrät! Lass es zu Nick, Bitte!"

Er sah zu Boden, ließ meine Hände los und öffnete die Wohnungstür. Dann deutete er mit dem Kinn nach draußen auf den Flur.

Was? Er schickt mich weg?

"Geh." Flüsterte er.

"Du bist Feige! Du hast keine Ahnung was du verpasst und wozu du fähig wärst! Wir haben einander versprochen auf uns aufzupassen und uns niemals im Stich zu lassen. Aber gut. Danke für dein Versprechen, du konntest es ja gut halten!" Ich sah ihn hasserfüllt an und lief dann schnell aus seiner Wohnung.

Wie konnte er nur? Er schickt mich weg, nur weil ich versuche ihm zu helfen? Das kann doch nicht sein Ernst sein.

Als ich in meiner Wohnung die Haustür zuknallte und mich dagegen sinken ließ, merkte ich wie ich bitterlich weinte. Hemmungslos und wütend.

*.*

Nach einer Woche, seitdem ich nichts mehr von Nick gehört hatte, ging ich endlich mal wieder arbeiten. Ich war komplett fertig. Hatte tiefe Augenringe und meine Haare waren ein einziges Vogelnest.

"Na du siehst ja wundervoll aus Rach!" Zog mich Molly auf.

Molly und ich mochten uns wirklich sehr. Ich hatte ihr von der Uni erzählt auf die ich bald gehen werde und dass ich deshalb den Job nicht mehr behalten konnte.

Molly und Morris haben darauf miteinander geredet und mir einen Zuschuss gegeben, was ich eigentlich erst nicht annehmen wollte, es dann aber doch dankbar tat, weil ich das Geld brauchte.

Heute war also mein letzter Arbeitstag. In zwei Wochen war es dann soweit und ich musste mich davor noch um einiges kümmern. Zum Beispiel hatte ich meinen Platz im Wohnheim noch nicht gesichert.

"Tut mir leid. Ich bin momentan echt im Stress. Nick meldet sich kein bisschen und ich muss mich noch um das Wohnheim kümmern." Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln.

"Ach Mensch, ich werde... nein... WIR werden dich so unglaublich vermissen!"

"Ich euch auch Molly!" Ich umarmte sie lange und dann fing mein Arbeitstag auch schon an.

Die Verabschiedung von Molly und Morris war furchtbar. Ich habe geheult wie ein Schlosshund und wir haben uns gegenseitig versprochen jede Woche zu telefonieren.

Nun muss ich mich endlich mal um dieses blöde Wohnheim kümmern.

Zuhause wählte ich die Nummer vom Universitätsdirektor. Ich hatte keine andere komischer weise, deshalb beschloss ich einfach mit zitternden Finger seine Nummer zu wählen.

"Washington University, Mister Grayson am Apparat. Was kann ich für sie tun?"

"Hallo Mister Grayson, hier ist Rachel Trainor. Ich wurde für die letzten Plätze des Wintersemesters angenommen und wollte fragen, ob es möglich wäre einen Platz im Wohnheim zu bekommen?"

"Ach Hallöchen!" Okaaay der scheint nett zu sein!

"Ja natürlich ist das möglich! Ich werde gleich mal sehen, welches der Zimmer noch frei ist. Kleinen Moment bitte."

Ich wartete ungefähr eine Minute ehe er sich wieder meldete.

"Also liebe Miss Trainor. Ich gebe ihnen die Daten per Telefon jetzt durch, wenn das okay ist. Also bitte haben sie einen Stift und Papier griffbereit."

Nach meiner Zustimmung legte er los.

Ich sollte im Gebäude D wohnen direkt auf dem Campus, was natürlich perfekt ist, da es am nächsten zu den Seminaren liegt.

Meine Zimmernummer war die 212 und ich hatte eine Mitbewohnerin. Meghan Cartney.

Wir beendeten das Gespräch und ich war total aufgeregt auf einmal. Ich werde in zwei Wochen an der Washington University studieren! Das wird der Hammer! Hoffentlich ist diese Meghan keine Zicke, davon hatte ich in letzter Zeit nämlich genug.









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