Kapitel 33

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Rachel

Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Der Arzt und die Krankenschwestern kamen aus dem Zimmer.

Sofort sprang ich auf. Was war passiert? Lebte er noch?

"Sie haben Glück gehabt." Der Arzt lächelte mich freundlich an.

"Was heißt das?"

Kathy stand hinter mir und legte eine Hand auf meine Schulter.

"Er hat es geschafft. Nicholas hatte einen Herzstillstand. Aber wir haben alles unter Kontrolle. Nick ist wach. Sehr schwach. Aber wach."

"Oh mein Gott." Ich sprang dem Arzt an den Hals. Und weinte vor freude.

"Na Hoppala!" Er taumelte ein Stück rückwärts und lachte.

"Kann ich zu ihm?" Fragte ich, als ich mich etwas beruhigt hatte.

"Heute nicht mehr. Morgen. Und dann sehen wir weiter."

"Vielen Dank Doktor. Danke für alles."

-

Kathy und ich liefen aus dem Krankenhaus. Wir gingen in ein kleines Café am Straßenrand.

"Danke Kathy. Ich kannte dich nicht. Aber du bist für mich da gewesen. Danke."

"Gerne. Ich war auch mal in der Situation..." Sie schaute auf ihre Tasse Tee.

"Darf ich dich fragen, was passiert ist?"

"Natürlich. Ich würde gerne mit jemanden darüber reden."

Jetzt war ich überracht...

"Du kannst es mir erzählen. Ich möchte jetzt auch für dich da sein."
Sagte ich und lächelte sie aufmunternd an.

"Mein Sohn hieß Angus. Er war 12. Sein Vater ist ein Arsch, genauso wie der Rest der Familie. Er hatte Krebs. Im Endstadium. Die Ärzte konnten nichts mehr machen."

"Scheiße." Flüsterte ich und schlug mir sofort die Hand vor dem Mund. Bei sowas hatte ich echt kein Taktgefühl. Was musste Kathy schon alles durchgemacht haben? Wie schwer muss es für eine Mutter sein ihr Kind zu verlieren?

Sie tat mir leid. Sehr. Und ich wollte ihr helfen, wusste aber nicht wie.

"Rachel?"

"Ja?"

"Ich weiß es ist viel verlangt, aber.... aber können wir in Kontakt bleiben? Bitte?" In ihren Blick schimmerte etwas, was ich nur zu gut kannte. Hoffnung.

"Natürlich Kathy... Natürlich." Versprach ich ihr.

-

Am nächsten Morgen war ich Punkt 10 Uhr aus dem Bett im Wohnheim gesprungen und Lauren hatte mal wieder rumgemeckert, dass mein Wecker ätzender als ihre Professorin war.

Ich duschte mich, föhnte die Haare und zog ein Marineblaues Freizeitkleid und flache helle Schuhe an.

"Wohin gehst du so früh?" Fragte Lauren und gähnte lautstark.

"Zu Nick. Er ist doch wach." Sagte ich und nahm meine Tasche vom Stuhl.

"Ach ja. Hattest du ja gestern erzählt. Hast du was dagegen, wenn Phil und ich nachher... in einer Stunde... auch mal vorbei kommen?"

"Nein. Er würde sich sicher freuen."

"Dann bis nachher!"

Auf dem Campus Parkplatz stieß ich mit Seth zusammen. Er hielt mich an den Schultern fest, damit ich nicht umkippte.

"Tut mir leid!" Nuschelte ich und richtete meine Haare.

"Zu Nick?"

"Ja."

"Ich fahre dich."

"Aber ich muss doch nur...-"

"Ich fahre dich." Seth beharrte auf seiner Antwort und schob mich zu seinem Auto. Wir fuhren 20 Minuten und hörten still schweigend der Musik aus dem Radio zu.

"Wurde auch mal Zeit, dass der Herr sich wieder unter die Lebenden mischt." Witzelte Seth und schlug die Autotür zu. Ich lachte und zusammen liefen wir in den Eingangsbereich des Krankenhauses. Da wir ja mittlerweile wussten wo Nick war, gingen wir ohne zu fragen durch die Gänge, fuhren 3 Stockwerke höher zur Intensivstation.
Der Arzt bemerkte uns und begrüßte und mit einem breiten Lächeln.

"Hallo. Schön Sie zu sehen. Nicholas ist wach. Sie können zu ihm."

Vor seiner Zimmertür blieben Seth und ich nocheinmal stehen und schauten uns an. Oh Gott ich war so nervös.

"Was ist, wenn er sich an nichts mehr erinnern kann??? Was ist, wenn er nicht mehr Spricht oder.... oder Laufen kann... vielleicht hat er irgendwas und... und..." Quasselte ich aufeinmal los.
Plötzlich packte mich Seth wieder an den Schultern und starrte mir in die Augen, sodass ich verstummte.

"Jetzt hör mal zu Rachel. Wir gehen da jetzt rein und es wird alles so sein wie früher... Naja... nicht ganz. Aber fast. Also kack dir jetzt nicht in die Hose... eher Kleid und geh!" Er lachte, was gar nicht zu seiner Ansage passte, stieß die Tür auf und schob mich als erstes rein. Er folgte mir und dann sahen wir ihn.

Nick. Nick. Nick.

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