Drei

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Nicholas

Ich hasste es auf Partys zu sehen, wie Caitlyn und Sofie uns die Freundschaft vorheuchelten und andere insgeheim fertigmachten. Die beiden waren nichts Besseres, als oberflächliche Zicken ohne Arsch und Titten. Einmal sah ich, wie Caitlyn ihren BH mit Watte ausgestopft hatte. Erbärmlich.

Ich stand gerade in Jens Küche, als Rachel auf einmal hereingestolpert kam und dabei eine Flasche Wodka zu Boden riss.

„Scheiße!" Panisch suchte sie die Küche nach einem Lappen ab und kniete sich dann auf den Boden, um die Scherben einzusammeln. „Du tust dir noch weh." Sagte ich etwas heiser.

Sie hatte mich anscheinend noch gar nicht wahrgenommen, sie erschrak und ihr vielen die Scherben erneut auf die Fliesen.

„Warte ich helfe dir." Ich kniete mich zu ihr nieder und war immer noch viel größer als sie. Ihre langen blonden Wellen fielen ihr über die Schulter ins Gesicht. Sie hatte kleine Sommersprossen auf der Nase und ihre Augen funkelten in dem schönsten Blauton, den ich je gesehen hatte.

„Ich schaffe das schon." Protestierte sie und kniff die Augen zusammen.

„Ich bin Nick." Ich hatte kein bisschen nachgedacht, warum ich mir ihr vorstellte. Im Nachhinein, muss das ziemlich dämlich geklungen haben.

„Ich heiße Rachel." Sie lächelte Schüchtern und wand ihren Blick fort von mir. Klar, mich kann man nicht so lange anschauen. Ich bin kein Sunny Boy, den man gerne ansieht.

„Ah!" Rachel stieß einen erstickten laut aus ihrem hübschen Mund kommen. Ich sah zu ich und bemerkte, dass Blut aus ihrer Hand sickerte. Dort steckte eine recht große Scherbe in ihrem Handgelenk. Ich wusste doch, dass sie sich verletzen würde.

„Lass mal sehen." Ich legte meine Scherben auf den Lappen und nahm ihre Hand in meine. Sie zog scharf die Luft ein, als ich sie berührte. Innerlich ging es mir keines Weges anders. Es waren wie kleine Stromstöße voller Adrenalin, als ich sie anfasste. Sowas hatte ich bei keinem Mädchen erlebt. Es war verdammt ungewöhnlich.

„Ich ziehe es dir jetzt raus ja?" Ehe ich die rhetorische Frage ausgesprochen hatte, zog ich die Scherbe aus ihrer Haut. Sie kniff die Augen so doll zusammen, dass ihre Augenlider weiß wurden.

„Ist es vorbei?" Fragte sie zögerlich.

„Ja. Kannst die Augen wieder aufmachen." Ich musste Grinsen, doch ich versuchte es zu unterdrücken. Das zucken meiner Mundwinkel, konnte ihr jedoch nicht entgangen sein, denn sie strahlte mich an. „Danke Nick." „Gern." Presste ich zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor.

Ich konnte meinen Blick von ihren Lippen nicht abwenden. Sie waren voll und rosa. Genau die gleiche Farbe wie ihre Wangen. Ich entdeckte süße Grübchen und musste schmunzeln.

„Was ist?" Fragte sie.

Scheiße, ich hatte zu lange gestarrt.

„Ähm was willst du trinken?" Fragte ich schnell, damit sie auf keine falschen Gedanken kam.

„Ginger Ale mit Wodka?"

„Kommt sofort." Ich zwinkerte ihr zu, und balancierte die Flasche mit dem Glas geschickt zum Tresen.

„Voila." Theatralisch übergab ich ihr den Drink. „Schmeckt fantastisch." Lobte sie mich, als sie einen kräftigen Schluck aus dem schwarzen Strohhalm zog. Und wieder musste ich ihre Lippen anstarren, die sich um den Halm herum legten und saugten.

Irgendwann drehte sie sich um, warf mir noch ein Lächeln hinterher und verschwand im Wohnzimmer. Ich sah ihre langen Haare hin und her schwingen und wie sie sich mit beiden Händen an ihrem Getränk festklammerte.

Sie ist nichts für dich! Meldete sich mein Unterbewusstsein.

Das war mir egal. Ich werde gut zu ihr sein. Das hat sie verdient. Ich weiß es, auch wenn ich sie erst seit zwei Stunden kenne.

Die Frauen sahen in mir den Typen der Arrogant war und mit ihnen spielte. Der sie nie ernst nahm und unberechenbar war. Darauf standen sie. Sie wollten Dominanz, die ich ausstrahlte. Sie fühlten sich besonders, wenn ich mit zu ihnen nach Hause ging und mit ihnen schlief. Ich hatte nie eine wirklich an mich herangelassen. Nie hatte eine, das echte Ich kennengelernt.

Heute hatte ich das Gefühl, nie wieder derselbe zu sein. Und ich weiß ganz genau, dass es an Rachel liegt.

FACEWhere stories live. Discover now