Im Hotel

1.6K 75 5
                                    

Die Zeit war gekommen. Heute war die Abschlussprüfung. Sie würde sich beweisen und doppelt so viel Kraft wie sonst in ihre Attacken hineinstecken.
Sie würde nicht versagen, denn das hatte sie noch nie.
"Natalia?" Eine strenge Frauenstimme ließ sie innerlich aufschrecken und sie sah nach oben in das Gesicht ihrer 'Trainerin', also wenn man diese als solche bezeichnen konnte. Sie war eine fuchtbare Person und zeigte in nicht einer Situation Mitgefühl zu Natasha und ihren Mitschülerinnen.
Erst letztens hatte die junge Russin wieder einmal beobachtet, wie die herzlose Frau eine von den Neuankömmlingen, die schon am Weinen war, zusammenschrie.
Natürlich war das nichts schönes, aber Natalia hatte in all den Jahren voller Schmerzen und Drill hier so einiges gelernt. Das beste Beispiel dafür war, niemanden an sich heran zu lassen und jedes Gefühl zu unterdrücken... Wenn man dem Gegner auch nur eine winzige Schwäche zeigte wurde man auf eine ganz besonders grausame Art und Weise bestraft.

Langsam folgte sie ihrer Mentorin in den 'Red-room'. Sie sagte kein Wort, denn niemand hier hatte die Erlaubnis, zu sprechen, außer wenn man ihn dazu aufforderte.

"Natalia Alianova Romanova, sind sie bereit, für Ihre letzte Probe?"
Die Frau stand ihr gegenüber und musterte sie eindringlich.
"Das bin ich."
"Sind Sie auch bereit, ihre Loyalität unter Beweis zu stellen?"
"Ja M'am."
"Gut..." Ihre Trainerin lächelte höhnisch. "...erschießen Sie ihn!"
Ihr Finger wanderte in Richtung Tür. Ein Junge wurde hineingeschleift. Er sah ziemlich müde aus.

Natalia stockte für einen Moment der Atem. Sie kannte ihn. Er war etwa ein Jahr nach ihr angekommen. Sie hatte ihn in seiner Einführungsphase hier herumgeführt und ihn alles gezeigt. Von ihm hatte sie eine Menge an Tricks gelernt.
Das war in der Zeit gewesen, als sie noch nicht begonnen hatte, ihre Gefühle vor allem und jedem zu verbergen.
Wie war nochmal sein Name?
E... Egon? Nein... Egor.

Er sah ihr angsterfüllt mit einem fast schon flehenden Blick in die Augen, dann stülpten ihm zwei kräftige Männer einen Sack über den Kopf, der sein Gesicht vollständig verdeckte.
Da hörte sie sein Flüstern, auch wenn es nur sehr leise war.
"Nat, bitte!"
Sie bekam eine Pistole in die Hand gedrückt und sah zu, wie Egor von den beiden Wachen in die Knie gezwungen wurde.
Sie umschloss den Griff ihrer Waffe etwas fester und drückte ab.

Panisch schreckte Natasha aus ihrem Schlaf hoch.
Sie war schweißgebadet und ihre Sachen klebten an ihrem Körper.
Es dauerte eine Weile bis sie realisierte, wo sie war- in einem Hotelzimmer in Budapest.
Neben ihr im Doppelbett lag ihr Partner, der wie eigentlich immer wenn er schlief friedlich aussah.

Um ihn nicht aufzuwecken, hob sie leise ihre Decke nach oben und krabbelte aus dem Bett heraus.
Als ihre Füße den Fußboden berührten, zuckte sie vor Überraschung über die davon ausgehende Kälte erst ein wenig zusammen, schlich dann aber doch auf die gegenüberliegende Seite des Zimmers, wo ihre Koffer nebeneinander lagen.

Sie hockte sich hin und versuchte leise den Reißverschluss ihrer Tasche aufzuziehen, was ihr nicht so ganz gelang. Ihr Blick schoss zurück zum Bett, in der Erwartung, dass Clint villeicht dadurch aufgewacht sein könnte, aber das war er nicht.
Leise lachend schüttelte sie ihren Kopf. Das war typisch für den Spezialagenten: egal wann oder wo er sich befand, er besaß die Gabe, fast jeden zweiten Tag lange ausschlafen zu können. Zudem war sein Gehör nach dieser Explosion in Prag eh nicht mehr so gut wie es hätte sein sollen (über 50 Prozent unter dem Normalbereich) was zusätzlich noch dazu beigetrug.

Natasha zog ein paar frische Sachen aus dem Koffer und ging damit ins Badezimmer.
Sie zog ihr durchgeschwitztes Top und die Shorts aus und stellte sich unter die Dusche.
Das Wasser prasselte auf sie herab. Sie erlaubte sich, für einen Moment ihre Augen zu schließen und die Wärme zu genießen.

Als sie fertig war, stieg sie aus der Dusche hinaus und wickelte sich mit einem Handtuch ein.
Sie trocknete ihre Haare mit einem etwas kleineren ab.
Nach dem Föhnen brauchte sie fast fünf Minuten um ihr Haar mit ihrem Kamm zu bändigen.
Sie zog sich ihre neuen Sachen an und betrachtete sich im Spiegel.
Als sie die tiefen Ringe unter ihren Augen bemerkte, musste sie leise seufzen. Letztendlich beließ sie es aber dabei und betrat nach einem letzten Blick in den Spiegel wieder das Schlafzimmer. Der Rotschopf krabbelte wieder zu Hawkeye ins Bett, der sie diesmal zu bemerken schien.
Sie musste über sein Gegrummel lächeln, als sie sich an ihn kuschelte und rückte deswegen nur noch näher an ihn heran. "Guten Morgen, Schlafmütze." Als Clint die Stimme seiner Partnerin hörte, öffnete er seine Augen und lächelte sie an.
"Guten Morgen, Sonnenschein."
Natasha's Mundwinkel wanderten erneut nach oben.
Sie sah glücklich aus, aber trotzdem erkannte er, dass irgendetwas nicht stimmte. "Hey, ist alles in Ordnung?" "Ich... weiß nicht ganz..." Sie sah aus dem Fenster, wollte seinem Blick ausweichen, doch er zwang sie ihn anzugucken.
Clint setzte sich aufrecht hin und sah sie an. "Nat, was ist los?"

Als er sie so nannte, erinnerte sie sich wieder an Egor. Er hatte es nicht verdient, zu sterben. Er hätte weiterleben sollen.
"Nat?" Clint holte sie zurück in die Gegenwart. Er war nach ihrem früheren Kameraden die einzige Person, die sie so nennen durfte. Sie hatte es ihm erlaubt, jedoch war sie sich da jetzt nicht mehr so sicher.
"Ja? Was?" Verwirrt sah sie ihn an. Er hatte etwas gesagt das sie nicht verstanden hatte. "Ist etwas passiert?" Er betrachtete seine Freundin mit einem besorgten Gesichtsausdruck. "Ich habe wieder vom Red Room geträumt.", flüsterte sie fast lautlos. Am Ende des Satzes brach ihre Stimme und sie verstummte. Traurig sah sie zu Boden.

Sie erinnerte sich an diese schreckliche Zeit nur ungern. Jedoch sprangen ihre Gedanken öfters wieder in diesen Lebensabschnitt zurück, in der sie zu der berühmten Black Widow trainiert und ausgebildet wurde.

Da spürte sie, wie sich zwei starke Arme beschützend um sie legten. "Es wird alles wieder gut. Du bist hier in Sicherheit."
Ein paar Tränen sammelten sich in ihren Augen und flossen ihr langsam die Wangen hinunter.

Hallo an all meine Leser, die sich für Budabest entschieden haben.
Erst einmal möchte ich sagen: vielen Dank für euer Interesse. Desweiteren ist es nötig zu erwähnen, dass ich diese Fanfiction vor dem Black Widow Film geschrieben habe. Es enthält also kaum Inhalte, die mit der wahren Handlung aus der Marvel-Timeline zu tun haben. Betrachtet es also einfach als eine alternative Handlung ihrer Mission und gibt der Fanfiction eine Chance.
Viel Spaß beim Lesen,
Eure Clintasha315. 💙

Clintasha- Mission BudapestDonde viven las historias. Descúbrelo ahora