Gefühlschaos

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Glücklich nahm Clint sie in den Arm. So verharrten sie noch einige Minuten. Dann flüsterte er ihr ins Ohr, dass er sich einen gemeinsamen Urlaub und mehr arbeitsfreie Zeit genauso wünschte.
Dass er diese vielen Aufträge auch überalles hasste, es mit ihr jedoch nicht ganz so unerträglich war als vor ihrem Eintritt bei SHIELD.
Diese wenigen Sätze waren nichts besonderes, aber sie jagten der Rothaarigen angenehme Schauer über den Rücken.
Sein Atem, der von hinten ihre Wange streifte, begann zu kitzeln und sorgte dafür, dass sich ihre Nackenhärchen aufstellten.
Er war ihr zu nah.
Wenn sie nicht sofort etwas unternehmen würde, würde sie sich gehen lassen.
Dann wäre sie am Ende.
Er würde ihren mühsam errichten Schutzwall einfach einreißen- sie dazu bringen, ihre Gefühle nicht einfach beiseite zu schieben, sondern diese zuzulassen.
Nein.
Das durfte auf keinen Fall passieren.
Niemals.
Mit klopfendem Herzen drückte sie ihn sanft beiseite.
"Clint, ich... ich muss mich jetzt fertig machen..." Sie sah, wie ihr Partner kaum merklich zusammenzuckte- fast schon, als wäre er gerade aus einem Traum aufgewacht. Er sah sie an, als wäre er ein verletzes Reh. "Natürlich." Man erkannte auf einen Blick, dass er sich unwohl fühlte. Der Versuch es zu verstecken scheiterte kläglich: seine Stimme bebte und sein gesamter Körper war angespannt. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt.
Um ihrem aufkeimenden Mitgefühl für ihn zu entgehen, schnappte sie sich ein Kleid und hohe Schuhe aus dem Koffer und verschwand im Bad.
Sofort als sie die Tür verriegelt hatte lehnte sie sich dagegen und stieß erleichtert die Luft aus. Um sich zu beruhigen stellte sie sich unter die Dusche und ließ das heiße Wasser ihren Körper erwärmen.
Trotzdem konnte sie sich nicht entspannen. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu ihrem Freund. Wie er sie angesehen hatte und sich sein warmer Atem auf ihrer Haut angefühlt hatte. Auch sein vertrauter Geruch hatte einfach nicht vor, aus ihrer Nase zu verschwinden.
Verdammt, was war nur mit ihr los?!
Wieso wollte sie einfach nur noch bei ihm sein? Ihn ansehen und seine Stimme hören? Warum ließ sie das zu? Klar, in seiner Nähe zu sein gab ihr Kraft und Hoffnung- aber um welchen Preis?

Als sie die Dusche verließ, zog sie sich schnell um und stellte sich vor den großen Spiegel. Das dunkelgrüne Kleid stand ihr sehr gut. Es reichte ihr bis zu den Oberschenkeln und hatte einen normaltiefen Ausschnitt.
Ein resignierter Seufzer verließ ihren Mund, als ihr bewusst wurde, dass sie wieder Ewigkeiten für ihre Haare und das Make up benötigen würde. Dieses Mal gab sie sich aber nicht so große Mühe wie am Vortag- das war ja nur für ein Treffen mit Cortez.

"Hey Falke?" Unsicher lehnte sie sich an die Wand hinter sich und zupfte ihr Kleid zurecht. "Was meinst du- geht das so?" Er lag auf dem Bett, seine Arme und Beine von sich gestreckt, und starrte an die Lampe darüber.
Als er kurz aufblickte ließ er nur ein knappes "Jap" verlauten. Dass er rote Wangen bekam, bemerkte die Agentin nicht, nur dass man ihn nun besser nicht ansprechen sollte.
Desshalb packte sie noch ihre Tasche und verließ das Hotelzimmer.
"Bis nachher, Clint."

Clintasha- Mission BudapestWhere stories live. Discover now