Bist das noch du?

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Der Venizianische Spiegel.
Eine ziemlich praktische Erfindung des Militärs.
Geschaffen, um Attentäter oder Verbrecher zu verhören.
Er ist so aufgebaut, dass die Verhörenden den Schuldigen sehen können, dieser jedoch nur sein eigenes Spiegelbild in der Wand erkennt.

Natasha wurde nach ihrem Angriff auf Clint in einen solchen Verhörsaal gebracht.
Man setzte sie auf einen Stuhl und fesselte sie an Armen, Beinen und Bauch.
Man hatte sie auf Clints Bitte hin an eine Menge technischer Geräte angeschlossen, die sicherstellen sollten, dass es ihr trotz der gefährlichen Situation gut ging. Man maß außerdem ihre Vitalwerte und checkte ihren Körper auf Unregelmäßigkeiten ab.

Clint saß auf der anderen Seite des Spiegels und ließ seinen Hals untersuchen. Mit seiner Gesundheit schien soweit alles okay zu sein. Dennoch hatte sein Hals an manchen Stellen bereits einen grünen bis violetten Farbton angenommen.

Unruhig knetete er seine Hände und starrte auf seine schlafende Freundin.
Er hatte einen der leitenden Laboranten zu sich kommen lassen und stellte nun die Frage, die ihm seit dem Vorfall schon auf der Zunge brannte.

"Ihr Verhalten... war das Serum dafür verantwortlich?"
Hoffnungsvoll blickte Clint zu dem Chemiker nach oben. Er hatte Angst vor dessen Antwort. Noch schlimmer wäre es jedoch, wenn Nat ihn aus freien Zügen angegriffen hätte.

"Das Serum hat höchstwahrscheinlich die Wirkung, den eigenen Charakter der damit in Kontakt kommenden Person zu unterdrücken. Wir vermuten, dass Agent Romanoff nicht mehr sie selbst ist und von dieser Droge kontrolliert wird."

Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch.
"Eine Droge?"

"Ja. Es gibt Drogen wie diese in vielen Varianten. Wie zu erwarten sind sie illegal. Der Geist des Konsumenten kann in vielen Fällen dabei zu Bruch gehen."

Der Bogenschütze blickte besorgt hinter das Glas. Seine Freundin schlief noch. Plötzlich beschlich ihn der angsteinflößende Gedanke, dass er sie vielleicht nie wirklich wieder bekommen könnte.

"Wenn es Sie tröstet: Agent Romanoff hat die Droge besser abgestoßen, als die meisten bekannten Fälle. Wahrscheinlich hat sie mit ihrem ganzen Herz dagegen angekämpft."

Clint schloss die Augen.
Sie hatte für ihn gekämpft. Sie hatte versucht, für ihn gegen eine Droge anzukämpfen. Das hatte er gesehen.

"Wird sie wieder normal werden?"

"Das können wir nur schlecht voraussagen. Sie kann von Glück reden, dass sie den Pfeil mit dem Serum fast augenblicklich aus ihrer Haut entfernt haben. Sonst wäre die Wirkung erheblich schlimmer gewesen."

"Kann... kann ich vielleicht irgendetwas tun, um ihr zu helfen?"
Der Agent hasste es an einem Krankenbett zu sitzen und abzuwarten. Er verabscheute das Gefühl von Rat- und Hoffnungslosigkeit, welches sich dann immer in seiner Bauchgegend einstellte.

Der Laborant runzelte nachdenklich die Stirn und antwortete bedächtig. Anscheinend war er sich selbst nicht sicher, wie man mit solchen Patienten am besten umgehen sollte.
"Vielleicht könnten Sie immer und immer wieder versuchen, mit Agent Romanoff zu reden. In Fällen von dieser Droge führt Isolation von der Außenwelt oft zu einer Verschlechterung des Zustandes. Wenn Sie mit ihr reden, könnte ihr gesunder Verstand vielleicht so lange erhalten bleiben, bis das Serum ihre Blutbahnen verlassen hat."

Entschlossen nickte der Bogenschütze. Er musste Natasha wieder bekommen. Ohne sie wüsste er nicht mehr, was er tun sollte.

Ein paar Minuten später schlug Natasha ihre Augen wieder auf. Sie sah sich mit einem verstörten Blick um und versuchte im Anschluss von ihren Fesseln los zu kommen.

Clint sprang auf und öffnete die Tür. Sofort spürte er ihren stechenden Blick auf seinem Rücken. Er drehte sich um und lächelte leicht.
"Hey Nat. Wie geht es dir?", fragte er mit beruhigender Stimme.
Anstatt zu antworten starrte sie wieder stur geradeaus.

"Ich will nur mit dir reden, Nat."
Ihr Blick schoss beim Vernehmen des Spitznamens geradezu in seine Richtung. "Nenn' mich nicht so!", zischte sie, "Du hast kein Recht dazu!"
Der Bogenschütze runzelte die Stirn. "Du hast mir das Recht dazu gegeben, weißt du nicht mehr? Du hast gesagt, es sei okay, wenn ich dich so nenne."
Die Russin spannte ihren Kiefer an. Sie schien sehr wütend zu sein.
Beschwichtigend hob er seine Hände.
"In Ordnung, wie soll ich dich denn nennen?" "Du sollst nicht mit mir reden, kriegst du das nicht in deinen Schädel?"
"Ich nenne dich Natasha. Wie wär's damit?" Genervt verleierte sie die Augen, widersprach aber nicht. Das sah er als Zustimmung an.

Er blieb noch eine Weile neben ihrer Pritsche sitzen und versuchte mit ihr zu reden. Jeder Versuch einer Konversation wurde jedoch von ihr unterbunden oder ignoriert.
Es war, als wären sie Fremde, oder als wäre er ihr größter Feind. Es tat Clint weh, dieses Gefühl vermittelt zu bekommen.
Es war schon immer seine größte Angst gewesen, von Natasha verstoßen zu werden. Trotzdem war er willens, ihretwegen dieses unangenehme Stechen in seiner Brust in Kauf zu nehmen.

"Was mich ja interessieren würde, Clint, ist: Warum bist du hier? Ich habe dich beinahe umgebracht und nichts dabei gefühlt. Denkst du wirklich, dass du deine Freundin noch retten kannst?"
Ein bösartiges Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie lehnte sich gemächlich zurück.

Clint hasste es, dass sie genau auf seiner mentalen Schwachstelle herum hackte und mit seiner Angst spielte. Dennoch knickte er nicht ein und legte seine Hand vorsichtig auf ihren Arm. Sie zuckte zusammen.

"Ja. Ich bin fest davon überzeugt. Du bist stark, Natasha. Du kannst es schaffen; du kannst so lange durchhalten, bis dieses Serum aus deinem Blut heraus ist."

Sie lachte leise, was sich in Clints Ohren alle Alarmglocken klingen ließ.

"Ich will das doch gar nicht, Clint. Es fühlt sich gut an.", lächelte sie.

Das war zu viel. Clint stand nach diesem Kommentar auf und verließ den Verhörsaal.

 Clint stand nach diesem Kommentar auf und verließ den Verhörsaal

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Wow. Ich bin so happy gerade!! Ich bin jetzt schon etwa seit einer Woche auf #1. Danke, dass ihr mir das durch euren Support ermöglicht habt. 😭😊💛

Clintasha- Mission BudapestTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang