Was sind wir?

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Als der Bogenschütze wieder aus der Duschkabine kam hatten sich seine Probleme zwar nicht in Luft aufgelöst, dennoch fühlte er sich entspannter als zuvor.
Er hatte nicht den leisesten Schimmer, wie er Natalia nun gegenübertreten oder sich verhalten sollte. Deshalb stellte er sich noch ein letztes mal seinem Spiegelbild gegenüber und sprach sich innerlich Mut zu.

Er schnappte sich anschließend ein frisches Shirt von der warmen Heizung und zog es sich über. Vorher schlüpfte er noch in seine Boxershorts und öffnete dann angespannt die Tür zum Schlafzimmer.
Von einem Augenblick auf den Anderen lagen die Augen seiner Freundin auf ihm.
Er wagte es sich nicht, zu ihr aufzusehen und trottete desshalb einfach nur an ihr vorbei um sich anschließend wieder auf das Bett zu werfen.

Seine Augen waren geschlossen, aber er wusste, dass sie ihn noch eine Weile lang anstarrte.
Anschließend hörte er ihr resigniertes Aufseufzen. Die Matratze neben sich senkte sich langsam ein Stück und er konnte spüren, wie Natasha sich zögerlich neben ihn legte und im gleichen Tempo ihren Kopf in seine Halsbeuge legte.
Diese unerwartete Berührung ließ ihn aufzucken, zumal er auf Zuneigung nach seiner Aktion ebend überhaupt nicht vorbereitet gewesen war. Er hatte eher mit Vorwürfen oder Anschuldigungen ihrerseits gerechnet und war nun wirklich froh, dass sie versuchte ihm zu verdeutlichen, dass sie ihn nun zumindest nicht hasste.

Ihre leise Stimme brachte ihn dann zurück in die Realität.
"Clint?" Sie klang sehr ausgelaugt, verwirrt und vorallem wollte sie Antworten. Diese Stimme hatte er schon ein paar Mal in ihren indirekten Verhören auf den Missionen in Amerika und Europa gehört, nur das sie es dieses mal nicht vorgab oder schauspielerte.

"Mmh?" Er betrachtete sie kurz aus dem Augenwinkel und erkannte, dass sie mit einem sehr nachdenklichen Blick an die Wand starrte.
"Was machen wir hier überhaupt? Was genau sind wir jetzt? Ich verstehe das nicht mehr..."

Behutsam schob er ihren Kopf von seiner Schulter und setzte sich hin. Glücklicherweise verstand sie seine unausgesprochene Aufforderung es ihm gleich zu tun und platzierte sich vor ihm in einer Schneidersitzpose.

Als sie ihm dann ihre volle Aufmerksamkeit schenkte begann er zögerlich das Gespräch.

"Ich denke es ist kompliziert. Wir haben Gefühle für den jeweils anderen, haben es aber noch nie so wirklich ausgesprochen, weil dann die Wahrscheinlichkeit höher ist, verletzt werden zu könnten. Wir haben auch schon miteinander geschlafen, was unsere Gefühle ja nur noch mehr zum Ausdruck bringt. Dennoch wissen wir nicht, ob das mit unseren Jobs vereinbar ist... Ich zumindest habe schon häufig daran gedacht, dass es uns vielleicht etwas unvorsichtiger werden lassen würde. Ich habe auch bei mir selbst schon ein paar Mal bemerkt, dass ich mein Ziel aus den Augen verloren habe, weil ich von dir abgelenkt war..."
Sie hörte ihm aufmerksam zu und nickte dann beeindruckt.
"Respekt, du hast es gerade geschafft, die letzten fünf Jahre in nur sechs Sätzen zusammen zu fassen." Sie musste leicht lächeln und schaute dann auf den Bettabschnitt vor ihren Beinen. "Du hast mit allem recht, es wird definitiv schwer für uns werden... Können wir es trotzdem einmal versuchen? Ich meine, wir haben ja schon eh eine Beziehung mit Pärchencharakter geführt. Das würde ja kaum einen Unterschied machen."
Grinsend stimmte der Bogenschütze zu. "Ja. Lass es uns versuchen."

Langsam und vorsichtig lehnte er sich nach vorne und legte so sanft wie noch nie seine Lippen auf ihre.  Beide Agenten erfasste eine unglaubliche Wärme- ausgehend von ihren viel zu schnell schlagenden Herzen- und dieses Mal ließen sie diese Wärme zu. Sie bewegten zärtlich und im Einklang ihre Lippen gegeneinander und lächelten kurz in den Kuss hinein.
Kurze Zeit später mussten sie sich wieder lösen, um wieder normal zu atmen. Natasha krabbelte auf ihn zu und drückte ihn sanft nach hinten in die Laken und legte sich auf ihn. Sie lehnte sich zu einem weiteren Kuss nach unten und fuhr mit ihren Händen durch seine Haare, während er seine Arme um ihre Taille schlang.
In diesem Moment war es gar nicht nötig, sich mit Worten auszudrücken. Ihre Taten übernahmen diese Aufgabe bestens.
Wenn man ihnen in die Augen blickte, konnte man eine so starke Liebe und Glücklichkeit erkennen, die sie wohl lange nicht mehr gezeigt hatten.

Ja, ich lebe noch. Hier mal ein- wie ich finde- sehr romantisches Kapitel. Ich liebe die Idee davon, glaube aber, dass ich das vielleicht nicht ganz so toll umgesetzt habe? Idk, hoffe es gefällt euch trotzdem. ♡

Clintasha- Mission BudapestWhere stories live. Discover now