Kapitel 1

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Verwundert sah sich die Halbdrachin um, als sie die Augen aufschlug. Sie befand sich in einem Wald. Was war passiert? Sie konnte sich nicht so genau daran erinnern. So ganz wollte ihr Hirn nicht arbeiten.
Den Blick umher werfend sah sie sich um. Der Wald war dicht bewachsen. Die Vögel zwitscherten fröhlich ihre Lieder und die Tiere des Waldes suchten nach Nahrung. Die Halbdrachin befand die Gegend als sicher und sah lief umher. Ihre Drachengestalt annehmend sah sie sich dann nach einem Reh um, welches ihre Mahlzeit werden sollte.
Schnell war ein solches Tier gefunden und genau so schnell war es erlegt. Anscheinend kannten sie keine Drachen, denn geflohen war dieses Tier nicht wirklich. Gemütlich machte sie es sich an einem See und verspeiste das Reh. Die Überbleibsel vergrub sie sorgfältig, bevor sie sich für ein Schläfchen hin legte.
Wieder wach wurde sie, als sie einige Stunden später die Anwesenheit eines anderen Wesens bemerkte. Sie schlug die Augen auf und blickte in zwei riesige braune Augen. Das Wesen dazu sah aus wie ein riesiger männlicher Mensch, aber trotzdem sah dieses Ding anders aus. Als es seinen riesigen Mund aufriss, wusste die mitternachtsblaue Halbdrachin, dass es sie fressen wollte. Flink sprang sie beiseite und spieh Feuer, was ihr die Zeit gab in die Luft abzuheben. Diese Kreatur dampfte und sie konnte erkennen, dass es sich davon erholte. "Verdammt, irgendwie muss ich ihn los werden..." flüsterte sie sich selbst zu und flog weiter nach oben. Als sie sich umsah, erkannte sie, dass es dort noch weitere dieser Kreaturen gab. Es würde also wenig nützen diesen zu vernichten, wobei sie noch nicht einmal sicher war, wie sie das zustande bringen sollte.
Sie wandte sich ab und flog in nördlicher Richtung unter der Wolkendecke. So viele dieser Riesen stapften durch die Welt. Und sie schienen verschiedene Größen zu haben. In der Ferne konnte sie Mauern aus machen, welche von Memschenhand gebaut worden sein mussten. Ihre menschliche Hälfte suchte nach Kontakten und so gab sie dem nach und flog auf die Mauer zu, bis sie unter sich einige Menschen ausmachen konnte, die auf Pferden unterwegs waren und auf die Mauer zu ritten. Sie trugen alle einen grünen Umhang mit einem Wappen drauf. Vermutlich sollten das ineinander verschränkte Flügel darstellen. Und sie schienen mit Rauchsignalen zu arbeiten, denn sie wichen damit den Titanen aus. Dabei kamen verschiedene Farben zum Einsatz. Rot, schwarz und grün. Es dauerte einen Moment, bis die Halbdrachin die Signale verstand und auch was die Schwachstelle dieser seltsamen Wesen war. Die Menschen kamen näher zu der Mauer, aber an dem Tor waren einige dieser Kreaturen. Es schien dabei schon fast, als würden sie auf die Menschen warten. Der Instinkt ließ die mitternachtsblaue Halbdrachin handeln und sie flog im Sturzflug auf einen dieser Riesen zu, riss ihn zu Boden und zerriss ihm fauchend den Nacken.

Erwin lotste den Aufklärungstrupp sicher durch die Titanen bei Rückkehr. Sie kamen der Mauer immer näher, doch dort trieben sich jede Menge Titanen herum. Verdammt was machten denn die von der Garnison? "Wir kommen nicht drum herum. Wir müssen uns durchkämpfen" sagte er. Gerade wollte er die Befehle dazu erteilen, als links ein dunkler Schatten vom Himmel herunter und stürzte sich auf den größten der dort Anwesenden Titanen und schaltete ihn aus. "Was ist das?" fragte einer neben ihm entsetzt. "Das gilt es heraus zu finden. Levi, Hanji kümmert euch darum" sagte Erwin und schoss ein grünes Signal nach links, während Levi und Hanji beide weiter auf die Titanen zu ritten. Dieser dunkle Schatten war ein riesiges Echsenwesen mit ledrigen Flügeln. Es stürzte fauchend auf den nächsten Titanen, und spieh erst Feuer in das Gesicht des Titanen, um ihm dann den Kopf ab zu reißen. Hanji und Levi erledigten jeder auf seine spezielle Art und Weise.

Die Halbdrachin sah sich um, die letzten beiden Riesen wurden von zwei Menschen. Der eine war ein kleiner Mann, nicht viel größer als die Halbdrachin selbst in Menschengestalt. Er hatte kurze schwarze Haare unter dem grünen Umhang trug er eine Uniform. Der zweite Mensch war weiblich, hatte rote Haare und trug eine Brille. Und genau dieser kam auf die Halbdrachin zu und redete etwas, aber die Halbdrachin verstand kein Wort. Wachsam beobachtete sie die beiden, bemerkte aber auch die anderen Menschen, die sich näherten.
Sie wusste keinen anderen Weg, als in den Geist der beiden jeweils einzeln einzudringen. Drachen konnten viele Sprachen sprechen und waren linguistische Genies, die sehr schnell neue Sprachen lernten. Nebenbei erfuhr sie die Namen der beiden. Die Frau hieß Hanji, der Mann Levi.
Weiter wühlte sie nicht in den Gedanken der beiden, konnte aber nun die Sprache verstehen. Sie wusste aber auch, dass die beiden das mit den Gedanken gemerkt hatten.
"Was war das?" fragte Hanji.
"Ich... Musste das tun..." sagte die Halbdrachin unsicher und machte einen Schritt rückwärts. Sie war angespannt und war bereit sofort los zu fliegen.
"Macht Platz!" sagte diese Hanji und brachte die anderen dazu weiter weg zu gehen. "Du verstehst unsere Sprache. Was bist du?"
Die Halbdrachin schlug die Klauen in den erdigen Boden. Sie fand es seltsam, dass nicht erst nach ihrem Namen gefragt wurde. "Ich bin... Eine Halbdrachin" sagte sie und ließ den Blick wandern. Sie nahm die Vibrationen wahr, die von jeder Bewegung ausgelöst wurden. Eine war zwar etwas weiter weg, aber sie kam näher und sie sah in die Richtung. "Titan" sagte sie, spreizte die Flügel und stieß sich mit einem kräftigen Flügelschlag ab. Einige Pferde scheuten vor ihr, aber darauf achtete sie nicht. Dieser Titan, wie die Menschen diese Wesen nannten, war anders. Er lief auf allen Vieren, und kam schnell näher.
"Das ist ein Abnormaler" sagte plötzlich dieser schwarzhaarige Typ neben ihr.
"Was bei..." Die Halbdrachin stockte, als dieser Titan mit weit aufgerissen Mund nach oben sprang. Sie schraubte sich nach oben in die Luft und sah nach unten, wo der Mann mit einer rasenden Geschwindigkeit diesen Titanen platt machte. Verwirrt sah sie nach unten und folgte dem Schwarzhaarigen, welcher zu seinen Leuten zurück kehrte.
Ein blonder großer Mann mit sehr buschigen Augenbrauen sah nach oben zu ihr. Sie beschloss zu sehen, was die Menschen hier machten. Sie schickte ihren Geist zu ihm aus. Ich denke es wäre das beste, wenn wir an einem Ort reden ohne störende... Titanen?, schlug sie ihm in Gedanken vor. Er schien verwirrt darüber zu sein, dass ihre Stimme in seinem Kopf ertönte.
"In Ordnung! Komm mit in die Mauern... Nur hast du die Möglichkeit uns zu begleiten ohne so weit in der Luft zu fliegen?" Der Anführer dieser Truppe sah sie stoisch an. Sie flog hinunter und nahm dabei ihre menschliche Gestalt an. Dabei ging ein raunen durch die Menschen, die anwesend waren. Sie landete etwas vor ihm entfernt und ließ zum Schluss auch die Flügel und den schuppigen Schwanz verschwinden.
"Unauffällig genug?" fragte die Halbdrachin.
"Levi, nimm sie auf deinem Pferd mit" befahl der blonde Anführer und der Schwarzhaarige nickte. Er war der einzige, der sie nur mit einem kühlen Blick ansah. Sein Pferd wurde unruhig, als sie auf es zu ging.
"Shh" sagte die Halbdrachin und ging langsam auf das Pferd zu. Ihre langen braunen Haare wehten leicht im Wind, als sie vor dem Pferd stehen blieb und die Hand aus steckte. Sie sagte etwas in ihrer Muttersprache und das Pferd entspannte sich sichtlich, so wie auch alle anderen. Als sie dann hinter dem Mann aufstieg, sah er sie eindringlich an. "Was hast du gemacht?" fragte er.
"Ich habe lediglich gesagt, dass ich sie nicht jagen werde und sie vor mir keine Angst haben braucht" sagte sie schlicht und lächelte ihn an, was keine Erwiderung fand. Als sie sich dann an ihm fest hielt ritten alle los und betraten die Stadt durch die Mauer.

Attack on Titan - Blue-Eyed ScalesWhere stories live. Discover now