Kapitel 7

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Einige Minuten später goss Lyra das heiße Wasser in die beiden Tassen und ließ den schwarzen Tee ziehen. Als er dann fertig war, nahm sie die Teebeutel raus und nahm etwas von dem Kandiszucker und füllte ihn in beide Tassen. Danach ging es nach oben. Leise ging sie die Treppen hoch und klopfte leise bei Levi an. Sie ging hinein ohne auf die Antwort des Captains zu warten. Er saß mit einer Kerze an seinem Schreibtisch und las sich sich einige Sachen durch. Lyra stellte ihm seine Tasse hin und setzte sich ihm gegenüber. Sie beobachtete ihn eine ganze Zeit und trank genüsslich den Tee. Bei einem der Zettel sah er sie an und hob eine Augenbraue.
"Du sollst Verräter aufspüren?" fragte er sie.
"Ja, Erwin bat mich darum vor einiger Zeit" antwortete Lyra und nippte an ihrem Tee. "Es stehen wohl bald irgendwelche Befragungen an und ich soll dabei sein. Feststellen, wenn jemand lügt." Sie trank gemütlich ihren Tee aus. Von außerhalb prasselten Regentropfen an die Fensterscheiben. "Ich geh dann mal schlafen. Gute Nacht, Levi."
Ihre Tasse in die Küche bringend hatte Lyra eine Melodie auf den Lippen, sie summte die fröhliche Melodie, bis sie sich hin legte, um zu schlafen. Sie schlief die restliche Nacht ruhig und entspannt und wachte so auch dementsprechend auf. Kurz sagte sie allen guten Morgen, die schon in der Küche waren und ging ohne etwas zu essen hinaus. Es war noch leicht neblig, während Lyra hinaus trat und die ihre Drachengestalt annahm, während sie abhob. Sich in den Himmel schraubend gewann sie schnell an Höhe und war auch kurzerhand über den Wolken, die sich wie kleine Schäfchen zusammengekuschelt hatten.
Die Luft hier oben war sehr dünn und selbst für Lyra gerade noch atembar. Sie flog dann aber trotzdem nach und nach weiter runter, machte Sturzflüge, Loopings und andere Tricks in der Luft, bevor sie endgültig zum Hauptquartier flog. Draußen hielt Erwin schon nach ihr Ausschau. Sie landete vor ihm, nahm ihre Menschengestalt an und salutierte vor dem blonden Kommandanten.
"Guten Morgen" sagte sie. Er lächelte kurz und wünschte auch ihr einen guten Morgen. Da sie sich sicher war, dass das nicht jeder hören sollte schickte sie ihren Geist zu ihm aus und sah ihn noch fragend dabei an. Er nickte und drehte sich um, bedeutete ihr zeitgleich auch, dass sie ihm folgen sollte.
Wie viele Besprechungen werden es sein?, wollte Lyra wissen und ging neben Erwin her.
Einige. Einiges läuft viel zu schief hier, seufzte Erwin. Er ging an seinem Büro vorbei in einen anderen etwas größeren Raum, der aber auch nur mit einem langen Tisch und mehreren Stühlen ausgestattet war.
Einiges? Ohje. Bist du dir sicher, dass du den Schuldigen unter den richtigen Leuten suchst?
Ich gehe einfach alle Möglichkeiten durch.
Das habe ich auch und trotzdem war meine Entscheidung die falsche und nicht nur Levis Truppe musste darunter leiden.
Erwin schwieg dazu und es begann ein langer Tag mit Befragungen und Lyra konnte nichts entdecken. Jeder sagte die Wahrheit. Sie wusste es, da sie zum einen über Herzschlag und Atmung bemerken konnte, wenn jemand log. Zum anderen konnte sie über die Gedankenverbindung, die sie dafür nur leicht einging und so dass es nicht bemerkt wurde, feststellen wie diese reagierten. Bei einem Lügner würde das auch nochmal anders. Und so ging es bis zum Abend und es war erfreulich, dass die Befragten alle die Wahrheit gesagt hatten.

Am Abend waren sie fertig und Lyra wollte nur noch in ihr Nest. Die ganze Zeit aufmerksam bleiben hatte sie mehr geschafft, als sie zugeben wollte. Zum Abendessen blieb sie noch im Hauptquartier, doch die Nacht wollte sie nicht hier verbringen. Sie flog müde wie sie war zur Festung zurück und landete davor. Sie ging hinein, ließ ihren schuppigen Schweif über den Boden schleifen und schleppte sich zur Küche, wo sie sich etwas Wasser heiß machte.
"Da sieht aber wer fertig aus" bemerkte Eren hinter ihr. Sie sah ihn müde an.
"Eren, was willst du?" fragte sie etwas unfreundlicher, als sie es klingen lassen wollte.
"Nichts.. Ich wollte eigentlich nur... Naja äh... Captain Levi war mal wieder stinksauer " sagte der Junge und Lyra sah ihn verwundert an.
"Was hat das mit mir zu tun? Er konnte ja schlecht sauer auf mich sein. Ich war ja nicht da" sagte Lyra. Ihr Kopf ging auch nicht mehr so schnell heute. Eren sah aus, als würde er für diese ganzen Worte gleich gehörig eins auf den Deckel bekommen.
"Er hat selbst an Mikasa die ganze Zeit etwas zu nörgeln gehabt!"
"Uff" kam es nur von Lyra, die sich das nun heiße Wasser in die Tasse goss. "Was soll ich da jetzt machen? Ich war wegen Erwin unterwegs. An ein paar wenige Regeln halte auch ich mich" erklärte sie dann.
"Ja klar, aber ehrlich so..."
"Jäger, hast du nichts mehr zu tun?" kam es plötzlich von Levi, der im Rahmen der Tür stand und zu ihnen beiden rüber sah.
Seine Gereiztheit ging auf Lyra über, indem sie ihn angiftete :"Bei Jathomeys wütendem Feuer, halt die Klappe und verzieh dich! Ich habe heute nicht mehr den Nerv mir deine albernen Befehle anzuhören!" Sie merkte, wie Eren einen Schritt beiseite ging und Levi auf sie zu stürmte.
"Du findest meine Befehle albern?" fragte der Wurzelgnom ruhig, aber Lyra wusste, dass sie seine innere Wut geweckt hatte.
"Ich würde mich gerade am Boden kugeln vor lachen, wenn mir nicht gleich der Kopf platzen würde" fauchte sie gereizt zurück und wollte sich eigentlich gerade ihren Tee nehmen, als er Lyra am Kragen packte. Sie hatte aber heute keine Lust auf einen Kampf mit ihm und die zwickte ihn erst in die Seite und dann mit beiden Händen links und rechts in den Nacken - und das in einer Geschwindigkeit, die er nicht realisieren konnte und noch weniger darauf reagieren konnte. Zeitgleich war Lyra nach so einem Tag auch echt stolz auf sich, dass ihr Körper auch ohne ihren Kopf reagierte.
Levi ließ sie los und konnte sich gerade noch an der Arbeitsplatte des Schankes festhalten, bevor ihm seine Beine gänzlich den Dienst verweigerten.
Lyra nahm in der Zeit seelenruhig ihren schwarzen Tee und ging an Eren - der sie mit großen verwunderten Augen anstarrte - vorbei und ging hoch zu ihrem Zimmer, welches sie sorgfältig verschloss und sich aufs Bett setzte. Den Tee schlang sie gerade zu hinunter und zog sich dann aus, um schlafen zu gehen.

Attack on Titan - Blue-Eyed ScalesWhere stories live. Discover now