Attack on Titan - Blue-Eyed Scales

Kapitel 33

Levi stand vom Tisch auf und wollte wieder zu seinem Zimmer gehen, als ihm plötzlich und ohne Vorwarnung die Beine den Dienst quittierten. An der Kante des Tisches konnte er sich noch festhalten und nicht komplett zu fallen.
"Captain!" riefen einige, darunter seine eigene Einheit.
"Lasst mich..." knurrte er und verzog vor Schmerz das Gesicht. Doch es war nicht sein eigener Schmerz, der von der Schulter über den ganzen Rücken schoss und ihn Sterne sehen ließ.
"Levi, was ist los?" fragte Hanji, die inzwischen vor ihm kniete.
"Das kommt nicht von mir" murmelte er unterdrückt und kam wieder auf die Beine. Nur warum spürte er Lyras Schmerzen und warum hatte sie die überhaupt? Ihr Feuer loderte weiter hell in ihm, also müsste es ihr doch relativ gut gehen, oder? Anders als sonst, konnte er nicht eine genaue Richtung ausmachen, in der sich seine Freundin befand. Das war noch nie gewesen, was Levi sorgen bereitete. Trotzdem hatte Levi eine Ahnung, wo sie sich innerhalb der Mauern aufhalten könnte und seine Hilfe brauchte. "Nicht noch einmal" murmelte er dann. "Mikasa, Jean, Eren und Sasha, macht eure Pferde startbereit und seid in fünf Minuten auf dem Platz!" befahl er und stürmte aus der Küche zu seinem Zimmer, holte seine Ausrüstung und schnappte sich zwei volle Gasflaschen. Welches Pferd konnte er nehmen? Ob Lyras sich von ihm reiten ließ? Er hatte keine Wahl und musste es jetzt heraus finden.
Bei der Fuchsstute angekommen sah sie ihn aus klugen Augen heraus an. "Komm, wir müssen seine Herrin retten" sagte er leise und erhielt ein schnauben zur Antwort. Die Stute hatte keinen Sattel, wie er wusste, also würde er sie so reiten müssen. "Na dann los" sagte er und schwang sich auf den Rücken der Stute und ritt zum Platz, wo schon seine Einheit bereit auf ihn wartete.
"Captain, wo geht es hin?" fragte Eren ihn und genau jetzt konnte er es auch spüren.
"Richtung Trost, wobei eher Shiganshina, Lyra braucht etwas Hilfe" antwortete er, riss das Pferd herum und trieb es an. "Sasha, reite zum Hauptquartier und sag Erwin, dass womöglich die Mauern in Gefahr sind und das nicht wegen Titanen! Beeil dich!"
"J-jawohl!" rief Sasha und löste sich aus der Gruppe.
"Nicht wegen Titanen, was ist los Captain?"
"Ich weiß es selbst nicht, aber wir müssen jetzt eingreifen" sagte Levi nur und hoffte, dass die Vermutung einfach nur ein Fehler war.

Schon von weitem konnte man es sehen, als Shiganshina immer näher kam. Über der Stadt kämpften zwei Drachen. Ein kleiner und ein riesiger. "Wir erklimmen von hier aus die Mauer und machen uns ein Bild" befahl Levi und war der Erste, der sich die Mauer nach oben hangelte. Der riesige rote Drache flog einfach nur und schien von einer schimmernden Kuppel geschützt zu sein und Lyra schien nicht an ihn heran zu kommen. Anders als sonst schien sie am Ende ihrer Kräfte zu sein. Von so weit weg konnte er es nicht beurteilen, aber er war sich sicher, dass sie nicht so wie immer mit den Flügeln schlug sondern einen schonte.
"Wir müssen ihr helfen" sagte Eren und ließ den Blick wandern. "Die Kanonen! Vielleicht können wir ihn mit den Kanonen treffen!"
"Aber wir könnten Lyra dabei erwischen" meinte Mikasa.
"Nicht, wenn wir auf uns aufmerksam machen" meinte Levi. Er ließ den Blick wandern. Einige Soldaten von der Mauergarnison kamen angerannt.
"Die beiden kämpfen schon seit einer halben Stunde hier. Sie sind aus dem Nichts aufgetaucht. Unsere Lyra sieht nicht danach aus, als könnte sie gewinnen" meinte einer dieser Soldaten, während er vor Levi salutierte.
"Richtet die Kanonen auf den Roten. Ihr habt nicht zufällig einige Rauchsignale hier oben?" Levi warf einen erneuten Seitenblick auf Lyra und den Drachen, die sich nun gegenseitig Angriffen. Lyra traf ihn nicht, dafür er sie, weshalb man sie Brüllen hörte. Levi zuckte kurz zusammen.
"Die Kanonen auf den Drachen richten? Was ist mit den Menschen in Shiganshina?"
"Das Risiko müssen wir eingehen. Wenn er Lyra besiegen kann, ist die Menschheit verloren" erwiderte Levi kalt. "Es sei denn, ihr habe die Möglichkeit euch Flügel wachsen zu lassen und holt ihn vom Himmel."
"Kanonen auf den roten Riesen!" brüllte dann der Soldat. "Evakuiert die Stadt!"
"Geht und unterstützt sie bei den Kanonen" befahl Levi seiner Einheit.
"Jawohl" kam es von Eren und Jean.
"Ich fürchte, ich muss diesen Befehl missachten, Captain." Mikasa sah ihn an, dann hinauf zu Lyra. "Sie müssen zu ihr dort hoch, das wissen wir beide."
"Man kann mich schlecht dort rauf schießen und Lyra wird sich nicht von dem Kampf abwenden."
"Das nicht, aber mit genug schwung durch die 3D-Manöver an der Mauer entlang sollte es möglich sein, sich nach oben zu katapultieren und an den Schwanz des Riesen zu hacken. Sie kommen immer näher hier heran und wenn es stimmt und dieses schimmern um ihn mit den Kanonen zu brechen ist, dann sollten wir ihn damit doch ablenken können" schlug Mikasa vor.
Levi überlegte, während die Kanonen schussbereit waren.
"Captain Levi, die Kanonen sind bereit und hier haben wir einige Rauchpistiolen mit allen Signalfarben und einem Signalknall. Die Kanonen werden bei Sichtung des Rauchs abgefeuert."
"Gut" sagte Levi und sah Mikasa an. Er gab ihr eine Pistole und ein Rauchsignal. Er selbst nahm das Signal, welches diesen hellen und lauten Ton beim Abschuss von sich gab. "Du schießt, kurz nachdem ich geschossen habe. Das müsste Lyra genug Zeit geben" befahl er dann und richtete die Pistole in den Himmel. "Nachdem die Kanonen geschossen habe, setze ich deinen Plan um, Mikasa. Ihr handelt danach vollkommen frei. Tut was ihr für richtig haltet."
"Verstanden. Ich bin soweit" sagte Mikasa und tat es ihm gleich.
"Hoffen wir, dass wir ihn genug ablenken können" sagte er und schoss sein Signal ab. Nur Sekunden später schoss Mikasa und dann die Kanonen. Lyra faltete die Flügel zusammen und ließ sich fallen, als die Kugeln durch die Luft flogen. Levi sah hoch zu dem Roten, der gar nicht zu wissen schien, was passierte. Er drehte sich, und schien Lyra zu suchen.
Levi zögerte nicht, schoss einen Hacken in eine der Zinnen der Mauer und sprang runter. Den Schwung mit nutzend schoss er dann nach oben und konnte den zweiten Hacken tatsächlich auf den Drachen schießen. Er traf den Drachen an der Hüfte und zog sich nach oben. Zwei Klingen ziehend und sich dabei so drehend, als würde er einem Titan das Nackenfleisch herausschneiden, schoss Levi auf den Rücken des Drachen zu. Jedoch konnte er ihm nicht einmal einen Kratzer zufügen. Zum Glück brachen die Klingen nicht. Die Ablenkung schien allerdings auszureichen und gab seiner Freundin die Möglichkeit sich am Hals des Riesen zu verbreißen.
Nur würde das nicht reichen, um ihn vom Himmel zu holen.
Der Drache brüllte etwas und sog Luft ein. Als er Feuer über seinen Rücken spuckte, hatte er wohl erwartet, dass Levi verbrannte. "Jetzt bin ich dran" brummte Levi und schoss die Hacken in die Hörner des Drachen und schlitzte die Flügel auf. Am Kopf angekommen stieß er sich ab und warf dem Drachen die Klingen in die Augen.
"Levi! Die Flügelansätze! Durchbohre ihn!" rief Lyra ihm zu. "Lange kann ich ihn nicht mehr festhalten, beeil dich!"
Genau in diesem Moment riss sich der Drache von Lyra los und schien ihr etwas zu sagen, doch Levi verstand es nicht. Der Drache packte eines der Dratseile und zog daran, was Levi vollkommen aus dem Gleichgewicht brachte. Er fiel dann runter, konnte sich aber an Lyra fest hacken und sich vor einem langen Sturz retten. Jetzt war es Lyra, die laut brüllte. Vermutlich würde er gar nicht mehr dazu kommen dem Roten die Flügel zu stutzen.