Kapitel 39

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"Es wird Zeit, wir müssen jetzt noch Levis Welt von den Titanen befreien" sagte Lyra eine Woche später und sah ihre kleine Schwester freudig und traurig zugleich an.
"Möge Jathomeys wütendes Feuer eure Feinde verbrennen" sagte Syndra und umarmte ihre Schwester zum Abschied. "Und Levi, pass mir gut auf meine Schwester auf!"
"Das werde ich" erwiderte der Stärkste Soldat des Aufklärungstrupps. Er war etwas verwundert, als er von Syndra auch umarmt wurde, zumindest schien er damit nicht gerechnet zu haben. Levi erwiderte die Umarmung etwas Überfordert, was Lyra zum kichern brachte.
Die ganze Verabschiedung wurde draußen fortgesetzt, wo Lyra ihrer restlichen Familie um die Hälse fiel. Sie konnte jeder Zeit zurück kommen, doch trotzdem tat sich Lyra schwer mit dem Abschied. Es fühlte sich doch in gewisser Weise wie ein Abschied für immer.
"Komm" meinte Levi dann und kletterte auf ihren Rücken, als sie schon in ihrer Drachengestalt da stand und ihren Kopf am Hals ihres Vaters rieb. Rajaion summte darauf hin aufmunternd. "Wir sind sicher nicht das letzte mal hier" versuchte Levi sie nun aufzumuntern, was bedingt funktionierte.
Schließlich löste sich Lyra und sah ihrem Vater in die eisblauen Augen. Er sprach den Zauber, der sie wieder zurück zu Levis Heimat brachte. Es war ein komisches Gefühl, so als würde sie fallen aber gleichzeitig auch stehen. Ganz anders als damals auf jeden Fall.

Lyra sah sich um, sie war in einem Mammutbaumwald. Die Luft war eine andere, was sie sofort dazu bewegte sich in die Luft zu erheben. Sie fühlte, wie Levi sich auf ihrem Rücken fest hielt und sich umsah. Als sie über dem Wald waren, orientierte sich die Halbdrachin erstmal. "Ich weiß wo wir sind, südlich von Trost. Hier bin ich damals aufgewacht" sagte sie und schupperte. Von Süden kam ein stinkender Luftzug. Es roch nach Blut, was Lyra verwunderte.
"Was fällt dir auf?" fragte Levi sie, da er ihre Reaktion schon bemerkt hatte.
"Blut" sagte sie nur und drehte in der Luft nach Süden, bevor sie auch in diese Richtung flog. Sie folgte ihrer Nase nach außerhalb der drei Mauern, folgte dem Blutgeruch, der sich immer mehr mit Schweiß, Angst und salzigen Tränen vermischte. Und dann sah man die Signale, mit denen sich der Aufklärungstrupp außerhalb koordinierte. Rings herum waren nur schwarze Signale zu sehen und ein einziges grünes, welches zur Mauer zurück zeigte. Allerdings würde es nicht bestätigt. Die stecken in Schwierigkeiten! Nichts wie hin da, teilte Lyra ihrem Gefährten mit und legte die Flügel an, während sie den Titanen entgegen brüllte.

"Kommandant, es sind zu viele, wir haben keine Chance! Abnormale von allen Seiten!" rief Hanji Erwin zu. Er feuerte ein grünes Rauchsignal ab, doch keiner schien es wirklich zu bemerkten, denn rings herum waren alle im Kampf gegen Abnormale. Die Situation war ausweglos, von einem Tag auf den anderen waren die Titanen zurück gekehrt und schienen alle schneller und etwas intelligenter geworden zu sein.
"Sammeln und..." wollte Erwin rufen, als man plötzlich ein Brüllen hörte. War das echt, oder doch nur eine Halluzination, an die er sich Klammern wollte, bevor der Aufklärungstrupp heute ausgelöscht wird?
Plötzlich schoss ein dunkler Schatten über ihre Köpfe hinweg und man hörte Flügelschläge. Da auch die anderen in Erwins Umgebung nach oben schauten, war das keine Einbildung.
"Das ist Lyra!" rief jemand und sofort jubelten einige freudig auf.
"Keine Zeit zum Freuen, zum Angriff! Opfert eure Herzen für den Sieg!" brüllte Erwin und stürzte sich ebenfalls in den Kampf, zumindest wollte er es, denn Lyra und auch Levi kämpften Seite an Seite und nahmen die Titanen auseinander, als wären es kleine Fische.

"War das schon alles?" fragte Lyra und landete neben Levi, der inzwischen inmitten des Aufklärungstrupps stand. Er starrte nur Erwin wütend an, bevor Hanji ihm um den Hals fiel. Der Anblick war wirklich niedlich, wie Lyra fand, dennoch musste sie es unterdrücken Levi eifersüchtig an sich zu ziehen.
"Ihr seid wieder da! Ihr seid wieder da, wieder da wieder daaaa" sang Hanji schon beinahe und weinte dabei Freudentränen.
"Ey es reicht Vierauge, heul dich an jemand anderen aus!" kam es angeekelt von Levi, der Hanji dann von sich drückte. "Was ist hier überhaupt los? Seit wann lasst ihr euch so von Titanen bedrängen?" Damit wandte er sich an Erwin, der ebenfalls abgestiegen war von seinem Pferd.
"Nun, es ist so..." wollte er Antworten.
"Verschieben wir das Gespräch, da kommen mehr. Los seht zu, dass ihr hier weg kommt" mischte sich Lyra knurrend ein. Sie spreizte die Flügel bereit zum Abflug und wartete nur noch auf ihren Gefährten, der auf ihren Rücken kletterte, seine Schwerter zog und auf ihr stehen blieb. "Na los, formiert euch, was steht ihr hier so herum?! Ab nach Hause mit euch!" Lyra erhob sich in die Lüfte und begann dicht über dem Aufklärungstrupp zu Kreisen, bis dieser sich endlich in Bewegung setzte und auf die Mauer Maria zu ritt. Öfters musste Lyra kurz abdrehen, um zusammen mit Levi einen weiteren Titan auseinander zu nehmen.
Innerhalb von Shiganshina angekommen, landete Lyra fauchend auf der Mauer und sah hinunter, bevor sie sich doch dazu entschloss zwischen den Soldaten des Aufklärungstrupps zu laufen. Levi stand die ganze Zeit auf ihrem Rücken. Was ihnen von den Menschen hier allerdings entgegen kam war purer Hass. Beschimpfungen schienen an der Tagesordnung zu sein. Die Soldaten ließen es schweigend über sich ergehen. Die Militärpolizei hatte alle Hände voll zu tun um Übergriffe zu vermeiden. Lyra knurrte die Menschen bedrohlich an, da ihr die Stimmung unerklärlich war. Bevor sie gegangen waren war alles gut und nun? Was war hier nur passiert? Ich habe gerade das Bedürfnis einige dieser Großschnauzen hinter die Mauer zu werfen, murmelte sie Levi in Gedanken zu. Angst vermischt mit Hass auf die falschen Personen, was ist hier nur passiert?
Klären wir das mit Erwin.
Ja... Trotzdem etwas ist hier gewaltig faul, Levi. Der Aufklärungstrupp freut sich uns zu sehen, ist aber etwas betrübt, geradezu hoffnungslos. Ich habe das Gefühl, dass wir gleich einige schlechte Nachricht bekommen werden.

Attack on Titan - Blue-Eyed ScalesWhere stories live. Discover now