Kapitel 15

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Er schloss die Tür ab und drehte sich zu Lyra um, die die Arme vor der Brust verschränkte und sich provokativ an den Schreibtisch lehnte. "Levi, ich meine das eben wirklich nicht böse" sagte sie und sah ihm in die grauen Augen, die sie düster an funkelten. "Ich will dich nur beschützen."
"Ich bin der, der dich beschützen sollte" meinte er darauf hin und ging auf sie zu. Sie sahen einander in die Augen. "Du sture Göre!"
"Giftzwerg" erwiderte Lyra und sah ihn ernst an.
"Schuppenechse" brummte er darauf.
"Wurzelgnom!" Lyra verkniff es sich zu grinsen und sah ihm ernst in die Augen. Jedoch konnte sie es sich nicht verkneifen, als sie auch seine Mundwinkel kurz zucken sah. Sie schlang ihm die Arme um den Hals, als er vor ihr stand.
"Du bist kleiner als ich" meinte er beleidigt und sah sie missmutig an, was sie dazu veranlasste ihn zu küssen und diesmal nicht das letzte Wort haben zu wollen. Levis Geruch umgab sie, was sie leise schnurren ließ. Sie genoss es, bei ihm zu sein und zeigte ihm das auch. Er erwiderte, doch diesmal war es sehr sanft für seine Verhältnisse. Es schien, als wollte er sicher sein, dass sie immernoch da war.
"Komm, ich mach uns nen Tee" schlug sie ihm vor, als sie sich von ihm löste. "Und nein, ich mach dir kein Schlafmittel in den Tee und verschwinde in der Nacht." Sie hatte ihm an der Nasenspitze ansehen können, dass er schon ablehnen wollte. "Ich weiß, dass ich dich nicht davon abhalten kann mich zu begleiten, also versuche ich es nicht weiter." Das schien ihn zufrieden zu stellen und er nickte zustimmend.
Als sie das Büro verließ und zum Speisesaal ging, kam ihr Erwin entgegen. Dieser fragte sie kurz angebunden ob sie wüsste, wo sich Levi befindet. Nach kurzer Antwort ging sie weiter und begann in der Küche zwei Tassen Schwarztee zu kochen, während sie leise vor sich hin summte.
Mit einem Tablett bewaffnet und den beiden Tassen darauf, ging Lyra zurück zum Büro von Levi. Sie ging ungefragt hinein und achtete nicht darauf, dass Erwin und Levi sich stritten. Seelenruhig stellte sie ihrem Gefährten die Tasse hin und lehnte sich an die Tür zum Schlafzimmer mit ihrer Tasse. So ganz hatte sie nicht mit bekommen, worum es ging, trotzdem merkte sie, dass sich die beiden Männer uneinig waren.
"Ich lasse nicht zu, dass du Lyras Freiheit aufs Spiel setzt!" fauchte Levi zornig.
"Entschuldigt, aber worum geht es?" mischte sie sich ein, beunruhigt durch Levis Satz. Jedoch ließ sie sich davon nichts anmerken, eventuell sah Levi es ihr an, aber das wusste sie nicht genau. Verwirrt blickten beide Männer sie an und schienen erstmal perplex zu sein, dass sie sie nicht bemerkt hatten.
"Wie bist du denn hier her gekommen?" fragte Erwin. Er war vollkommen aus dem Konzept, das sah sie ihm an.
"Ich wohne hier und gelaufen. Wenn du jedoch eher wissen willst, wie ihr beiden mich nicht bemerkt habt, dann lautet die Antwort, dass ich einfach leise wie immer durch die Flure hier her gelaufen bin. Ihr beide wart so konzentriert, dass ihr mich nicht bemerkt habt." Sie schlürfte einen Schluck ihres Schwarztees und sah sie beiden Männer leicht lächelnd an.
"Du bist... Leise" erwiderte Erwin.
"Ich bin eine Jägerin, wenn es sein müsste könnte ich euch alle auch sehr erfolgreich mit Fleisch und Fisch versorgen. Und jeder Soldat des Aufklärungstrupps würde satt werden." Sie musste schmunzeln, was aber auch schnell wieder verschwand. "Was ist vorgefallen, weshalb Levi meine Freiheit nicht aufs Spiel setzen möchte?"
"Bei der kommenden Verhandlung will die Militärpolizei dich in die Finger bekommen und in Ketten legen" sagte Erwin.
"Die Ketten, die mich halten müsst ihr erstmal erfinden" brummte Lyra unbeeindruckt.
"Wie meinst du das?" kam es von Levi.
"Metall ist nichts weiter als gereinigte und veredelte Erde. Ich hätte mich schon damals im Kerker mit Leichtigkeit befreien können. Der Grund warum ich es nicht tat, ist weil ich es nicht wollte. Ich wollte keinen Menschen verletzen." Lyra stellte die Tasse auf dem Schreibtisch ab und ging zum Fenster. Sie sah nach draußen und sah einige Soldaten zusammen stehen. "Nur schade, dass die Einhörner nicht die einzigen sind, die mich in Ketten sehen wollen, oder nicht darauf vertrauen, dass ich euch ohne Gegenleistung unterstütze." Lyra versetzte ein Gedanke, der ihr deswegen kam, einen heftigen Stich im Herzen. Womöglich würde sie deswegen früher oder später gehen müssen. Und ob Levi mitkommen würde, war dabei ungewiss.
"Wo hast du das denn her?" fragte Levi. Für ihn und auch Erwin schien für den Moment vergessen zu sein, dass sie eigentlich etwas anderes besprochen hatten.
"Willst du das wirklich wissen? Ihr beiden bekommt das nicht mit, schließlich habt ihr nicht so gute Ohren wie ich" murmelte Lyra und seufzte leise. "Egal, wo ich bin, werden solche Stimmen laut. Kein Wunder, dass die Militärpolizei handeln will. Vielleicht sollte ich einfach eure Mauern reparieren und dann verschwinden, auch wenn es mich noch so sehr zerreißen wird."
"Red nicht solchen Quatsch, Lyra!" rief Levi und stand auf.
"Hör nicht drauf. Meinst du, man kann es allen recht machen?"
"Nein, aber ich bin der Grund für Unruhen" sagte Lyra und drehte sich um, um sich in Levis Armen wieder zu finden

Attack on Titan - Blue-Eyed ScalesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt